London 2012: Guter Sport und schlechter Sport

Ein wichtiges Highlight habe ich ganz außer Acht gelassen: Die Olympischen Spiele! Dabei sind mir einige besonders widerliche ganz typische Artikel in der FAZ aufgefallen. Denn diese fiesen Chinesen haben ein total auf Siege fixiertes Sportsystem. China ist nämlich so etwas wie eine DDR im XXL-Format, nur besser als das Original. Da werden Athleten zu Rume der Nation gnadenlos selektiert und brutal trainiert, denn das System will seine Überlegenheit mit glänzenden Sieger-Typen schmücken. Das ist bei uns ja zum Glück ganz anders! Darum wundert mich, dass das Gejammer dermaßen groß war, als es unseren schwarz-rot-gelben Sportlern in den ersten Tagen einfach nicht gelingen wollte, einen Fuß aufs Treppchen zu bekommen. Aber dank Reitern und Ruderern steht Deutschland im Medaillen-Spiegel nicht mehr ganz so peinlich da. Denn ein paar Sieger-Typen tun auch der deutschen Nation ganz gut, nur dass die Selektion und das Training bei uns ein bisschen subtiler veranstaltet werden. Muskeln sind eben nicht alles, man braucht auch Köpfchen, Technik und Geld.

Und ein paar hübsche Skandale gibt es inzwischen auch: Die chinesischen Badminton-Frauen wurden disqualifiziert, weil sie absichtlich schlecht gespielt haben. Als ob noch nie eine Mannschaft aus taktischen Gründen hätte verlieren wollen. Aber da Chinesen bekanntlich immer nur gewinnen wollen, ist es bei ihnen natürlich ganz etwas anderes, wenn sie absichtlich verlieren. Und wenn eine junge Chinesin streckenweise schneller schwimmt als ein Mann, dann kann das natürlich nicht allein am harten Training liegen. Immerhin hatte die 16-Jährige Ye Shiwen die Coolness, zu fragen, warum denn immer nur sie kritisiert würde, wo doch auch viele andere Schwimmer viele Medaillen gewonnen hätten. Eine echt gute Frage!

Und auch die Deutschen haben endlich einen Olympia-Skandal. Ich hatte ja schon Angst, dass es nicht mal in dieser Disziplin klappen würde! Aber es ist tatsächlich so typisch deutsch, dass es wirklich zum Skandal taugt: Die NPD hat bekanntlich nicht nur viele V-Leute in der deutschen Polizei-Szene, sondern sogar unter den Olympia-Teilnehmern! Was natürlich auch daran liegen mag, dass die Hauptsponsoren deutscher Hochleistungssportler die Staatsunternehmen Bundeswehr und Polizei sind. Schließlich können es sich deutsche Arbeitnehmer in keinem anderen Job leisten, den ganzen Tag beim Training abzuhängen, statt ordentlich zu arbeiten. Interessant allerdings, dass erst jetzt aufgefallen ist, dass die unglaublich blonde Ruderin Nadja Drygalla mit einem NPD-Mann befreundet ist. Das hätte man doch bereits vor ihrer Nominierung heraus bekommen können, bei all der Überprüferei und dem ganzen Daten-Gesammel im Land.

Ehrlich gesagt kapiere ich auch nicht, worin denn genau das untolerierbare Vergehen der Sportlerin bestehen soll – es ist ja nicht so, dass noch nie ein Sportler mit rechten oder gar rechtsextremen Einstellungen eine olympische Medaille gewonnen hätte. Und dabei denke ich nicht nur an Berlin 1936. Wobei Drygalla mit ihrer Ruderinnen-Frauenschaft ja ohnehin aus dem Wettbewerb ausgeschieden ist – die blonde Gefahr kommt ja ohnehin nicht mehr in Treppchen-Nähe. Nicht, dass ich eine rechte Einstellung nicht kritikwürdig fände. Aber wenn man jeden Sportler mit einer zweifelhaften Weltsicht nach Hause schicken würde, wäre ja wohl noch kaum jemand am Start. Warum also ausgerechnet Drygalla?



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