Lost & Found

Von Privatkino
Titel: Lost & Found
Originaltitel: Worth a Thousand Words
Autor: Brigit Young
Genre: Jugendbuch ab 12 Jahren
Verlag: Knesebeck
Format: Hardcover, 224 Seiten
ISBN: :978-3957280916


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Inhalt:
Seit sie bei einem Autounfall ein hinkendes Bein zurück behalten hat, versteckt sich Tillie Green lieber hinter ihrer Kamera. Durch die Linse nimmt sie viele Details wahr und ist dadurch eine Meisterin im Aufspüren verlorener Objekte. Bis die Suche nach dem Vater ihres Mitschülers Jake sie dazu zwingt, aus dem Schutz der Kamera herauszutreten. Aus der stillen Außenseiterin wird das Mitglied eines Detektivduos, das versucht, den Schlüssel zum Verschwinden von Jakes Vater zu finden. Als sich die Wahrheit als etwas entpuppt, was Jake nicht wahrhaben will, und durch ihre Fotos weitere Geheimnisse ans Licht kommen, muss Tillie sich entscheiden, was – und wer – ihr wirklich wichtig ist. Ein spannend geschriebener Roman über eine trotz Handicap starke Heldin, die ihre selbst gewählte Isolation verlässt.©Knesebeck

Meine Meinung:
Tillie ist zwölf Jahre alt und nicht ohne ihrer Kamera unterwegs. Sie macht in der Schule tonnenweise Bilder, was auch ihre Mitschüler zu schätzen wissen, da sie nämlich so viele Fotos macht, gelingt es ihr auch oft, verlorene Dinge wiederzufinden – in der Schule weiß eigentlich niemand ihren Namen, für alle ist sie nur „Fundbüro“.

Schon auf den ersten Seite erfährt man, dass sie sich bei einem Autounfall schwer verletzt hat, davon ein hinkendes Bein und oft Schmerzen zurückbehalten hat. Diesen Unfall hatte sie mit ihrem Vater, der sich seit jeher schwere Vorwürfe macht und deswegen auf Distanz zu seiner Tochter geht.

Und eigentlich klang der Klappentext, als hätte sich Tillie seit dem Autounfall hinter ihrer Kamera versteckt, aber irgendwie empfand ich es nicht so deutlich. Sie mag eine Außenseiterin in der Schule sein, aber vollkommen unwohl scheint sie sich dabei nicht zu fühlen. Sie fühlt sich in ihrer Fotowelt zu Hause, wenn es auch nicht immer nur schöne Momente gibt, verliert sie sich gerne in Details und bringt die Wahrheit zu (Foto) Papier.

In ihrer Karriere als Fundbüro hat sich Dinge aufgespürt, als Jake auftaucht und seinen Vater sucht, der seit Tagen spurlos verschwunden ist, merkt man, dass Tillie sich bewusst ist, dass es um mehr geht und obwohl sie ihre Fotowelt liebt, zuerst zögert, wagt sie den Schritt hinaus aus ihrer Komfortzone. Obwohl sie als Außenseiterin ein liebenswerter Charakter ist, ist es trotzdem schön zu sehen, wie sie aufblüht.
Es ist kein schönes Thema, kann es nicht sein, wenn ein Mensch verschwunden ist und der eigene Vater unerreichbar scheint, doch mit Jake an ihrer Seite, lernt sie, Gefühle tief in sich wahrzunehmen, mal aus den geschaffenen Sicherheitsnetz auszubrechen – sie lernt, eine Freundschaft aufzubauen.

Jake ist wunderbar und doch schon zu erwachsen. Sein Vater verschwindet spurlos und seine Mutter, sie erzählt vom Geschäftsreisen und Terminen, die es nicht gibt, was er längst weiß und trotzdem funktioniert er in all der Angst. Er lacht mit seinen Freunden, tut so, als würde er seiner Mutter glauben und verliert sich doch in der Furcht, dass seinem Vater etwas Schreckliches zugestoßen ist. Tillie ist die Einzige, bei der er ehrlich ist, seine wahren Gedanken ausspricht. Auf dieser Vertrautheit baut sich die Freundschaft der beiden auf.

Zu Beginn hätte ich es mir nicht gedacht, aber der komplette Vermisstenfall ist wirklich unendlich spannend aufgebaut. Mein Gedanke zu Beginn war, okay, ein Buch ab 12 Jahren, da werde ich doch wohl mit meinen 30 Jahren gleich mal voll den Durchblick haben. Tja, jetzt weiß ich, dass ich mich komplett getäuscht habe. Die Autorin versteht das Verwirrspiel, es ist nicht schwierig zu lesen oder extrem kompliziert, es ist einfach nur sehr sehr gut gemacht, so dass ich zwar eine Vermutung hatte, aber die Umsetzung niemals erwartet hätte.

Was ich an der Geschichte auch sehr mag, sie spricht die Leserschaft Kinder – Jugendliche an. Genau diese Zwischenzeit, wenn man auf den Sprung ist, Erwachsen zu werden und doch noch kindlich ist, vergisst dabei aber nie, dass Kinder nicht dämlich sind und längst auch große Zusammenhänge verstehen.

In der Kameralinse am Cover sieht man einen Jungen und als ich das Buch in der Hand hielt, befürchtete ich, dass hier eine aufdringliche Liebesgeschichte auf mich warten würde, aber genau weil es in der Zwischenzeit spielt, ist es absolut authentisch aufgesetzt. Na klar interessiert man sich für Mädchen oder Jungs, aber eben noch auf leichtere Art und Weise, so dass es sich einfach wunderbar in das Gesamtbild des Buches einfügte.

Persönlich denke ich noch – dieses Buch eignet sich sehr gut für Kinder, die eigentlich nicht gerne lesen. Zuallererst hat es wichtige und ernste Themen zu bieten, die schon einmal sehr ansprechend sind, aber durch den spannenden Vermissenfall und die kurzen Kapitel, bleibt man irgendwie dran hängen und will die Lösung rasch finden.

Eine schöne Rezension zu dem Buch findet ihr auch bei:
Corinna von „Die Bücherwelt von Corni Holmes“