Englands Norden ertrinkt zur Zeit. Heftige Regenfälle haben weite Landstriche unter Wasser gesetzt. Inzwischen rechnet man mit Schäden in Höhe von 1 Milliarde Pfund (ca. 1,3 Milliarden Euro). Auch hier stellt sich wieder einmal heraus, dass die britische Regierung am Hochwasserschutz gespart hat. Die Gefährdung ist schon längst bekannt, aber die Verantwortlichen haben Augen und Ohren verschlossen, weil Handeln eben Geld kosten würde. Geld, das man zwar hat, aber nicht für die Provinzler im englischen Norden.
Großbritannien hat eine glitzernde und wohlhabende Hauptstadt namens London. Dort sitzen die gewählten Volksvertreter, die Regierung und die große Geschäftswelt der globalen Finanzindustrie. Für London ist kein Geld zu schade, meint auch Simon Jenkins im “Guardian”. Unter dem Titel “London muss aufhören das Geld vom Rest Britanniens abzuziehen” befasst er sich mit der verhätschelten Hauptstadt und deren Gier nach Verschleuderung des Geldes aller Briten für die eigenen Bedürfnisse. “Die britische Hauptstadt wird zu einer verzogenen Göre. Sie ist außerordentlich reich. Schluckt Menschen aus dem Rest des Landes und heult, wenn die Immobilienpreise steigen. Jetzt an Weihnachten will es Spielzeug aller Art, die man eher den Wünschen eines verwöhnten Prinzen oder einer Bananenrepublik zurechnen könnte”, schreibt Jenkins und beschreibt näher um was für kostspielige Wünsche es sich handelt.
Der Dirigent Simon Rattle möchte gerne ein neues Konzerthaus. Die Regierung genehmigte daraufhin schon einmal 5 Millionen Pfund für eine Studie. Und dies obwohl die “Royal Festival Hall” zwischen 2005 und 2007 saniert wurde und inzwischen zu den besten in der Welt gehört. Die Schauspielerin Joanna Lumley wünscht sich eine begrünte Brücke über die Themse, die 100 Millionen Pfund kosten soll. Oberbürgermeister Johnson und der Finanzminister Osborne überbieten sich mit Finanzzusagen. Der Fußballclub West Ham United möchte gerne ein neues Stadion. Sag mir, was du dafür brauchst, meint Finanzminister Osborne, obwohl er bereits die “Olympischen Hinterlassenschaften” für 700 Millionen Pfund zugunsten von West Ham zugeschnitten hat. Jenkins nennt die Gründe für dieses Verhalten:
Die Wahrheit ist, dass London bekommt, was immer es will. Der Grund dafür liegt darin, dass die Strippenzieher immer Londoner sind. Londoner Geschäftsleute wollen einen dritten Flughafen. Sie müssen ihn bekommen, irgendwo. Fahrradfahrer wollen einen “Superhighway”, sie bekommen ihn. Die labile Kostenschätzung in Höhe von 15 Milliarden Pfund für das Crossrail-Projekt wurde als zu leicht befunden und man entschied für das Folgeprojekt “Crossrail 2” 27 Milliarden Pfund hinzulegen. Sollte irgendeine andere Region des Vereinigten Königreich den Mut gehabt haben, solche Summen zu verlangen, dann wäre ihm nur höhnisches Gelächter entgegen geschlagen.
Hochgeschwindigkeitszüge, die vor allem London nutzen. Unsummen für Universitäten in London. Auch für die Kultur ist kein Geld zu schade, wenn Kürzungen angedroht werden, ist die Hölle los.
London ist vom öffentlichen Geld abhängig wie ein Alkoholiker. Die letzten Zahlen der Infrastrukturausgaben zeigen, dass für einen Londoner 5.500 Pfund ausgegeben werden, während es in Yorkshire nur 580 und im Nordosten nur 220 Pfund pro Kopf sind. Kein Wunder, dass London dreimal schneller gewachsen ist als der Norden. Vince Cable hatte recht, als er London einen gigantischen Staubsauger nannte, der das Leben aus dem Rest des Landes saugt.
Jenkins meint, dass das nicht im Interesse der Hauptstadt sein kann und er schildert wie es in Englands Norden aussieht:
Bei Fahrten im Norden von Manchester, South Yorkshire oder Teesside könnte man glauben man ist immer noch während des Kalten Krieges in Osteuropa. Diese Regionen sind wirtschaftlich gesehen bettelarm, abhängig von Steuern, die in London und im Südosten gezahlt werden. Indem sie bewusst vernachlässigt werden, pflegt sie London als Parasiten und in Abhängigkeit von seinem Geld.
Die Schlussfolgerung von Jenkins lautet: Die Hauptstadt braucht nicht mehr Brücken, Konzerthäuser, Eisenbahnen, Fußballstadien, Galerien oder Kunstwerke. Das Geld sollte geteilt werden. Die Stadt behauptet die reichste und aufregendste Stadt auf Erden zu sein, deshalb könnte sie Großzügigkeit zeigen. Vor allem jetzt, in der Weihnachtszeit.
Erstaunlich wie lammfromm ein Teil Englands die völlige Benachteiligung gegenüber der Stadt des Kapitals schluckt. Kein Wunder, dass wenigstens die genauso benachteiligten Schotten auf die Barrikaden gehen. Großbritannien braucht dringend eine neue Organisationsform, der bisherige Zentralismus bringt in der Tat nur London etwas, der Rest guckt in die Röhre.
Informationsquelle
London must stop sucking up cash from the rest of Britain
Großbritannien hat eine glitzernde und wohlhabende Hauptstadt namens London. Dort sitzen die gewählten Volksvertreter, die Regierung und die große Geschäftswelt der globalen Finanzindustrie. Für London ist kein Geld zu schade, meint auch Simon Jenkins im “Guardian”. Unter dem Titel “London muss aufhören das Geld vom Rest Britanniens abzuziehen” befasst er sich mit der verhätschelten Hauptstadt und deren Gier nach Verschleuderung des Geldes aller Briten für die eigenen Bedürfnisse. “Die britische Hauptstadt wird zu einer verzogenen Göre. Sie ist außerordentlich reich. Schluckt Menschen aus dem Rest des Landes und heult, wenn die Immobilienpreise steigen. Jetzt an Weihnachten will es Spielzeug aller Art, die man eher den Wünschen eines verwöhnten Prinzen oder einer Bananenrepublik zurechnen könnte”, schreibt Jenkins und beschreibt näher um was für kostspielige Wünsche es sich handelt.
Der Dirigent Simon Rattle möchte gerne ein neues Konzerthaus. Die Regierung genehmigte daraufhin schon einmal 5 Millionen Pfund für eine Studie. Und dies obwohl die “Royal Festival Hall” zwischen 2005 und 2007 saniert wurde und inzwischen zu den besten in der Welt gehört. Die Schauspielerin Joanna Lumley wünscht sich eine begrünte Brücke über die Themse, die 100 Millionen Pfund kosten soll. Oberbürgermeister Johnson und der Finanzminister Osborne überbieten sich mit Finanzzusagen. Der Fußballclub West Ham United möchte gerne ein neues Stadion. Sag mir, was du dafür brauchst, meint Finanzminister Osborne, obwohl er bereits die “Olympischen Hinterlassenschaften” für 700 Millionen Pfund zugunsten von West Ham zugeschnitten hat. Jenkins nennt die Gründe für dieses Verhalten:
Die Wahrheit ist, dass London bekommt, was immer es will. Der Grund dafür liegt darin, dass die Strippenzieher immer Londoner sind. Londoner Geschäftsleute wollen einen dritten Flughafen. Sie müssen ihn bekommen, irgendwo. Fahrradfahrer wollen einen “Superhighway”, sie bekommen ihn. Die labile Kostenschätzung in Höhe von 15 Milliarden Pfund für das Crossrail-Projekt wurde als zu leicht befunden und man entschied für das Folgeprojekt “Crossrail 2” 27 Milliarden Pfund hinzulegen. Sollte irgendeine andere Region des Vereinigten Königreich den Mut gehabt haben, solche Summen zu verlangen, dann wäre ihm nur höhnisches Gelächter entgegen geschlagen.
Hochgeschwindigkeitszüge, die vor allem London nutzen. Unsummen für Universitäten in London. Auch für die Kultur ist kein Geld zu schade, wenn Kürzungen angedroht werden, ist die Hölle los.
London ist vom öffentlichen Geld abhängig wie ein Alkoholiker. Die letzten Zahlen der Infrastrukturausgaben zeigen, dass für einen Londoner 5.500 Pfund ausgegeben werden, während es in Yorkshire nur 580 und im Nordosten nur 220 Pfund pro Kopf sind. Kein Wunder, dass London dreimal schneller gewachsen ist als der Norden. Vince Cable hatte recht, als er London einen gigantischen Staubsauger nannte, der das Leben aus dem Rest des Landes saugt.
Jenkins meint, dass das nicht im Interesse der Hauptstadt sein kann und er schildert wie es in Englands Norden aussieht:
Bei Fahrten im Norden von Manchester, South Yorkshire oder Teesside könnte man glauben man ist immer noch während des Kalten Krieges in Osteuropa. Diese Regionen sind wirtschaftlich gesehen bettelarm, abhängig von Steuern, die in London und im Südosten gezahlt werden. Indem sie bewusst vernachlässigt werden, pflegt sie London als Parasiten und in Abhängigkeit von seinem Geld.
Die Schlussfolgerung von Jenkins lautet: Die Hauptstadt braucht nicht mehr Brücken, Konzerthäuser, Eisenbahnen, Fußballstadien, Galerien oder Kunstwerke. Das Geld sollte geteilt werden. Die Stadt behauptet die reichste und aufregendste Stadt auf Erden zu sein, deshalb könnte sie Großzügigkeit zeigen. Vor allem jetzt, in der Weihnachtszeit.
Erstaunlich wie lammfromm ein Teil Englands die völlige Benachteiligung gegenüber der Stadt des Kapitals schluckt. Kein Wunder, dass wenigstens die genauso benachteiligten Schotten auf die Barrikaden gehen. Großbritannien braucht dringend eine neue Organisationsform, der bisherige Zentralismus bringt in der Tat nur London etwas, der Rest guckt in die Röhre.
Informationsquelle
London must stop sucking up cash from the rest of Britain