Long Time Gone

Long Time Gone

Long Time Gone

Lange habe ich nicht mehr geschrieben so wie ich es jetzt wieder tue. Worte sind genug da, es mangelt auch nicht an Ideen. Auszeiten. Auf Lauschfahrt durch einige Wochen Leben. Der eigene Puls als Echolot. Ruhe erreichen, Ruhe bewahren. Die meisten Ernten sind eingefahren. Über den Sommer mag niemand mehr reden. Der Herbst hingegen teilt sein Gold mit uns und der Himmel sein Blau. Es ist warm, angenehm warm. Und das im November, die Uhren ticken bereits winterlich, das Jahr läuft aus. Im Grunde ist es an der Zeit, wieder in ruhigere Gewässer zu kommen und damit an neue Ufer. Dazu bedarf es einer Standortbestimmung und letztendlich auch einer Zielvorgabe. Vielleicht genügt auch einfaches Sich- Treiben- Lassen. Abwarten und Tee trinken. Oder doch lieber einen guten Wein? Die Gewichtung der Dinge rückt in den Mittelpunkt. Es ist wie bei einer Waage: Das Schwere zieht unvermeidlich nach unten, das Leichte gewinnt die Höhe. So werde ich hin und her gerissen zwischen meinen Parallelwelten, zwischen dem harten Boden der Alltäglichkeit und den freien Flügen des Besonderen. Bei diesen möchte man die Flügel weit spreizen und ausgiebig schlagen und einfach davon schweben, den spürbaren und freundlich gestimmten Aufwind nutzen. Aus der Distanz und aus der Perspektive von oben das Ganze betrachten und über die winziger werdenden belastenden Dinge laut lachen. Und die dunkelste Stunde ist ja bekanntlich die vor dem Sonnenaufgang. Und so vergeht die Zeit, vieles ist schon so lange her, dass man sich kaum daran erinnert. Doch immer wieder gibt es Menschen, Dinge oder Situationen, die Türen nochmals öffnen zu den unter all dem Erlebten und ins scheinbare Vergessen Gerutschte. Das Laub raschelt unter meinen Füßen. Das einzige Geräusch neben dem meines Atems. Die Luft ist rein, das Licht ist sanft. Eigentlich wollte ich in die Stadt fahren, aber der Wald war zu verlockend. Eigentlich wollte ich nur ein paar Schritte tun, mir etwas Bewegung verschaffen und kurz durchschnaufen, doch der schmale Pfad macht mich neugierig auf das, was sich hinter der nächsten Biegung verbirgt. Pilze säumen meinen Weg, von denen ich noch nicht einmal die Namen weiß. Ich muss in mich hineinlächeln. So stapfe ich weiter und mit jedem Schritt fühle ich mich näher an der Freiheit, die ich meine.



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