Lykke Li „Wounded Rhymes“

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Lykke Li „Wounded Rhymes“ (Warner)
Mit Zitaten und Querverweisen, das zeigen die letzten Wochen, heißt es sehr, sehr sorgsam umzugehen (na gut, billiger Witz), aber an jenem Text aus dem Onlinefundus Wikipedia bin ich einfach nicht vorbeigekommen: „Für mich war es immer klar, dass ich später etwas mit Kunst machen möchte. Das Leben ist eben ein Mysterium, dem man am ehesten mit Kunst nahe kommt. Als ich dies erkannte, war es für mich offensichtlich, wie meine Bestimmung aussieht. Ich habe überlegt, ob es Mode oder Malerei sein könnte, bis ich mich für die Musik als Ausdrucksform entschied“, so die schwedische Sängerin Lykke Li 2008 auf musik-base.de.
Soweit, so zauberhaft. Nun mag es etwas unfair sein, diese Worte in Zusammenhang mit dem neuen Album aus der Kiste zu holen, andererseits kann es helfen, die Fallhöhe darzustellen, die ihr droht, wenn man sie weiterhin bei eben diesen Worten nimmt. Denn wenn „Wounded Rhymes“ etwas nicht ist, dann ist es das: Kunst. Eher vielleicht, in Anlehung an ein Sprichwort, Wunst. Oder einfach ein ziemlich gewöhnliches, in Teilen eher mäßiges Popalbum. Das ist bei all dem Geschrei, was um die hübsche Songwriterin seit Wochen gemacht wird, noch dazu nach dem in der Tat überraschenden, weil feingliedrigeren Debüt „Youth Novels“, sicher ernüchternd. Aber trotz aller gut gemeinten elektronischen Verzierungen, trotz all der schön inszenierten monochromen Porträtfotos bleibt der Gesamteindruck doch seltsam unbefriedigend.
Wenig zu spüren von dem Reiz, der zum Beispiel eine Karin Dreijer Andersson alias Fever Ray umgibt, stattdessen eine ganze Reihe kaum überzeugender Songs: „Youth Knows No Pain“ böllert gleich gewaltig und leider auch recht mittelmäßig los, „Love Out Of Lust“ bleibt spannungsarm und beim enervierenden Shanty „Unrequited Love“ tut man sich selbst schon ein wenig leid. Bei „Rich Kids Blues“ stimmt wenigstens die Dröhnung – satter Bassrock im Stile einer Melissa auf der Maur. Das nachfolgende „Sadness Is A Blessing“ („Sadness is a blessing, sadness is a pearl, sadness is my boyfriend, oh, sadness I'm your girl ...“) ist so platt geraten, dass wahres Mitgefühl zwangsläufig außen vor bleiben muss.
Soll aber keiner sagen, es gäbe keine Lichtblicke – „I Follow Rivers“ gefällt nicht nur durch das verquere, an den unmöglichsten Stellen eingestreute metallische Geklimper, auch die beiden ruhigeren Stücke „I Know Places“ und „Silent My Song“ sind gelungen. Deutlich auf der Haben-Seite natürlich die Stampede „Get Some“ – da muss man unserem Lieblingsscientologen Beck schon das Kompliment machen, dass er sich von allen Songs den erfolgversprechendsten für seine Überarbeitung vorgenommen hat, griffiger Refrain („Like a shotgun needs an outcome, I’m your prostitute you gon‘ get some“), sichere Nummer. Schmollmund hin oder her, gemessen an den Vorschusslorbeeren dann aber doch zu wenig.
http://www.lykkeli.com/


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