Über die Qualität des Führungspersonals im politischen Raum darf man sich keinen Illusionen hingeben. Es ist wie eine bittere Pille, es hilfts nichts. Man hat mit der Zungenspitze den bitteren Geschmack aufgenommen und man weiß, "da musste durch". So war das gestern Abend auch mal wieder bei Maybritt Illner, wo die zur EU-Justizkommissarin aufgestiegene Journalisting Viviane Reding und der zum Chefanalysten der Bremer Landesbank aufgestiegene Bankfachwirt Folker Hellmeyer zu Gast waren. Eine bittere Pille, nur dass sie nichts hilft.
Die FAZ hat schon kommentiert, muss sich im Ton aber mäßigen. Als Blogger kann man ruhig direkte Rede üben: Was die bildungsfernen Antifanten im Wahlkampf auf der Straße gegen Prof. Lucke ausüben, das runden Leute wie Reding und Hellmeyer mit Worten ab.
Reding: "Griechenland und Portugal wachsen schneller als Deutschland."
Was soll man schreiben, wenn alles so offensichtlich dumm ,irreführend, nichtssagend, blendend ist? Dass es nach einem beispiellosen Absturz nicht viel braucht, um 1% zu "wachsen"? Dass man von Aufschwung nicht nach einem Monat Anstieg spricht, sondern nach zwei Quartalen? Und soll das obendrein suggerieren, dass unser Niveau auch nur relativ zu sehen ist? Oder dass die Eurokrise jetzt auch anfängt, Deutschland zu lähmen?
Hellmeyer: "Es ist verantwortungslos über einen Ausstieg aus dem Euro zu reden, das ist unkalkulierbar." Hellmeyer hat dem heruntergekommenen Ansehen seiner Analystenzunft gestern auch nicht gerade geholfen. Er bot Zeitungswissen, Denkverbote und Denkfaulheit. Er behauptete (kein Witz!), die Eurokrise und ihr Management habe den Deutschen historisch niedrige Zinsen beschert, von denen Deutschland jährlich in Milliardenhöhe profitiere. Kein Wort des Landesbankers über die betrogenen Sparer, die in Schieflage kommenden Lebensversicherer. Wären es noch echte Markteffekte, wäre es eine zumindest aus intakten Mechanismen entstanden. Aber es musste erst Lucke darauf hinweisen, dass die niedrigen Zinsen sozusagen per Befehl aus der EZB kommen.
Zu den angelernten Finanzexperten muss man auch Mathias Machnig zählen. Den kennt man noch als Kampachef unter Gerhard Schröder. Inzwischen hat das zum Finanzminister in Thüringen gereicht.
Das sozialliberale Ideal vom Aufstieg gründete mal in der Forderung "Bildung für alle". Heute zeigen Altlinke, was sie daraus gemacht haben: Aufstieg ohne Bildung, dafür mit Schwätzen und Verleumden (extern) und Intrigieren (intern).
Machnig versucht den SPD-Spagat, bei dem man eigentlich eine Bänderdehnung bekommen muss: Den Rettungspaketen und dem ESM staatsmännisch zustimmen, und die Kanzlerin anschließend dafür kritiseren, dass sie dabei Rechtsbrüche begangen hat. Wer bitte wählt noch SPD?
Ferner lief: Markus Söder, bayerischer Finanzminister. Siehe oben.
Wer seine Ruhe haben will, oder zu den "Bildungsfernen" (die den Exzellenzinitiativen der SPD ferngebliebenen sind das übrigens nicht..) zählt, wählt SPD oder CDU. Neospießer, die sich von lästigen Aufklärern wie der AfD in ihrer Ruhe gestört fühlen, wählen Grün oder -ganz verwegen- Piraten. So als Lifestyle, beim Rüberwuchten des Bionadekastens in den Porsche Cayenne.
Wer im 21. Jahrhundert nicht mehr daran glaubt, dass Ideologie und Machtanspruch die Mathematik und die Märkte aushebeln können, weiß a) dass er wählen gehen MUSS und b) wen er wählt..