Low Carb, no carb – Ein fragwürdiger Ernährungstrend

Von Jenny Strack

Schon lange kursiert er und nun in ist ein Ernährungstrend aus der Fitnessbranche nicht mehr weg zu denken: Low bzw. no carb. Diese Ernährungsform heißt je nach Richtung aus der sie kommt entweder Atkins, Paleo, Ketogene Ernährung, LOGI oder Glyx- Diät, meint aber unterm Strich immer das Gleiche: Der Verzicht bzw. die starke Einschränkung von Kohlenhydraten in der Nahrung, dafür gibt es Eiweiß und Fett in rauen Mengen.

Kohlenhydrate als böse Buben?

Die Aussage: Kohlenhydrate sind per se schlecht, machen fett und krank. Wissenschaftliche Erkenntnisse liefern lediglich Studien, in denen zwei Gruppen gegeneinander abnahmen – eine mit, die andere ohne Kohlenhydrate.

Die Gruppe ohne Kohlenhydrate nahm deutlich schneller ab. Das liegt daran, dass diejenigen, die auf Kohlenhydrate verzichten, erst einmal grundsätzlich weniger essen: Die fettige Bratwurst schmeckt eben ohne das Brötchen nicht so gut und der Magen verträgt nicht so viel Fett … Außerdem speichern Kohlenhydrate Wasser in den Zellen. Streicht man sie also aus dem Ernährungsplan, verliert der Körper innerhalb kurzer Zeit viel Wasser, was sich natürlich auch auf der Waage bemerkbar macht. So wiegt man nach 3 Tagen vielleicht schon 2 Kilogramm weniger – am Körper und an dessen Zusammensetzung ändert sich aber trotzdem nichts.

Trotzdem dachte sich ein ausgefuchstes Marketing-Genie: ‘Cool, damit kann ich viel Geld machen’, verteufelte alle Kohlenhydrate und ließ die Menschen von nun an nur noch Fleisch und Fett essen.

Kohlenhydrate sind wichtig für unseren Körper

Dabei sind Kohlenhydrate essentiell für unsere Körperfunktionen:

  • Sie sind die wichtigste Energiequelle unseres Körpers, der Körper kann daraus am schnellsten Energie gewinnen.
  • Sie sind wichtige Transportstoffe und sorgen dafür, dass z.B. Protein schnellstmöglich in die Muskelzellen geschleust wird.
  • Sie sorgen für gute Laune. In kohlenhydrathaltigen Speisen steckt Tryptophan, was für die Produktion des gute Laune Hormons Serotonin verantwortlich ist.
  • Sie sind wichtig für unser Gehirn. Ohne die in KH enthaltene Glykose arbeiten die Neurotransmitter nicht richtig und wir können uns schwer konzentrieren, etwas merken und lernen.

Ihr sehr also, dauerhaft auf Kohlenhydrate zu verzichten, tut dem Körper nicht gut; der Stoffwechsel wird dauerhaft geschädigt. Das weiß auch euer Körper und er wird, sobald er wieder mehr bekommt, Kohlenhydrate und Wasser speichern wie ein Schwamm. Das wiederum führt zu einer höheren Zahl auf der Waage.

Unser Körper lässt sich nicht austricksen

Diese Erfahrung muss ich auch gerade machen. Ich habe mich über den Sommer sehr kohlenhydratarm ernährt; mehr unbewusst als bewusst. Ich war im Urlaub, da war es heiß, man hat eh nicht so Lust auf Kohlenhydrate und generell auch weniger Hunger. Wieder in Deutschland und zurück im Alltag kann ich eine Ernährung mit so wenigen Kohlenhydraten und Kalorien aber nicht dauerhaft umsetzen, dafür ist mein Alltag zu anstrengend.

Nach Panikattacken auf der Waage, Heulkrämpfen und schlechter Laune habe ich mich nun entschieden, in den sauren Apfel zu beißen und meinen Stoffwechsel wieder ins Lot zu bringen- auch wenn das bedeutet, dass ich erstmal mehr Gewicht und Masse mit mir rumschleppe, als ich es schön finde.
Aber ich bin es leid, mich zu reglementieren und einzuschränken, auf Sachen zu verzichten, nur weil man dann vielleicht die Bauchmuskeln nicht mehr sieht.

Findet eine Ernährung, die zu eurem Leben passt

Also tut Euch den Gefallen und macht euren Körper nicht mit solchen unsinnigen Trends kaputt. Irgendwann rächt sich alles und spätestens wenn Organschäden ins Spiel kommen, sind Konfektionsgrößen vollkommen zweitranging.

Ernährt euch ausgewogen, proteinreich und mit vollwertigen Kohlenhydraten, verteufelt keine Lebensmittel und gönnt euch auch mal was. Es geht nicht darum, möglichst schnell 10, 15, 20kg abzunehmen, sondern eine gesunde Einstellung zum Essen zu bekommen. Und eine Ernährung zu finden, die in Euer Leben passt – und nicht umgekehrt.

Alles Liebe,
Eure Nina