Lustig ist das Zigeunerleben

Die heiße israelische Sonne brennt auf die trockene, jerusalemer Erde. Langsam aber stetig bewegt sich Helios auf den Horizont zu und läutet damit die Abenddämmerung ein, die Linderung vom Tage verspricht.

 

Wieder ein Tag zuende

Wieder ein Tag zuende

 

Immer mehr legt sich ein Schleier der Dunkelheit über die Stadt und ich falle in einen tiefen Schlaf.

Mein dämlicher Wecker klingelt schon wieder. Etwas unwillig muss ich die Augen öffnen, obwohl ich dieses „Aufweckteil“ am liebsten ignorieren würde. Möglicherweise gibt es diese aharmonische und kakophonischen Laute ausschließlich aus diesem Grund von sich, damit ich es nicht ignorieren kann. Nachdem ich es mit Hüftschwung und dem Elan eines im Bett Liegenden zum Schweigen gebracht habe, betrachte ich den Raum.

Irgendwie bin ich in meinen eigenen vier Wänden gelandet. Die Nachtluft entlasse ich mit einem Öffnen des Kastendoppelfensters, das mich an die Zeiten der Monarchie erinnert und mir bläst ein scharfer kalter Morgenwind entgegen. Es ist recht kühl, aber erfrischend. Mein chinesischer Mitbewohner schläft noch, eine Studienkollegin von ihm ist gerade auf Wohnungssuche und okkupiert seinen Raum, was ihn dazu gebracht hat, sein Nachtlager auf dem Sofa aufzuschlagen.

Nach der Morgentoilette mache ich mich auf den Weg zur Arbeit, vorbei an der Donau…

Donau?

Wo bin ich hier?

Die Stadt hat 23 Bezirke und hier gab es die erste U-Bahn in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie… ganz Europas, die auch feierlich vom Kaiser Franz-Josef befahren wurde.

Merkwürdig… Über Nacht bin ich in Budapest gelandet.

 

Wien?

Wien?

 

Nein... Kein Zweifel, ich bin in San Francisco gelandet!

Nein... Kein Zweifel, ich bin in San Francisco gelandet!

 

Und plötzlich habe ich auch eine eigene Wohnung (oder zumindest eine, die zumindest >50% mir gehört – ich habe einen größeren Raum, als mein Genosse :) ).

 

So sieht mein Zimmer derzeit aus. Der relativen Ordnung werde ich bald ein Ende setzen

So sieht mein Zimmer derzeit aus. Der relativen Ordnung werde ich bald ein Ende setzen

 

Der Wohnungsk(r)ampf ist vorbei.

 

Mein Zimmer von außen

Mein Zimmer von außen

 

Als ich hier angekommen bin habe ich mich auch gleich online schlau gemacht, wo es Wohnungen gibt.

Tag 1:

Ich stöbere diverse Seiten durch und finde eine Annonce von einer gewissen Julia, die ich auch anrufe. Das Gespräch ist so verlaufen (Übersetzung):

Ich: Hallo! Ist da Julia?
Anderes Ende der Leitung: Ja, hier ist Julia.
Ich: Mein Name ist Mario, ich bin derzeit in Budapest und suche eine Wohnung, Sie haben im Internet annonciert, dass Sie einen Mieter suchen?
Julia: Ja, es gibt da schon eine Wohnung, warum rufen Sie mich an?
Ich: Weil bei der Annonce Ihre Nummer dabeisteht.
Julia: Wirklich? Das ist merkwürdig.
Ich: Aber Sie haben eine Wohnung zur Vermietung?
Julia: Ja, aber das muss ich noch klären… Kann ich Sie zurückrufen?
Ich: Sicher doch, meine Nummer ist soundso.

Daraufhin habe ich noch einige Mails an potentielle Vermieter verfasst und mich wieder zurück zur Arbeit begeben.

Kurz vor der Mittagspause kommt eine Dame ins Büro und sagt zu mir, es tue ihr Leid, aber die Wohnung ist vergeben. “Äh… Welche Wohnung?“ entgegne ich sehr verwundert.

Ich hätte doch zuvor angerufen und nach einer Wohnung gefragt – diese ist leider vergeben.

???

„Wie war nochmal dein Name?“ frage ich sie. „Julia“ – „und du hast zuvor bei mir angerufen. Ich habe an deiner Nummer gesehen, dass du auch hier arbeitest, deswegen bin ich gleich persönlich vorbeigekommen“

Es stellte sich heraus, dass ich beim Wählen der Nummer vergessen hatte mich aus dem internen Netz zu wählen und eine Kollegin angerufen habe, die zufälligerweise auch Julia hieß – und eine enge Freundin von ihr hatte kurze Zeit zuvor ein Appartement zu vermieten gehabt. Nach dem Wählen der ersten Durchwahlziffern wurde der Rest der Nummer ignoriert und ich wurde zu ihr verbunden.

Der „richtigen“ Julia bekam nach dem Aufdecken dieses Kuriosums ein Mail und gleichdarauf hin bekam ich eines von ihr. Pünktlich um 6 sollten wir uns vor dem Gebäude treffen.

Etwas verwirrt über die Gegend bin ich dort erschienen. Es war der 5. Stadtbezirk, der exakt in der Mitte der Stadt liegt – umgeben von einigen Luxushotels. Die Wohnung ist trotz dieser Lage ausgesprochen ruhig und auch relativ geräumig. Der Mitbewohner kommt aus Schanghai und schien mir sympathisch zu sein (ist er auch). Nach kurzer Besichtigung kam es zur Gretchenfrage… Kostenpunkt?

Über Geld spricht man nicht ;)

Aber ich darf euch verraten, dass es selbst für ungarische Verhältnisse günstig ist. Die geographische Lage wertet das Preis-Leistungs-Verhältnis dann nochmals stark auf.

Und noch eine Brücke... Bin ich in Venedig?

Und noch eine Brücke… Bin ich in Venedig?

Erinnert ihr euch, liebe Leser an Jerusalem? Tag 0, Tag 1, Tag 2…? Ich würde gern noch ein bisschen was darüber erzählen, wie sich die Suche sich von Israel unterscheidet… Aber irgendwie – gab es kein Suchen, sondern nur ein Finden :)

In den nächsten Artikeln schreibe ich dann noch ein bisschen was über die letzten Tage in Israel, einige Kurzgeschichten vom Sinai schweben mir auch im Kopf und da inzwischen Freitag ist, steht das Wochenende vor der Tür und ich weiß noch nicht, ob ich hier in Budapest bleibe und mir einige Museen anschaue doch lieber die Umgebung der Stadt?

Desweiteren stelle ich fest, dass Ungarn an die Ukraine grenzt, was mich dazu veranlassen wird, irgendwann in diesem Jahr auch einmal einen Sprung dahin zu wagen (An dieser Stelle möchte ich auch meine Freundin und Leserin Olga grüßen :) ).

Inzwischen kann ich nicht mit wenig Stolz behaupten, dass ich alle Hauptstädte der Nachbarstaaten Österreichs besucht habe – anbei noch ein kleiner Überblick (Rom und Pressburg fehlen in den Fotos, da Pressburg nur Transit war und ich für die Fotos aus Rom die Familienalben plündern müsste… Es liegt schon einige Jahre zurück):

 

Auf der Karluv Most (Karlsbrücke) in Prag

Auf der Karluv Most (Karlsbrücke) in Prag

 

Neben der Kuh, die so fett ist, wie mein Konto sein sollte - in Vaduz

Neben der Kuh, die so fett ist, wie mein Konto sein sollte - in Vaduz

 

Fassbrause... So etwas bekommt man nur in Berlin :D (Danke an Birgit für das Foto!!)

Fassbrause... So etwas bekommt man nur in Berlin :D (Danke an Birgit für das Foto!!)

 

In Ljubliana - ich bin auf dem Bild nicht zu sehen, dafür mein Freund Valentin - wer ihn sieht darf ihm Bescheid geben, dass ich mich freuen würde Laibach nochmals zu sehen

In Ljubliana - ich bin auf dem Bild nicht zu sehen, dafür mein Freund Valentin - wer ihn sieht darf ihm Bescheid geben, dass ich mich freuen würde Laibach nochmals zu sehen

 

Lustig ist das Zigeunerleben

In "Bärn" am Münster - grüße an meine kurdischen Freunde in der Schweiz :)

 


Filed under: Fotografien, Magyarország, Mario Schwaiger

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