Der große schwarze Vogel hat ihn von dieser Welt mitgenommen. Ludwig Hirsch hat im Wilhelminenspital in Wien den Freitod durch Sprung aus dem Fenster gewählt. Sein lebloser Körper wurde in den Morgenstunden des Donnerstag, 24. November 2011 gefunden. Unbestätigten Meldungen zufolge litt der Sänger und Schauspieler an Lungenkrebs. Vor seinem Sprung soll sich der Künstler von seiner Frau, der Schauspielerin Cornelia Köndgen, mit der er seit 1977 verheiratet war und einen gemeinsam Sohn hatte, per Telefon verabschiedet haben.
Der 65jährige begann seine Karriere in den späten 1970er Jahren und wurde mit seinen morbiden und zugleich kritisch-poetischen Liedern bekannt. Aus Furcht, dass Hörer Selbstmord begehen könnten, hatte damals der Radiosender Ö3 das Lied „Großer schwarzer Vogel“ wegen der morbiden und unheimlichen Atmosphäre nach 22 Uhr zu spielen verboten. Der Künstler, der zu den bedeutendsten Vertretern des Austropops zählte, wurde mit dem Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, dem Amadeus Austrian Music Award und erst dieses Jahr mit dem Wiener Goldenen Rathausmann ausgezeichnet. Hirsch war auch Schauspieler und trat beispielsweise im Kinofilm „Der Bockerer II – Österreich ist frei“ und anderen Kino- und Fernsehproduktionen auf.
Die Lieder von Ludwig Hirsch wie „I lieg am Ruck‘n“, „Der Dorftrottel“ oder „Spuck den Schnuller aus“ zeichnen sich durch seine einzigartige Stimme und eine abgrundtiefe Ehrlichkeit und Direktheit aus, die manche als Geschmacklosigkeit interpretieren. Doch in Wirklichkeit scheute sich Hirsch nicht, Sachen auszusprechen, die nichts als die nackte Realität sind oder über die viele Menschen insgeheim ebenso denken. Ludwig Hirsch hat mit seinen Liedern den Menschen einen Spiegel entgegengehalten – und was einige als abstruses Zerrbild sehen, ist eben doch die ungeschminkte Wirklichkeit abseits von künstlichem Friede-Freude-Eierkuchen.
Mit dem Tod von Ludwig Hirsch verliert Österreich nicht nur einen begnadeten Sänger und Schauspieler, sondern auch einen Teil seiner Identität. Musik-Schlagzeile spricht seiner Gattin und seinem Sohn, seinen Verwandten und Freunden aufrichtiges Beileid aus.
Recherche und geschrieben: Heidi Grün