Die Leipziger Buchmesse liegt nun schon knapp neun Monate zurück. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mit euch in die Vergangenheit zu reisen. Dazu präsentiere ich euch in den nächsten Tagen einige Interviews präsentieren, die bislang noch unveröffentlicht sind.
Den Auftakt bildet heute mein Interview mit Andreas Föhr.
Marie Lanfermann: Hallo Herr Föhr. Schön, dass sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. Wenn man sich ihre Bücher durchliest, fragt man sich zwangsläufig, wie es zu ihrem Protagonisten kommt. Insbesondere ihre beiden Hauptfiguren Kreuthner und Wallner sind ja schon ungewöhnliche Typen. Wie kam es zu den beiden Protagonisten? Andreas Föhr: Ja, Kreuthner und Wallner sind ungewöhnlich, wobei so ungewöhnlich eigentlich doch nicht. Wie es dazu kam? Ich war auf Protagonistensuche. Und da dachte ich mir naja, dann nimmst du einen Polizisten, den kann man vielleicht später noch einmal verwenden. Und so kam Kreuthner ins Spiel und der hat dann so ein Eigenleben entwickelt und dann hab ich entdeckt, dass man furchtbar viele Sachen mit dem machen kann. Und Wallner sollte ursprünglich viel …, viel schriller, viel problembehafteter sein. Der sollte eigentlich so ein Typ werden, der Probleme mit Frauen hat und aber irgendwann hab ich dann gemerkt, ne da kommen schon so viele skurrile Figuren schon vor da brauchst du so einen ruhenden Pol und dadurch ist Wallner so dieser korrekte, sorgfältige, ein bisschen kontrollbesessener Kommissar geworden. M. L.: Das ist mir auch beim Lesen ihrer Bücher aufgefallen. Die beiden nehmen meiner Meinung nach einen sehr starken Kontrast zueinander ein. Und trotzdem arbeiten die beiden sehr effizient miteinander zusammen. Ich frage mich natürlich wie sind Sie bei Ihrer Recherche vorgegangen. Haben Sich tatsächlich mit Polizisten unterhalten und nach deren Alltag gefragt? A. F.: Also ich war mindestens einmal im Jahr in Miesbach bei der Kripo, draußen, da gibt es einen Herr Schweiger, das ist der Leiter der Kripo Miesbach und der nimmt sich immer sehr viel Zeit, so ein, zwei Stunden und mit dem kläre ich dann Detailfragen. Also wie ist das zum Beispiel, wenn ne SOKO da eingerichtet wird, weil die gar nicht so viele Beamte haben und ähnliche Dinge. Und der hat mir auch bescheinigt, dass die eigentliche Polizeiarbeit, wenn man mal von Kreuthner absieht, da sehr realistisch dargestellt ist. Und Kreuthner … es gibt ein reales Vorbild für Kreuthner. Verrat ich aber nicht wer das ist. Es ist natürlich ne extreme Figur, dass ist jetzt nicht eins zu eins übernommen von diesem Vorbild, aber so gewisse Charakterzüge die gibt es schon in Natura. Insofern, ganz realitätsfremd ist es nicht. Es ist jetzt nicht so, dass ich da beim ermitteln dabei bin, aber ich bin schon im engen Kontakt mit der Polizei Miesbach. M. L.: Und wie kommt es zu der Entwicklung der Fälle? Denn die sind ja doch einerseits sehr ähnlich, andererseits sehr verschieden und gleichzeitig soll sich der Leser ja nicht langweilen. A.F.: Das ist eine sehr schwierige Sache. Zunächst braucht man irgendeinen Ausgangspunkt. Das kann eine interessante Tatbegehung sein, das kann ein interessantes Motiv sein für den Täter, warum er den Mord begangen hat. Und bei dem Prinzessinnenmörder war es einfach nur dieses Bild am Anfang, das eine Leiche unter dem Eis eines zugefrorenen Sees nach oben treibt. Mehr gab es eigentlich nicht beim Prinzessinnenmörder. Und von da aus habe ich mir dann überlegt, ja was könnte dahinter stecken, was ist die Geschichte dahinter. Es ist immer ein sehr langer Prozess, bis so ein Fall dann tatsächlich steht und auch so steht, dass er für den Leser dann spannend ist. M. L.: Wo würden sie denn sagen investieren sie mehr Zeit zu? In den Plot selbst oder in das schreiben? A.F.: Eigentlich in den Plot selbst. Wenn man weiß, was man schreiben soll dann geht’s auch relativ schnell. M. L.: Und wie entsteht dann tatsächlich die Geschichte im Schreibprozess? Wird das ganze erstmal stichpunktartig festgehalten oder direkt als Fließtext. Ich frage mich bei Ihren Büchern immer, Sie haben eine Menge Ideen wie schaffen Sie es dieses so zu sortieren, dass daraus eine Geschichte entsteht? A.F.: Vieles wird in Stichpunkten notiert. Manchmal sogar ein richtiger Ablauf. Im Film würde man sagen so eine Art Treatment. Das heißt, bevor ich anfange zu schreiben kenne ich die Geschichte schon. Natürlich entsteht dann im Schreibprozess selbst immer wieder neues. Man entdeckt irgendwelche Dinge, die vielleicht Auswirkungen auf Strukturelles haben aber im Prinzip steht die Geschichte. M. L.: Und wie lange brauchen Sie von der Idee bis zum fertigen Buch? Also, von dem ersten Gedanken der Idee bis das Buch dann ins Lektorat kommt. A. F.: Also bei dem “Prinzessinnenmörder“ hat es drei Jahre gedauert und bei den anderen hat es ein Jahr gedauert. Aber das liegt natürlich auch an den Abgabefristen im Verlagsvertrag. Und wenn der Druck erstmal da ist, dann wird man auch kreativ. M. L.: Wie geht es denn mit Wallner und Kreuthner weiter? Denn ich habe auch nach dem Buch jetzt wieder den Eindruck, dass es auf jeden Fall eine Fortsetzung geben wird. A. F.: Absolut. Also es wird eine Fortsetzung geben. Was genau passieren wird, weiß ich nicht, aber es könnte natürlich sein, dass mal diese Figur von Wallners Vater eine gewisse Rolle spielt, die ja vor vielen Jahren verschwunden ist und die immer noch für ihn so ein unbewältigtes Trauma ist. M. L.: Ganz im Gegensatz zu Wallner, der ja mit Manfred echt seine liebe Not hat und sehr zu kämpfen. Da ist es doch auch so, oder nicht? A. F.: Der Manfred – ja, das weiß ich nicht. Der wird ja nun immer älter, aber ist immer noch rüstig und vital. M. L.: Aber teilweise auch sehr skurril… A. F.: Natürlich, absolut. Er hat so seinen eigenen Kopf und es ist ja so: Je älter man wird, desto mehr Freiheiten kann man sich ja auch herausnehmen und das nutzt Manfred eben auch aus. Auch für – ich sage mal – durchaus lobenswerte Zwecke, wie es jetzt in dem Buch passiert. Aber Manfred Wallner wird natürlich immer der Punkt bleiben, der Wallner privat beschäftigt. M. L.: Und trotzdem hat er ja auch in den Büchern – das ist mir bei diesem Buch wieder sehr stark aufgefallen – so seine Berechtigung. Es ist also nicht einfach nur Beiwerk, sondern er hat immer irgendeine Funktion. A. F.: Ja, ich versuche auch diese Privatgeschichten nie so in der Luft hängen zu lassen, denn ich finde, es ist ein Krimi und da geht es um die Krimigeschichte. Und wenn ich Privates bringe, dann sollte zumindest ein gewisser Bezug zum Fall da sein und das ist eigentlich in allen Büchern, auch bei Manfred, der Fall. M. L.: Das ist mich auch aufgefallen und auch da habe ich mich dann gefragt: Wie war eigentlich die Entwicklung? Also ich habe mitbekommen, dass der Manfred immer älter und immer skurriler wird, ich habe allerdings nicht unbedingt verstanden, wie diese Figur entstanden ist. Dass Wallner und Kreuthner existieren, dass wusste ich ja, denn dies sind ja die beiden Hauptprotagonisten ihrer Bücher. Aber Manfred ist als Nebenfigur doch so sicher nicht von Anfang an dabei. A. F.: Ja, Manfred war auch von Anfang an dabei. M. L.: Daran erinnere ich mich. Aber war er auch im Konzept direkt von Anfang an geplant? A. F.: Was genau meinen Sie? M. L.: Als Figur. Ich gehe davon aus, dass man am Anfang eines Buches eine Art Plan macht, welche Figur wann und wie Auftritt und mit welcher Idee. A. F.: Also es gab kein schriftliches Konzept dafür, aber Manfred war von Anfang an da, weil ich ja die Kommissarsfigur geschaffen habe und die brauchte natürlich ein Umfeld. Da habe ich mir überlegt: Wie machen wir das? Da fand ich es eigentlich ganz reizvoll, eine Figur zu schaffen, die mit ihrem Großvater zusammen lebt, die eine bestimmte Geschichte hat und das ist auch diese Geschichte mit dem verschwundenen Vater und der Mutter, die gestorben ist, die Großeltern, die ihn deswegen aufgezogen haben und das eben so eine symbiotische Beziehung hat. Manfred ist ja auch jemand, der hat immer so ein Händchen für Frauen und wirft auch seinem Enkel immer vor, dass er da ein bisschen mehr Gas geben sollte. Das fand ich eine ganz reizvolle Idee zu diesem etwas steifen Wallner noch einen lockeren Großvater dazu zu gesellen. M. L.: Jetzt habe ich noch eine Frage, die vielleicht etwas von der Rollenplanung abweicht. Und zwar wüsste ich gerne: Wenn Sie die Reihe rund um Kreuthner und Wallner verfilmen würden, welche Schauspieler würden Sie denn hier einsetzen und warum? A. F.: Hmm… die Frage habe ich mir auch schon oft gestellt, auch zusammen mit Produzenten, die versucht haben, die Stoffe zu verkaufen. Es ist nicht so einfach. Ich hatte immer gedacht, für Kreuthner wäre ideal Herr Bezzel, der ist jetzt aber leider weg, weil er bei den Rita Falk-Verfilmungen die Hauptfigur spielt – ein toller Schauspieler, er spielt auch den Assistenten in den Bodenseekrimis. Das wäre wirklich schön gewesen und der hätte super gepasst. Bei Wallner weiß ich nicht so genau, vielleicht müsste man da jemanden nehmen, den man so gar nicht kennt. Also die Idealbesetzung, ich weiß es nicht, aber meine Frau sagt immer, das müsste Hans Siegl spielen – der Bergdoktor. Ja, ich finde, der Siegl ist ein ganz cooler Typ, der könnte das wahrscheinlich auch. Er ist natürlich Österreicher und nicht Bayer, aber okay. M. L.: Aber der Akzent wäre ja im Zweifelsfall ähnlich… A. F.: Ähnlich, ja, der Wallner spricht ja auch nicht so bayerisch, also das könnte er schon machen. Und für Manfred hatte irgendwer mal vorgeschlagen, das fand ich nicht schlecht, Philipp Sonntag. Ich weiß nicht, ob Sie den kennen. M. L.: Ja, doch, der sagt mir was. A. F. :Der ist ein sehr witziger Typ und wäre gut. M. L.: Und wenn Sie sich jetzt einen Verlauf für Ihre weiteren Bücher wünschen könnten? Ich weiß, das darf man als Autor nicht, weil da ja immer noch der Verlag mitspricht, wie die Planung der Bücher weiter verläuft, aber wie würden Sie das dann einschätzen? A. F.: Wir haben uns zusammengesetzt letztes und sozusagen den weiteren Weg meiner Bücher besprochen. Es wurde jetzt vereinbart, weil ich das so wollte, dass das nächste Buch mal etwas anderes wird. Also es ist jetzt kein Buch mit Wallner und Keuthner, sondern ein Anwaltskrimi. Es wird also sozusagen noch einmal eine zweite Reihe eröffnet und danach kommt dann aber wieder ein Wallner- und Kreuthner-Krimi. M. L.: Ist es denn schwierig, jetzt eine neue Reihe zu beginnen? A. F.: Ich glaube ja, man weiß immer nicht, wie die Leser reagieren. Natürlich will jeder möglichst schnell den nächsten Wallner-Kreuthner-Krimi haben, aber ich für mich als Autor muss auch einmal etwas anderes schreiben. M. L.: Das ist nachvollziehbar, denn sonst gehen einem ja auch die Ideen irgendwann aus. A. F.: Ja, ich merke schon, dass es von Mal zu Mal mühsamer wird. Aber natürlich gibt es diese offensichtlichen Dinge, die man so mit Kreuthner machen kann, die sind natürlich in den ersten sechs Büchern jetzt schon mehr oder weniger verbraucht und da muss man jetzt immer mehr Phantasie und Fleiß aufwenden, um auf etwas zu kommen. M. L.: Dann bedanke ich mich jetzt für das Interview und wünsche Ihnen noch eine schöne Buchmesse und einen schönen Tag. A. F.: Dankeschön, sehr gerne.
Den Auftakt bildet heute mein Interview mit Andreas Föhr.
Marie Lanfermann: Hallo Herr Föhr. Schön, dass sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. Wenn man sich ihre Bücher durchliest, fragt man sich zwangsläufig, wie es zu ihrem Protagonisten kommt. Insbesondere ihre beiden Hauptfiguren Kreuthner und Wallner sind ja schon ungewöhnliche Typen. Wie kam es zu den beiden Protagonisten? Andreas Föhr: Ja, Kreuthner und Wallner sind ungewöhnlich, wobei so ungewöhnlich eigentlich doch nicht. Wie es dazu kam? Ich war auf Protagonistensuche. Und da dachte ich mir naja, dann nimmst du einen Polizisten, den kann man vielleicht später noch einmal verwenden. Und so kam Kreuthner ins Spiel und der hat dann so ein Eigenleben entwickelt und dann hab ich entdeckt, dass man furchtbar viele Sachen mit dem machen kann. Und Wallner sollte ursprünglich viel …, viel schriller, viel problembehafteter sein. Der sollte eigentlich so ein Typ werden, der Probleme mit Frauen hat und aber irgendwann hab ich dann gemerkt, ne da kommen schon so viele skurrile Figuren schon vor da brauchst du so einen ruhenden Pol und dadurch ist Wallner so dieser korrekte, sorgfältige, ein bisschen kontrollbesessener Kommissar geworden. M. L.: Das ist mir auch beim Lesen ihrer Bücher aufgefallen. Die beiden nehmen meiner Meinung nach einen sehr starken Kontrast zueinander ein. Und trotzdem arbeiten die beiden sehr effizient miteinander zusammen. Ich frage mich natürlich wie sind Sie bei Ihrer Recherche vorgegangen. Haben Sich tatsächlich mit Polizisten unterhalten und nach deren Alltag gefragt? A. F.: Also ich war mindestens einmal im Jahr in Miesbach bei der Kripo, draußen, da gibt es einen Herr Schweiger, das ist der Leiter der Kripo Miesbach und der nimmt sich immer sehr viel Zeit, so ein, zwei Stunden und mit dem kläre ich dann Detailfragen. Also wie ist das zum Beispiel, wenn ne SOKO da eingerichtet wird, weil die gar nicht so viele Beamte haben und ähnliche Dinge. Und der hat mir auch bescheinigt, dass die eigentliche Polizeiarbeit, wenn man mal von Kreuthner absieht, da sehr realistisch dargestellt ist. Und Kreuthner … es gibt ein reales Vorbild für Kreuthner. Verrat ich aber nicht wer das ist. Es ist natürlich ne extreme Figur, dass ist jetzt nicht eins zu eins übernommen von diesem Vorbild, aber so gewisse Charakterzüge die gibt es schon in Natura. Insofern, ganz realitätsfremd ist es nicht. Es ist jetzt nicht so, dass ich da beim ermitteln dabei bin, aber ich bin schon im engen Kontakt mit der Polizei Miesbach. M. L.: Und wie kommt es zu der Entwicklung der Fälle? Denn die sind ja doch einerseits sehr ähnlich, andererseits sehr verschieden und gleichzeitig soll sich der Leser ja nicht langweilen. A.F.: Das ist eine sehr schwierige Sache. Zunächst braucht man irgendeinen Ausgangspunkt. Das kann eine interessante Tatbegehung sein, das kann ein interessantes Motiv sein für den Täter, warum er den Mord begangen hat. Und bei dem Prinzessinnenmörder war es einfach nur dieses Bild am Anfang, das eine Leiche unter dem Eis eines zugefrorenen Sees nach oben treibt. Mehr gab es eigentlich nicht beim Prinzessinnenmörder. Und von da aus habe ich mir dann überlegt, ja was könnte dahinter stecken, was ist die Geschichte dahinter. Es ist immer ein sehr langer Prozess, bis so ein Fall dann tatsächlich steht und auch so steht, dass er für den Leser dann spannend ist. M. L.: Wo würden sie denn sagen investieren sie mehr Zeit zu? In den Plot selbst oder in das schreiben? A.F.: Eigentlich in den Plot selbst. Wenn man weiß, was man schreiben soll dann geht’s auch relativ schnell. M. L.: Und wie entsteht dann tatsächlich die Geschichte im Schreibprozess? Wird das ganze erstmal stichpunktartig festgehalten oder direkt als Fließtext. Ich frage mich bei Ihren Büchern immer, Sie haben eine Menge Ideen wie schaffen Sie es dieses so zu sortieren, dass daraus eine Geschichte entsteht? A.F.: Vieles wird in Stichpunkten notiert. Manchmal sogar ein richtiger Ablauf. Im Film würde man sagen so eine Art Treatment. Das heißt, bevor ich anfange zu schreiben kenne ich die Geschichte schon. Natürlich entsteht dann im Schreibprozess selbst immer wieder neues. Man entdeckt irgendwelche Dinge, die vielleicht Auswirkungen auf Strukturelles haben aber im Prinzip steht die Geschichte. M. L.: Und wie lange brauchen Sie von der Idee bis zum fertigen Buch? Also, von dem ersten Gedanken der Idee bis das Buch dann ins Lektorat kommt. A. F.: Also bei dem “Prinzessinnenmörder“ hat es drei Jahre gedauert und bei den anderen hat es ein Jahr gedauert. Aber das liegt natürlich auch an den Abgabefristen im Verlagsvertrag. Und wenn der Druck erstmal da ist, dann wird man auch kreativ. M. L.: Wie geht es denn mit Wallner und Kreuthner weiter? Denn ich habe auch nach dem Buch jetzt wieder den Eindruck, dass es auf jeden Fall eine Fortsetzung geben wird. A. F.: Absolut. Also es wird eine Fortsetzung geben. Was genau passieren wird, weiß ich nicht, aber es könnte natürlich sein, dass mal diese Figur von Wallners Vater eine gewisse Rolle spielt, die ja vor vielen Jahren verschwunden ist und die immer noch für ihn so ein unbewältigtes Trauma ist. M. L.: Ganz im Gegensatz zu Wallner, der ja mit Manfred echt seine liebe Not hat und sehr zu kämpfen. Da ist es doch auch so, oder nicht? A. F.: Der Manfred – ja, das weiß ich nicht. Der wird ja nun immer älter, aber ist immer noch rüstig und vital. M. L.: Aber teilweise auch sehr skurril… A. F.: Natürlich, absolut. Er hat so seinen eigenen Kopf und es ist ja so: Je älter man wird, desto mehr Freiheiten kann man sich ja auch herausnehmen und das nutzt Manfred eben auch aus. Auch für – ich sage mal – durchaus lobenswerte Zwecke, wie es jetzt in dem Buch passiert. Aber Manfred Wallner wird natürlich immer der Punkt bleiben, der Wallner privat beschäftigt. M. L.: Und trotzdem hat er ja auch in den Büchern – das ist mir bei diesem Buch wieder sehr stark aufgefallen – so seine Berechtigung. Es ist also nicht einfach nur Beiwerk, sondern er hat immer irgendeine Funktion. A. F.: Ja, ich versuche auch diese Privatgeschichten nie so in der Luft hängen zu lassen, denn ich finde, es ist ein Krimi und da geht es um die Krimigeschichte. Und wenn ich Privates bringe, dann sollte zumindest ein gewisser Bezug zum Fall da sein und das ist eigentlich in allen Büchern, auch bei Manfred, der Fall. M. L.: Das ist mich auch aufgefallen und auch da habe ich mich dann gefragt: Wie war eigentlich die Entwicklung? Also ich habe mitbekommen, dass der Manfred immer älter und immer skurriler wird, ich habe allerdings nicht unbedingt verstanden, wie diese Figur entstanden ist. Dass Wallner und Kreuthner existieren, dass wusste ich ja, denn dies sind ja die beiden Hauptprotagonisten ihrer Bücher. Aber Manfred ist als Nebenfigur doch so sicher nicht von Anfang an dabei. A. F.: Ja, Manfred war auch von Anfang an dabei. M. L.: Daran erinnere ich mich. Aber war er auch im Konzept direkt von Anfang an geplant? A. F.: Was genau meinen Sie? M. L.: Als Figur. Ich gehe davon aus, dass man am Anfang eines Buches eine Art Plan macht, welche Figur wann und wie Auftritt und mit welcher Idee. A. F.: Also es gab kein schriftliches Konzept dafür, aber Manfred war von Anfang an da, weil ich ja die Kommissarsfigur geschaffen habe und die brauchte natürlich ein Umfeld. Da habe ich mir überlegt: Wie machen wir das? Da fand ich es eigentlich ganz reizvoll, eine Figur zu schaffen, die mit ihrem Großvater zusammen lebt, die eine bestimmte Geschichte hat und das ist auch diese Geschichte mit dem verschwundenen Vater und der Mutter, die gestorben ist, die Großeltern, die ihn deswegen aufgezogen haben und das eben so eine symbiotische Beziehung hat. Manfred ist ja auch jemand, der hat immer so ein Händchen für Frauen und wirft auch seinem Enkel immer vor, dass er da ein bisschen mehr Gas geben sollte. Das fand ich eine ganz reizvolle Idee zu diesem etwas steifen Wallner noch einen lockeren Großvater dazu zu gesellen. M. L.: Jetzt habe ich noch eine Frage, die vielleicht etwas von der Rollenplanung abweicht. Und zwar wüsste ich gerne: Wenn Sie die Reihe rund um Kreuthner und Wallner verfilmen würden, welche Schauspieler würden Sie denn hier einsetzen und warum? A. F.: Hmm… die Frage habe ich mir auch schon oft gestellt, auch zusammen mit Produzenten, die versucht haben, die Stoffe zu verkaufen. Es ist nicht so einfach. Ich hatte immer gedacht, für Kreuthner wäre ideal Herr Bezzel, der ist jetzt aber leider weg, weil er bei den Rita Falk-Verfilmungen die Hauptfigur spielt – ein toller Schauspieler, er spielt auch den Assistenten in den Bodenseekrimis. Das wäre wirklich schön gewesen und der hätte super gepasst. Bei Wallner weiß ich nicht so genau, vielleicht müsste man da jemanden nehmen, den man so gar nicht kennt. Also die Idealbesetzung, ich weiß es nicht, aber meine Frau sagt immer, das müsste Hans Siegl spielen – der Bergdoktor. Ja, ich finde, der Siegl ist ein ganz cooler Typ, der könnte das wahrscheinlich auch. Er ist natürlich Österreicher und nicht Bayer, aber okay. M. L.: Aber der Akzent wäre ja im Zweifelsfall ähnlich… A. F.: Ähnlich, ja, der Wallner spricht ja auch nicht so bayerisch, also das könnte er schon machen. Und für Manfred hatte irgendwer mal vorgeschlagen, das fand ich nicht schlecht, Philipp Sonntag. Ich weiß nicht, ob Sie den kennen. M. L.: Ja, doch, der sagt mir was. A. F. :Der ist ein sehr witziger Typ und wäre gut. M. L.: Und wenn Sie sich jetzt einen Verlauf für Ihre weiteren Bücher wünschen könnten? Ich weiß, das darf man als Autor nicht, weil da ja immer noch der Verlag mitspricht, wie die Planung der Bücher weiter verläuft, aber wie würden Sie das dann einschätzen? A. F.: Wir haben uns zusammengesetzt letztes und sozusagen den weiteren Weg meiner Bücher besprochen. Es wurde jetzt vereinbart, weil ich das so wollte, dass das nächste Buch mal etwas anderes wird. Also es ist jetzt kein Buch mit Wallner und Keuthner, sondern ein Anwaltskrimi. Es wird also sozusagen noch einmal eine zweite Reihe eröffnet und danach kommt dann aber wieder ein Wallner- und Kreuthner-Krimi. M. L.: Ist es denn schwierig, jetzt eine neue Reihe zu beginnen? A. F.: Ich glaube ja, man weiß immer nicht, wie die Leser reagieren. Natürlich will jeder möglichst schnell den nächsten Wallner-Kreuthner-Krimi haben, aber ich für mich als Autor muss auch einmal etwas anderes schreiben. M. L.: Das ist nachvollziehbar, denn sonst gehen einem ja auch die Ideen irgendwann aus. A. F.: Ja, ich merke schon, dass es von Mal zu Mal mühsamer wird. Aber natürlich gibt es diese offensichtlichen Dinge, die man so mit Kreuthner machen kann, die sind natürlich in den ersten sechs Büchern jetzt schon mehr oder weniger verbraucht und da muss man jetzt immer mehr Phantasie und Fleiß aufwenden, um auf etwas zu kommen. M. L.: Dann bedanke ich mich jetzt für das Interview und wünsche Ihnen noch eine schöne Buchmesse und einen schönen Tag. A. F.: Dankeschön, sehr gerne.