Wer die Speisekarte im Trout-Restaurant aufschlägt, dem springt sofort die heutige Tagesempfehlung ins Auge: Geschmorter Löwenzahn an Ebly-Tomate-Kreation und Vollwert-Rührei. Wow.
Das ist natürlich nur Fiktion, das mit dem Trout-Restaurant. Aber geschmorter Löwenzahn gibt (bzw. gab) es bei mir wirklich. Sozusagen der zweite Teil meiner Experimente mit Löwenzahn. Und ich muss gestehen, die Sache gefällt mir immer besser. Gesundheit, Nährwert und sowas jetzt mal komplett außer Acht gelassen, Löwenzahn ist eine unterschätzte Bereicherung unserer Küche. Ich wundere mich, wie das weit über 50 Jahre an mir vorbei gehen konnte.
Ein komplettes Hauptgericht – Hauptdarsteller Löwenzahn
Einen kompletten Hauptgang aus mehreren Teilen zu kochen, ist zumeist etwas mehr Arbeit. Je feiner man die einzelnen Geschmacksspuren bestehen lässt und aufeinander abstimmt, um so aufwändiger wird das Ganze. Passionierten Köchen werde ich jetzt nichts Neues erzählen, aber ich möchte ja auch Einsteiger dazu animieren, sich an meinen Kochexperimenten zu beteiligen.
Der heute vorgestellte Hauptgang dauert in der Zubereitung ca. 30 bis 40 Minuten. Es ist also nichts für die schnelle Küche, aber es lohnt sich, hier einmal so richtig alle Register zu ziehen. Das Hauptgericht besteht aus drei Komponenten, die alle eine ganz eigene Geschmacksentfaltung bringen. Genau das macht den Genuss auch so spannend. Schwierig ist die Zubereitung auch nicht, wenn man weiß wie man ein Küchenmesser bedienen muss.
Das Rezept ist auf 2 Personen ausgelegt. Als Vorspeise ist eine klare, gemüsebasierende Suppe eine perfekte Wahl. Auf jeden Fall sollte als Vorspeise nichts aufdringliches oder gar sättigendes kommen, weil das Hauptgericht schon für sich eine Macht ist. Man kommt aber auch sehr gut ohne Vorspeise aus. Und als Nachtisch ist Obst hervorragend. Birnen schließen gut an den Geschmack des Hautgerichtes an, oder ein nicht zu säurehaltiger Apfel. Wenden wir uns jetzt dem Hauptdarsteller Löwenzahn zu. Seine Zubereitung erfordert die meiste Zeit.
Der Hauptdarsteller Löwenzahn
Waschen und klein schneiden. Das ist ja wirklich nicht das große Problem. Beim Löwenzahn kann man übrigens alles verwenden, nur die Wurzel habe ich weggeworfen. Nicht zu fein und nicht zu grob sollte der Stücke sein, gerade so, dass man alles in der Pfanne gut wenden kann. Nach dem Schmoren sind übrigens die geschnittenen Stücke vom Löwenzahn nur noch halb so groß. Der Schmorvorgang ist für das Schrumpfen verantwortlich.
Hinzu gebe ich noch eine gelbe Paprika, schön gewürfelt. 4 Lauchzwiebeln gehören auch noch hinein, in feine Ringe geschnitten. Zusätzlich kommen noch vier bis fünf Esslöffel Kidney-Bohnen dazu. Abschließend noch zwei feingewürfelte Knoblauchzehen, runden den Geschmack ab. Das Ganze bringe ich in eine (noch kalte) Pfanne. Dann träufele ich einen Esslöffel Rapsöl (kaltgepresst) und einen Esslöffel Olivenöl (auch kalt gepresst) darüber. Nun kann die Pfanne auf Brattemperatur gebracht werden. Zur Abrundung gebe ich noch zwei Teelöffel Sesam (heller Sesam, ganz) hinzu. Wichtig: Kein Salz, keine Würze, keine anderen Kräuter, auch kein Pfeffer! Was wir hier bekommen wollen, ist ein frischer, natürliche Geschmack, der in seiner Ursprünglichkeit den Gaumen herausfordert und gleichzeitig schmeichelt.
Das Ganze wird auf mittlerer Hitze (langsam und schonend) geschmort.
Nebendarsteller mit Pfiff – Ebly mit Tomaten-Kreation
Wenn die Pfanne auf dem Herd ist, nimmt man einen Beutel Ebly (findet man in jedem gut sortierten Supermarkt, mehr Infos hier), kocht ihn 10 bis 15 Minuten in leicht gesalzenem Wasser. Was heißt eigentlich leicht gesalzen? Tatsächlich reicht ein gestrichener Teelöffel aus. Mehr muss nicht sein.
Während der Ebly-Kochzeit werden vier mittlere Tomaten in grobe Stücke geschnitten und drei bis vier Zweige frischer glatter Petersilie werden fein zerkleinert. Jetzt kommt ein wichtiger Teil! Petersilie und Tomate sind ordentlich zu vermengen. Möglichst so, dass das Gemenge mindestens 5 Minuten im kalten Zustand ruhe kann. Das ist gut für den Geschmack.
Wenn der (oder heißt es das?) Ebly nach 10 bis 15 Minuten gar ist, wird das Wasser abgegossen, der Kochbeutel in den Topf geleert und die Tomaten untergerührt. Deckel drauf und beiseite stellen (nicht wieder zurück auf die Herdplatte, es sollt nicht mehr kochen).
Das Rührei in Vollwert-Version
Wer böse will, kann den Zusatz „Vollwert“ auch als Alibi-Beilage bezeichnen. Aber wenn es beruhigt und schmeckt, kann man es auch als Vollwert-Rührei bezeichnen. Man nehme (klingt immer gut) pro Person 2 Eier (ich habe den Test gemacht, tatsächlich schmecken Eier von glücklichen Freilauf-Bauernhof-Hühner deutlich gehaltvoller). Diese Masse geben wir zum Aufschlagen in eine kleine Schüssel, bringen (je nach Geschmack) zwei bis drei Teelöffel Weizenkeime hinzu, eine Fingerspitze Salz und etwas getrocknetes Oregano. Gut vermengen und vermischen. Beim Aufschlagen gibt man noch zwei bis drei Schluck kalten Grüntee hinzu (ich verwende dazu gerne meine Tee-Kreationen No. 16 oder No. 5, weil diese beiden Tees durch ihre Frische hervorstechen; Link zur Tee-Liste).
An diesem Punkt der Kochaktivitäten ist die Pfanne mit dem Löwenzahn schon nicht mehr so voll wir am Anfang und wir können das Gemüse in die eine Hälfte schieben, in die andere Hälfte geben wir die verrührte Eimasse. Wie ein Rührei daraus entsteht, ist jetzt kein Geheimnis mehr.
Geschmackliche Vielfalt, die überrascht
Die Zubereitung stellt keine großen Herausforderungen. Das ist schon mal gut. Die meiste Zeit geht durch Schnippeln der Zutaten drauf, je mehr Helfer, um so kürzer die benötigte Zeit. Anrichten lässt sich das ganze einfach, konservativ oder außergewöhnlich. Da kommt es nicht drauf an. Hervorzuheben ist, dass wir hier ein Hauptgericht mit deutlich reduziertem Fett, sehr wenig Salz und enorm vielen Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen habe. Und der Geschmack ist toll. Hier treffen drei Richtungen aufeinander, die sich gegenseitig herausfordern und gleichzeitig unterstützen. Beachtlich, was ich alles bei meinen Experimenten mit Löwenzahn erlebe und erschmecke! Heute war ich wieder bei meinem türkischen Laden und hab mir Löwenzahn-Nachschub besorgt.
Was sein muss, muss sein