Der zweite Wein des Monats in diesem noch jungen Blog ist ebenfalls ein Weißwein, auch wenn ich damit vermutlich wohl etwas gegen den Trend setze. Winterzeit heißt Rotweinzeit – ob das im Einzelfall immer so gerechtfertigt ist, ist aber ein Thema für sich. Ähnlich wie schon Les Vieux Clos ist auch der heute vorgestellte Looos kein leichtfüßiger Tropfen. Schon der Alkoholgehalt von 13 % vol. macht ihn nicht unbedingt zum Terrassenschlotzer. Der Begriff sei mir verziehen, denn ich muss ihn aus schierer Provokation verwenden, weil ich weiß, wie ihn der Macher des Looos verachtet.
Die Macher des Looos
Der Looos ist ein Grüner Veltliner Kamptal DAC Reserve. Die Trauben für diesen Wein entstammen der Lage Lengenfelder Pfeifenberg, dominiert von Lösslehm, Glimmer und Gneis. Nichts, was man unbedingt kennen muss. Was macht diesen Wein also so besonders? Zunächst ist es seine interessante, zutiefst europäische Entstehungsgeschichte. Am Zustandekommen des Projekts sind neben Winzer Walter Buchegger auch die Investoren Sabine Decleva und Peter Mosser beteiligt. Als Weinmacher fungiert der aus Österreich stammende Wahlberliner Manfred Klimek, mein Chefredakteur bei Captain Cork und Miteigentümer der Fattoria Kappa in Bolgheri. Und, ganz nebenbei, bekennender Feind von Klischees wie Terrassen- oder Kaminwein. Man kann also getrost davon ausgehen, dass Wissen und Können aus mindestens drei Ländern für den Looos verantwortlich zeichnet.
Looos kann viel, muss aber nicht
Abseits seines kuriosen Hintergrunds ist der Looos 2011 aber einfach ein hervorragender Wein. Einer der viel kann, es aber nicht muss – was bereits die spärliche Flaschenzahl von 4200 gefüllten Gebinden des aktuellen Jahrgangs 2011 verdeutlicht. Im Glas liegt er kräftig gelb, leicht ölig und duftet sauber, aber eindringlich. Etwas feuchte Wäsche, Kernseife und frisch geschnittenes Gras sind zu riechen. Am Gaumen geht es dann zur Sache: Dicker Extrakt, ein cremiger Schmelz, mineralische Würze und ausgewogene Länge machen den Looos zum Genuss. Als Speisenbegleiter eignet er sich ausgezeichnet, ohne solo zu langweilen. Ich bin gespannt, wie sich dieses junge Weinprojekt weiter entwickelt.
Der Artikel Looos: Grüner Veltliner Reserve 2011 ist zuerst auf Stilschreiber erschienen.