Zunächst aber zu unserem Gespräch mit dem Autor, über dessen erste Werke wir in diesen Beiträgen berichteten:
Algarve-Krimis gewinnen! Algarve-Krimis: Schauplatz nach Leser-WunschLost in Fuseta-Autor Gil Ribeiro strandete 1988 in Sagres
Frage: Wie oft seit Ihrer Interrail-Reise von 1988 sind Sie an die Algarve gekommen und wie lange etwa waren Sie jeweils dort?
Ribeiro: Etwa ein Dutzend Mal, und dann bin ich dort nie unter drei oder vier Wochen.Frage: Welche anderen Orte als Fuseta kennen Sie an der Algarve gut?
Ribeiro: Ganz vorne rangiert Sagres - da bin ich 1988 „gestrandet". Das Ende der alten Welt. Ein magischer Ort. Ansonsten die kleineren Ortschaften auf dem Weg dorthin, Salema etwa, Burgau. Dann natürlich Fuseta und Umgebung, dazu gehört Moncarapacho. Im Westen Lagos, im Osten Tavira.Frage: Unter welchen Bedingungen könnten Sie sich vorstellen, Ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ganz an die Algarve zu verlegen?
Ribeiro: Zunächst mal müsste ich mich auf Portugiesisch gut verständigen können (was ich nicht kann), das wäre absolute Voraussetzung. Und dann müsste der Kern meines sozialen Netzes aus Freunden und Verwandten mitkommen. Und das wird nicht passieren.Frage: Hat Ihr Wohn- und Arbeitsort Asperg in Baden-Württemberg, gut 20 Kilometer nördlich von Stuttgart bei Ludwigsburg gelegen, Sie auf die Idee gebracht, die Hauptfigur des Hamburger Kommissars Leander Lost als eine mit Asperger-Syndrom bzw. Autismus anzulegen? Wenn nein: Was war es dann? Und woher stammen Ihre Detail-Kenntnisse über das Verhalten von Menschen mit Asperger-Syndrom bzw. Autismus?
Ribeiro: Meine Faszination für Asperger-Autisten und die Savants unter ihnen, die mit einer Inselbegabung ausgestattet sind, begann mit dem Film „Rainman" mit Dustin Hoffman. Immer wieder, wenn ich diesen - und das meine ich liebevoll - Sonderlingen in Film oder Literatur wiederbegegnet bin, haben sie mich stark fasziniert. Ebenso wie ein „Mister Spock", der mit seiner Logik auch vor menschlichen Werten nicht Halt macht.Mich hätte ein Urlaubskrimi ohne diese Hauptfigur, über die ich unsere Werte, unser Verhalten nicht spiegeln und hinterfragen kann (etwa den Sinn der täglichen Lügen) nicht so sehr gereizt. Leander hat nicht nur die portugiesischen Kollegen in gewisser Weise ergänzt, sondern mich auch.
Ich habe mich durch einschlägige Literatur gelesen und mir Rat bei einer Fachfrau geholt, die mit Asperger-Autisten arbeitet. Ansonsten versuche ich, mich tief in Leander Lost hinein zu versetzen. Wie erschiene mir die Welt durch seine Augen? Wie würde ich an seiner Stelle mit dieser oder jener konkreten Situation umgehen?Ribeiro: Die Schauplätze sehe ich mir nahezu ausnahmslos persönlich an. Für Personen braucht es meist weniger Parameter, um Authentizität zu erzeugen - wichtiger ist in meinen Augen ihre Glaubwürdigkeit für den Leser. Und für die Handlung recherchiere ich: Was ist dort passiert, was wäre dort möglich - und glaubhaft?
Ribeiro: Über Zeitungsartikel oder Sachbücher oder - die schönste Variante - die Muse kommt unerwartet um die Ecke. Da gibt es bei mir kein festes Muster.
Ribeiro: In einer Drehbuchentwicklung reden oft viele Leute mit, und für eine gute Geschichte ist der ständige Kompromiss zwischen einem Dutzend Meinungen meist ein schlechter Begleiter.
Im Roman habe ich die Hoheit über meine Geschichte und meine Figuren. Ribeiro: Ja, das wäre vorstellbar. Er hieße „Lost in Fuseta". Die Lissabon-Krimis habe ich nicht gesehen und kann deshalb mögliche Unterschiede leider nicht benennen.
Ribeiro: Ja, das ist geplant. Ich plotte gerade Lost Nr. 4. Anders als im Film kann ich sehr direkt in die Innenansicht einer Figur wechseln- zum Beispiel in die von Leander Lost. Was er empfindet, wenn man ihm zwei der Sieben Wächter wegnimmt - nämlich die Implosion von Raum -, kann ich im Roman wesentlich empathischer und glaubwürdiger abbilden als im Film.Ribeiro: Das muss ich passen - ich komme so wenig zum Lesen. Aber ich wünsche der Kollegin viel Erfolg.
Ribeiro: Mir missfallen frühere (und neuere) Bausünden und mir missfällt, wenn in sich abgeschlossene Golf-Resorts in exklusiven Lagen entstehen, auf denen das Grün gesprengt wird, während die Bevölkerung dazu angehalten wird, Wasser zu sparen.
Und so können Sie zu den Glücklichen gehören, denen der Kiepenheuer & Witsch-Verlag gratis eins von drei Exemplaren des neusten Portugal-Krimis "Weiße Fracht" aus der Serie "Lost in Fuseta" zusendet:
- Nutzen Sie am Ende diese Beitrags die Funktion "Hinterlasse eine Antwort". Geben Sie dort im Kommentar-Feld Ihren Vor- und Nachnamen sowie Ihre vollständige Postanschrift (Straßenname, Hausnummer, Postleitzahl, Ortsname) ein. Das genügt.
Mich freut natürlich auf der anderen Seite, wenn ein sanfter, interessierter Tourismus neue Arbeitsplätze schafft, wenn, ganz einfach gesagt, die portugiesische Bevölkerung an dieser Entwicklung partizipiert. Mittlerweile abgeschlossen ist die Verlosungsaktion in Zusammenhang mit dem neuen Algarve-Krimi "Letzte Spur Algarve" - erschienen bei rororo -, über den wir am 3. April in unserem Beitrag unter dem Titel "Zu Besuch bei Autorin Bettina Haskamp" berichteten. In Kürze geben wir die Gewinner bekannt! Zudem muss ich bei einem Roman nie einen Etat im Blick behalten und mich nicht auf 90 Minuten beschränken. Das sind für einen Drehbuchautoren große Freiheiten. Aber mein Hauptberuf als Drehbuchautor hilft mir dabei, aus einer Prämisse - zum Beispiel Privatisierung von Trinkwasser - einen Plot zu entwickeln. Wobei mir trotzdem ein Copy-Paste-Fehler unterlaufen kann und ich den Tejo zum Grenzfluss erhebe ...
Ich schreibe letztlich aber aus einer Außensicht auf Portugal, aus der eines Besuchers, eines Gastes, nicht aus der Innenansicht eines Einheimischen oder dorthin Ausgewanderten. Obwohl ich von denen hier und da mit Details versorgt werde.
Ich weiß beispielsweise, dass Leander seine Ordnung benötigt, seine Regeln. Das gibt ihm Sicherheit. Diesem Bedürfnis habe ich etwa mit den Sieben Wächtern eine konkrete Entsprechung gegeben. Oder in seinem Bemühen, dem Subtext von menschlicher Kommunikation, die sich für Asperger-Autisten bisweilen schwierig gestaltet, das „Kompendium der sinnlosen Sätze" erfunden, mit denen er recht mühelos sinnfreie Phrasen aus Gesprächen mit neurotypischen Menschen aussortieren kann.
Lost in Fuseta: Wie authentisch ist die Algarve in den Krimis?
Frage: Wie stellen Sie sicher, dass Schauplätze, Personen und die Handlung der Serie "Lost in Fuseta" authentisch für die Algarve sind?
Frage: Wie kommen Sie auf die Ideen für die Plots Ihrer "Lost in Fuseta"-Krimis? Was oder wer inspiriert sie dazu?
Frage: Wie anders ist das Krimi-Schreiben im Vergleich zum Drehbuch-Schreiben?
Ein TV-Krimi "Lost in Fuseta" wäre vorstellbar...
Frage: Könnten Sie sich vorstellen, ein Drehbuch für einen Algarve-Fernsehkrimi zu schreiben? Wenn ja: Wie anders als die Lissabon-Krimis der ARD sähen Ihre Algarve-Krimis dann aus?
Frage: Können Sie uns schon verraten, ob es im nächsten Jahr einen weiteren Krimi aus der Reihe "Lost in Fuseta" geben wird?
Frage: Es gibt mittlerweile zwei weitere Algarve-Krimis von der Ost-Algarve - die von Bettina Haskamp alias Carolina Conrad (rororo). Wie gefallen Ihnen diese?
Frage: Wie ist Ihre Meinung zur Entwicklung des Tourismus im Süden Portugals? Was gefällt Ihnen, was missfällt Ihnen?
Und so können Sie den neusten Lost in Fuseta-Krimi gewinnen!
Unter den eingehenden Interessensbekundungen ermittelt die Redaktion " Algarve für Entdecker" per Losentscheid die Gewinnerinnen und Gewinner. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Was der Lost in Fuseta-Autor sonst noch schreibt
Wenn er nicht als "Gil Ribeiro" Portugal-Krimis schreibt, die an der Ost-Algarve spielen, liefert Autor Holger Karsten Schmidt Drehbücher ab, die meistens von der ARD verfilmt werden. So ist Schmidt, der als Spezialist für schwierige, gesellschaftlich stark diskutierte Stoffe gilt, zum Beispiel Drehbuchschreiber für den "Tatort", unter anderem für den Stuttgarter und Bamberger. Der mehrfache Grimme-Preisträger (u.a. für "Mord auf Amrum" 2010 und "Das weiße Kaninchen" 2017) kreierte zum Beispiel die Vorlagen für die Zweiteiler "Das Programm" von 2016 - darin ging es um Zeugenschutz - und "Gladbeck" von 2018, der das Geiseldrama von 1988 zum Thema hatte. Am 30. März dieses Jahres lief im Ersten Deutschen Fernsehen Schmidts Mafia-Thriller "Der Auftrag". Der Baden-Württemberger entwickelt auch einen Vierteiler über westdeutsche Pharmakonzerne, die in der DDR Menschenversuche betrieben haben. Titel des Werks: "Die Toten von Marnow".