"Lucy" [USA, F 2014]


"Lucy" ist neben "Gurdians of the Galaxy" das zweite B-Movie innerhalb eines kurzen Zeitabstandes, das Gottes lebenserweckenden Fingerzeig jener kunstikonografischen Freskenszene Michelangelos für sich filmisch entdeckt und übersetzt. Im Vergleich dazu scheint diese Geste bei Luc Besson aber demagogischen Hintergrund zu haben: Fürwahr ist "Lucy" belanglos-hochtrabendes Zeigekino ("Mach' was aus deinem Leben!"), getarnt unter dem immer populärer werdenden, kosmisch-prätentiösen Evolutions- und Weltentdeckerpanoptikum, gestaucht zu 90 vorbildereinsaugenden Minuten. Scarlett Johanssons Stierblick und Morgan Freemans Altherrenverwunderung zieren einen modernen Luc-Besson-Film voller zynischer Menschenverachtung (Ausländer abseits des Französischen sind: selbstverständlich sadistisch), pumpender Schnitte, entkörperlichter Actionszenen und computerkünstlich verfremdeter Stunts. Sobald ein Besson aber den Kubrick und Burger gibt, indem er ein Hypothesengedankenspiel konstruiert, das freilich von der Montage einer Collage epileptischer Kamerachoreografien (mitten durch die menschliche Anatomie) ästhetischen Nutzen erfährt, sind Skeptiker gefragt. Manch' Gag zündet aber. Der USB-Stick aus Plastik beispielsweise, der gesammeltes Wissen eines höheren Menschen ironischerweise gespeichert hat. Oder die blutigen Hände, die sich mit Evian-Mineralwasser reinigen. Aber zum Bildgestalter mangelt es Besson an Sinnlichkeit, die sich nicht allein digital mit Gier auf Tastendruck und einer erhöht frequentierten Bilderversiertheit herstellen lässt. "Lucy" mag man demungeachtet genüsslich wegschauen, und die philosophischen Untertöne auf Sparflamme darunter unterhalten ohnehin – aufgrund ihrer nachweislichen Verblödung.
4 | 10

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