Loslassen, was nicht mehr zu mir passt #3

Von Maria Glatz

Nicht umsonst heißt es im Feng Shui, dass der Keller die Vergangenheit darstellt. Bei meinem großen Entrümpelungsprojekt habe ich diesmal auch nicht vor dem Keller halt gemacht.

Obwohl sich dort wirklich extrem viele Erinnerungsstücke befunden haben. Genau deshalb war es mir sehr wichtig, endlich einmal genauer hin zu schauen.

auf die Reihenfolge kommt es an

Ich denke es hätte nicht so gut funktioniert, wenn ich mit dem Keller begonnen hätte. Es macht schon einen Sinn, sich Zeit für den Lernprozess zu lassen.

Nicht umsonst meint Marie Kondo, dass man zuerst mit dem Kleiderschrank beginnen soll. Es ist auch gut, wenn man mit Dingen beginnt, wo der Erfolg schnell sichtbar wird.

Also wenn man 5 Stunden vor dem Strickzeug sitzt und in erster Linie alles schlichtet, um zum Schluss endlich 70 Stricknadeln auszusortieren ist das zwar fein, aber die riesige Veränderung sieht man dadurch nicht wirklich. Auch das Sortieren und Ausmisten von Fotos ist sehr aufwändig und bringt kaum einen sichtbaren Erfolg.

So habe ich mich von einfachen zu schwierigeren Bereich durch gekämpft und mit jedem Stück, das ich losgelassen habe, wurde immer klarer, was mir wirklich wichtig ist und endlich war ich auch bereit, in den Keller zu gehen.

der Weg zu sich selbst

Entrümpeln ist auch immer ein Weg zu sich selbst. Vor allem, wenn man beginnt festzulegen, wie viel Raum welches Ding/welcher Themenbereich einnehmen darf, wird schnell deutlich, wo es hin geht.

Bei all den Entscheidungen war mir auch immer wichtig an meine Kinder zu denken. Daran, was ich einmal hinterlassen werde, wenn ich nicht mehr bin. In alle Überlegungen habe ich einbezogen, wie es ihnen gehen würde mit den Dingen. Ob ich will, dass sie einmal mit dem Teil belastet sind.

In meinem Keller befanden ganz viele Sachen, die ich von meinen Eltern übernommen habe. Sie sind beide sehr früh und überraschend verstorben. In der Situation habe ich mich an die Dinge geklammert, weil es mir Halt gab und ich darüber eine Verbindung zu ihnen verspürt habe.

Loslassen, was nicht mehr zu mir passt #3

vieles konnte endlich weg

die Vergangenheit loslassen

Meine Mutter ist 1988 und mein Vater 1994 verstorben. Jetzt kannst Du ausrechnen, wie lange ich gebraucht habe, um mich diesem Teil meiner Vergangenheit zu stellen.

Ich habe Unmengen von alten Papieren durchgesehen, weil ich alle Ordner meines Vaters einfach in den Keller gestellt hatte. Nun habe ich kistenweise Papiere zum Altpapier gebracht. Endlich konnte ich alles gehen lassen.

Und ich habe auch sehr deutlich gespürt, dass es gut war, so lange gewartet zu haben. Jetzt war ich endlich in der Lage Entscheidungen zu treffen, die sich gut anfühlen.

Erinnerungsstücke

Unter all den Sachen habe ich auch ganz viele Erinnerungsstücke gefunden. Das reichte vom Lieblingsglas meines Vaters über das Teehäferl meiner Oma bis zur Murano-Glasfiguren-Sammlung meiner Mutter.

Alles war mit Papier umhüllt verpackt in Kisten.

Ich habe mich gefragt, ob ich so mit den Erinnerungsstücken umgehen will und bin zu einer Entscheidung gekommen.

Mit Erinnerungsstücken, die mir wirklich wichtig sind, möchte ich mich umgeben. Sie sollen Teil meines Lebens sein und nicht im Keller in einer Kiste verkümmern. Denn sonst können sie auch gleich weg.

Daher habe ich eine kleine Glasvitrine gekauft und darin wohnen nun die geliebten Glasfiguren meiner Mutter, die ich als Kind immer so bewundert habe. Ich bin oft vor der elterlichen Vitrine gestanden und habe meine kleine Nase flach gedrückt und jedes einzelne Detail betrachtet. Heute kann ich das wieder machen und es macht mir Freude und ein gutes Gefühl.

Im Wohnzimmerschrank haben Glas und Teehäferl ihre Heimat gefunden. Nachdem die Bleikristallgläser gehen durften, wurde im Wohnzimmerschrank ein Fach für diese Erinnerungsstücke frei.

Ich mag die alten Geschirrteile nicht verwenden, weil ich Angst habe sie zu zerbrechen. Als Deko habe ich sie ständig in Verwendung, denn ich sehe sie gerne an. Es ist gut, dass sie da stehen. Statt dessen habe ich fast alle konventionellen Dekoteile weg gegeben.

Erinnerungsstücke sind die neue Deko!

auch von Erbstücken habe ich mich diesmal getrennt

loslassen was nicht mehr zu mir passt

Die veränderte Einstellung zu den Erinnerungsstücken, die bleiben dürfen, hat mir geholfen, andere Erinnerungsstücke gehen zu lassen. Mit einigen Dingen wollte ich mich plötzlich nicht mehr umgeben und die haben ich dann verschenkt oder verkauft.

Ich möchte meine Kinder nicht damit belasten. Sie sollen in der Situation, wo sie um mich trauern werden, nicht mit allerlei unnützem Kram beschäftigt sein.

Und auch ich will mich damit nicht mehr belasten; will keinen Wohnraum bezahlen, will sie nicht putzen, will mich nicht um sie kümmern, weil ich meine Zeit anders verwenden möchte.

mich selbst finden

Wenn man sich so intensiv wie ich mit dem ganzen Besitz auseinander setzt, dann ist das so wie mit einer Babuschka. Kennst Du diese Puppen, wo sich immer noch eine kleinere innen drinnen versteckt?

durch das Entrümpeln von außen nach innen kommen

Mit allem, was man weg gibt, legt man eine neue Schicht frei und kommt irgendwann zum Kern.

Es bleibt nur noch das, was im Moment wichtig ist und da sein soll. Das fühlt sich dann richtig gut an.

sich mit der Vergangenheit aussöhnen

Wenn man Dinge aus der Vergangenheit entrümpelt und entscheidet, was bleiben darf und was nicht, kommt es unweigerlich auch zu einer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Erinnerungen werden wach, am Schorf der alten Wunden wird gekratzt.

In der Auseinandersetzung mit den Teilen meiner Vergangenheit, konnte ich mich nach sehr langer Zeit damit versöhnen. Und durch dieses versöhnliche Loslassen von allem, was nicht mehr zu mir passt, war ich in der Lage einen Schlussstrich zu ziehen.

Nur wenn man die Vergangenheit los lässt, kann man in der Gegenwart leben.
(Maria Widerstand)

Sogar meine alten Tagebücher habe ich weg gegeben, und davon gab es wirklich sehr viele! Auch alte Briefe und andere Andenken habe ich zur Sommersonnenwende verbrannt.

Ich brauche diese Zeugen meiner Vergangenheit nicht mehr, denn ich selbst bin ein Produkt meiner Vergangenheit, ich muss sie nicht durch allerlei Dinge lebendig halten.


Fortsetzung folgt…

Wenn Du eine Tür schließt, öffnet sich eine andere.


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