Dass aus Farben und Möbeln ausgasende Chemikalien gesundheitsgefährlich sein können, ist bekannt. Neu ist jedoch, dass dies bereits bei relativ geringen Konzentrationen der Fall sein kann. Das haben Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) an Lungenzellen nachgewiesen. „Auch bei Konzentrationen unterhalb akut-toxischer Werte zeigen sich deutliche Veränderungen in den Zellen“, berichtet Privatdozent Dr. Martin von Bergen, Leiter des UFZ-Departments für Proteomik. Bei ihren Versuchen setzten die Forscher um von Bergen Lungenepithelzellen über 24 Stunden Luft aus, in der die Lösungsmittel Chlorbenzol und Dichlorbenzol in geringer Konzentration enthalten waren. Bei den anschließenden Untersuchungen zeigten sich an den Zellen deutliche Veränderungen. „Die Chemikalien haben oxidativen Stress in den Zellen ausgelöst“, erklärt von Bergen. Ebenfalls beobachtet wurde, dass geschädigte Zellen den sogenannten programmierten Zelltod starben. Mit dem programmierten Zelltod wird dafür gesorgt, dass für den Fortbestand eines Organismus’ hinderliche Zellen gezielt entfernt werden. „Grundsätzlich hat die Frage nach der Belastung in Innenräumen an Bedeutung gewonnen, da wir immer mehr Zeit in diesen zubringen“, so von Bergen. Und: „Um den steigenden Anforderungen der Energieeffizienz zu genügen, wird ein Minimum an Luftaustausch gefordert. Das wiederum sollte in einer generellen Forderung nach einem Minimum an Emissionen von flüchtigen Chemikalien münden, da unsere Studien zeigen, dass die behandelten Zellen eine eindeutig stressbedingte Reaktion zeigten – auch wenn mit den bisher üblichen Tests keine Toxizität gezeigt werden konnte“. Dichlorbenzol wird nicht nur als Lösungsmittel in Lacken, sondern beispielsweise auch in WC-Steinen, Mottenkugeln, Desinfektionsmitteln und Pestiziden verwendet. (DGK)