Looping Earth

Von Pressplay Magazin @pressplayAT
Kino

Veröffentlicht am 31. März 2014 | von Marco Rauch

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Looping Earth

Looping Earth Marco Rauch

Wertung

Summary: Doku mit überraschenden visuellen Einfällen und einem interessanten Protagonisten, verliert leider Fokus manchmal aus den Augen

3.5

Dokumentation


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Ein junger Filmemacher dreht einen Dokumentarfilm über einen Musiker, der auszieht, um die Welt zu erobern.

Georg Viktor Emanuels großer Traum ist es ein Musiker zu sein. Berühmt und begnadet zugleich. Um diesem Ziel endlich näher zu kommen, schmeißt er alles hin und macht sich mit seinem Auto eigenständig auf Tour. Er packt seine Sachen und begibt sich auf die “Looping Earth”-Tour durch Europa. Als Ein-Mann-Band spielt er auf der Straße und kleinen Festivals, aber auch auf Terrassen und Hausdächern. Der junge Filmemacher Michael Murnau begleitet ihn mit einer Handkamera und filmt Erfolge und Rückschläge im Stil des Cinéma vérité.

Gleich zu Beginn erklärt Georg Viktor Emanuel, dass es sich bei Looping Earth um einen bewusst schlechten Film handelt. Die Einstellung bricht ab und springt in die Vergangenheit, zum Anfang der Reise. Wieso er diese Erklärung abgibt, wird im Verlauf der Dokumentation zwar einerseits durchaus ersichtlich, denn das Manko des Erstlingswerks kann der Film nie ganz abschütteln, ist aber andererseits auch ein kluges Spiel mit der Erwartung des Zuschauers, denn Looping Earth sorgt durchaus für angenehme Überraschungen.

Vor allem in visueller Hinsicht hat der junge Regisseur interessante und originelle Einfälle. Er spielt mit Farben und Formen der Bilder und verändert sie oftmals während einer Einstellung beinahe übergangslos. Dadurch sorgt Michael Murnau für einige großartige Aufnahmen, die Looping Earth auf der Ebene der Bildsprache angenehm auflockern. Davon hätte es durchaus mehr geben können, dafür weniger Autofahrten und Spaziergänge durch Städte. Gerade auf der inhaltlichen Seite weißt Looping Earth nämlich einige Schwächen auf.

Es erfordert Mut einfach alles hinzuschmeißen, seine komplette Existenz aufzugeben und sich neu zu definieren. Mit solcher Konsequenz und unerschütterlichen Hartnäckigkeit sein Ziel zu verfolgen, verdient Respekt, den Georg Viktor Emanuel dadurch ohne Zweifel bekommen sollte. Somit hat Looping Earth eigentlich ein fantastisches, faszinierendes Individuum in seinem dokumentarischen Zentrum. Leider konzentriert sich der Regisseur manchmal jedoch zu sehr auf endlos scheinende Autofahrten, dem Transport des Equipments oder einfachen Stadtrundschauen. Während der Zuschauer eigentlich nach mehr inhaltlichen Informationen und Einblicken in die Gefühls- und Gedankenwelt seines Protagonisten lechzt.

Aber es gibt immer wieder Lichtblicke. Es sind zwar nur kurze und knappe Einschübe, die eine tiefere Einsicht in das Innere von Georg Viktor Emanuel erlauben, die aber dennoch faszinieren und fesseln. Spannend wäre gerade der Fokus auf die Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität der “Looping Earth”-Tour gewesen. Der Unterschied zwischen dem Herzblut, das der Musiker in seine Arbeit steckt, auf der einen Seite, und die Resonanz durch das Publikum oder die Probleme durch Behörden auf der anderen Seite. Gerade diese manchmal aufkommende Kluft bildet den interessantesten Aspekt von Looping Earth. Leider kommt die Interaktion zwischen Filmemacher und Protagonisten oft zu kurz.

Im Finale des Films, findet sich der Zuschauer wieder in der ersten Einstellung. Erneut ist Georg Viktor Emanuels Erklärung über die Qualität des Films und seines Regisseurs zu hören. Scherzhaft natürlich, doch nun relativiert durch das Gesehene. Diesmal geht die Aufnahme noch ein Stück weiter und der Musiker zeigt seine Wandlung: sein gewachsenes Selbstbewusstsein. So ist er nämlich auf emotionalen und geistigen Ebene als Musiker gewachsen. Alleine dadurch war die Tour rückblickend als großer Erfolg zu bewerten.

Looping Earth ist keine perfekte Dokumentation. Sie hat durchaus Schwächen, gerade im Erzählfluss, die den Film verlangsamen, wo er eigentlich Tempo benötigt hätte. Seine größte Stärke bezieht die Doku aus seinem faszinierenden Protagonisten und den oft originellen Einstellungen und Bildern.

Regie: Michael Murnau
Darsteller: Georg Viktor Emanuel
Laufzeit: 82 Minuten, Kinostart: K.A., Homepage: www.georgviktoremmanuel.com/home

Tags:3.5 von 5DokumentationGeorg Viktor EmanuelMichael MurnauShinobifilm


Über den Autor

Marco Rauch Aufgabenbereich selbst definiert als: Kinoplatzbesetzer. Findet den Ausspruch „So long and take it easy, because if you start taking things seriously, it is the end of you” (Kerouac) sehr ernst zu nehmend.