Leichen von Kindern, die in Massengräber geworfen werden. Halbverfaulte Sklette. Offene Wunden an den Füßen vierzehnjähriger Mädchen.
Es sind erschütternde und kaum zu begreifende Bilder, die “Lost Children” – der Dokumentarfilm von Oliver Stoltz und Ali Samadi Ahadi – zeigt.
In Norduganda tobt ein Bürgerkrieg, der schon so lange anhält, dass die Kinder und manche Erwachsene nicht wissen, was “Frieden” bedeutet; für die das ein inhaltsleeres Wort ist.
Opfer werden zu Tätern. Das ist, was der Film zeigt. Menschen werden zerbrochen in einem Alter, da sie kaum Widerstand leisten können. Sie sind einfach zu handhabende Opfer, die innerhalb der “Rebellenarmee” zu Tätern gezwungen werden. Und die dann – gesetzt den Fall, es gelingt ihnen die Flucht – in der Gesellschaft und den eigenen Familien ausgegrenzt bleiben.
Der Film ist 2006 fertiggestellt worden. Inzwischen ist es in Norduganda etwas ruhiger geworden. Aber solang die Betroffenen kaum Hilfe erhalten – vor allem psychologische Hilfe – solange werden die Konflikte weiterhin bestehen.
Es ist der längste Krieg Afrikas: Seit fast 20 Jahren findet unter den Augen der Weltöffentlichkeit im Norden Ugandas ein unvorstellbares, systematisches Morden statt. Die Mitglieder der fanatisch-religiösen LORD´S RESISTANCE ARMY (LRA) entführen Kinder aus ihren Dörfern und zwingen sie zum Töten auch ihrer eigenen Familienangehörigen. Opfer werden zu Tätern gemacht und einem Volk werden über Generationen hinweg Lebensgrundlage und Zukunft genommen.
LOST CHILDREN ist das Porträt von vier Kindersoldaten zwischen 8 und 14 Jahren, die nach gelungener Flucht aus den Buschlagern der Rebellen nur Eines wollen: wieder Kind sein und leben.
Beide Regisseure waren selbst in ihrer Kindheit mit Krieg konfrontiert und wählten deshalb für ihren Film konsequent die Perspektive der Kinder. (Quelle: Webseite zum Film)
Gedreht wurde die Dokumentation in Pajule, in einem von der Caritas betriebenen Heim für Kinder, die der Gräul des Krieges entrinnen konnten. Die Kinder und Jugendlichen sollen wieder eingegliedert werden in die Gemeinschaft. Allerdings zeigt die Kamera auch, dass das nicht immer gelingt. Weil die Kinder so kaputt sind und in keine Normalität zurückfinden können. Oder aber auch, dass die Gemeinschaft diese Opfer, die zu Tätern wurden, ablehnt.
Noch während der Dreharbeiten wurden drei Mitarbeiter des Pajule Centers im Auto von Rebellen überrascht, einer von ihnen wurde getötet. Zwei Tage nach der Abreise des Teams im Oktober 2003 wurden Pajule und das Auffanglager von den Rebellen angegriffen. Dabei starben fast 20 Menschen und über 240 wurden entführt.
Es ist einfach entsetzlich! Und ich gebe zu: allein das Schreiben über den Film fällt mir schwer. Ich bin traurig und wütend, weil ich mich so machtlos fühle, dem zuzusehen.
Deshalb bitte ich meine Leser um Verständnis, dass ich das, was im Film gezeigt wird, nicht weiter beschreibe. Auf der Webseite zum Film “Lost Children” finden sich viele Informationen. Auch, wie man helfen kann.
Die Berliner bitte ich, sich am GuluWalk zu beteiligen, der nicht nur für die Kindersoldaten in Uganda stattfindet.
Nic
Interview mit einer der Organistatorinnen des Berliner GuluWalks.
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