Seit einer kurzen Weile begegnen wir immer wieder Artikel zum Thema “Eltern belügen ihre Kinder” wie dieser in der Huffington Post.
Jetzt möchte ich dazu mal etwas sagen – denn ich hatte das Thema der Lügen ja bereits im Rahmen meines Posts zur Fastenzeit.
Ich verstehe, dass man es manchmal gerne etwas einfacher und schneller haben will – mit Kindern kann der Alltag anstrengend genug sein. Aber ich verstehe Einiges am Lügen nicht:
1. Lehren wir unsere Kinder nicht, dass Lügen falsch ist?
2. Verlieren sie nicht das Vertrauen in uns, wenn wir sie anlügen und zugleich gegen eigene Vorgaben verstoßen?
3. Kann man den Kindern wirklich die Wahrheit nicht sagen oder möchte man sich
4. die Reaktionen einfach nicht antun?
5. Sehe ich das zu eng und es macht einfach nicht wirklich etwas aus oder hinterlässt keine tieferen Eindrücke auf die Kinder?
Ich habe eben Nummer 1 die Liste der elterlichen Lügen des Artikels vorgelesen und sie zog die Stirn kraus.
Sie fand die genannten Lügen “bekloppt, weil komplett unrealistisch” und meinte, da “könne sie nur einen Vogel zeigen”. Klar, da ist einiges übertrieben dargestellt. Manche Lüge wiederum kam uns realistisch vor. Ihr drängte sich die Frage auf, wieso man seine Kinder belügt, worüber sie den Kopf schüttelte. Wir standen da ein bisschen vor einer fremden Welt, sie und ich.
Irgendwie war ich selbst etwas geschockt von diesem Thema, wo auch immer es mir in den letzten beiden Wochen begegnete. Ich habe wohl ganz naiv gedacht, dass es sich beim elterlichen Lügen eher um für beide Seiten irgendwie bewusste Scherze handeln würde. Und dass die Kinder sehr wohl wüssten, wenn man sie mit Unwahrheiten konfrontierte. Nun erst begreife ich, dass es sich hierbei für manche (viele?) Eltern um so etwas wie kleine Helfer im Erziehungsalltag zu handeln scheint. Es gibt also Eltern, die ihre Kinder (regelmäßig?) anlügen. Damit es im Alltag etwas einfacher ist. Okay.
Das muss ich erst einmal verdauen. Lauter große Pinocchios und Münchausens. Und ich dachte, diese beiden Geschichten hätten gelehrt, dass man nicht lügen soll. Na, dann kann man den pädagogischen Wert der erziehenden Lektüre wohl knicken – was mich im Fall des heute von mir bewerteten Buchs wiederum stark beruhigt :D
Ich würde gern mal kurz auf die Lügenliste eingehen:
2. “Der Spielplatz hat heute zu.” Im Fall, dass ich nicht zum Spielplatz wollte oder die Zeit nicht reichte habe ich meinen Kindern gesagt: “Ich möchte jetzt nicht zum Spielplatz.” oder “Wir haben leider keine Zeit mehr für den Spielplatz. Wir müssen jetzt nach Hause, tut mir leid.”
5. “Mama und Papa gehen auch gleich ins Bett.” Wenn Schlafenszeit ist und die Kinder fragen, was wir Eltern machen werden, dann sagen wir “Wir genießen die Zeit zu Zweit. Schlaft gut.” oder “Nein, wir schlafen nun nicht, weil wir älter sind und weniger Schlaf brauchen.”
20. Die Bibi-Blocksberg-CD: Im Auto lief bei uns noch nie Kindermusik. Weil ich das nicht möchte, ich kann mich dabei einfach nicht auf die Straße konzentrieren. Zuhause im Kinderzimmer läuft natürlich, was immer die Kinder hören möchten. Von mir aus auch Hundert Mal. Aber nicht im Auto.
Wenn ich keine Fingermalfarben verwenden will, dann kaufe ich keine (habe ich noch nie), sondern benutze andere bunte Farbverteiler – gerne auch zusammen mit den Kindern.
Wenn ich keine Lust mehr auf etwas habe, dann sage ich: “Ich habe nun keine Lust mehr.” Wenn Protest kommt, was ich verstehen kann, dann sage ich: “Guck mal, gestern hattest du keine Lust mehr, mit mir zu backen – das war okay. Nun habe ich keine Lust mehr zum Malen. Das ist auch okay.”
Ich habe nie erlebt, dass unsere Kinder an Kassen quengeln (sie “betteln” aber gerne mal beim Einkaufen), sich schreiend am Boden wälzen oder andere Emotionalausbrüche bekommen, weil ich sie mit der Wahrheit konfrontierte.
Aber sie sagen Folgendes: “Ich vertraue dir, weil du mich nicht belügst. Das fühlt sich irgendwie nach Respekt an. Ich flunker trotzdem manchmal, weil ich keine Lust auf Konsequenzen hab. Das lass ich dann, wenn ich erwachsen bin.”
Es gibt Situationen, in denen die Wahrheit richtig schwierig ist. Und es gibt solche, in denen man sie verschleppt, verzögert oder verschweigt. Das habe ich auch alles schon getan oder tue es manchmal, wenn ich keinen anderen Weg sehe. Aber nicht innerhalb der Familie – irgendetwas daran fühlt sich für mich persönlich nicht gut an. Obwohl ich verstehe, warum Andere sich in dem Punkt anders entscheiden.
Hier wollte ich nun mal meinen gegensätzlichen Entwurf zeigen.