Vor kurzem bin ich über ein Buchprojekt namens “Lola, das kleine Cello” gestolpert, das von Agnes Schöchli stammt. Sie veröffentlichte bereits 3 Hardcoverbücher in Folge zu diesem Thema und erzählt die Geschichte eines kleinen Mädchens, das sich in ein Cello verliebt und dessen Sprache bzw. Gesang es hören, mit ihm kommunizieren möchte. Ab Band 3 ist ein ansprechenderes Layout gefunden, die Textmenge nimmt entsprechend dem Alter und dem Selbstlesewunsch der Kinder zu. Es soll auch noch weitere Bände geben, das Cello wird mit dem Mädchen älter. Als Illustrationen gibt es ganz einfache Bleistift-/Kohlezeichnungen in Schwarzweiß. Die Ausführung im Innenteil bleibt etwas hinter den Erwartungen zurück, handelt es sich doch um ein Erstlingswerk. Und es ist eine Laienautorin. Aber Lola hat was Verspieltes und ein schönes Thema.
Aufgewachsen an der ostdeutschen Ostseeküste, Tochter einer Großfamilie, eroberte sich Agnes Schöchli bereits als Kind den Zugang zur Musik auf eigene und vielfältige Art und Weise. Die Faszination der Klänge mit dem persönlichen Leben in Verbindung zu bringen, war für sie schon sehr früh eine große Leidenschaft.
Die Schweizer Pädagogin ist bestrebt, durch das Tor der Sonderpädagogik, dem Kind jeden Alters und jeder sozialen Herkunft die Liebe zur Musik nahe zu bringen und dessen Alltag im Zusammenhang mit der Musik erfolgreich durchzugehen. Was ihre ganz eigene Geschichte betrifft, muss man anfügen, dass die Musik in ihrer Kindheit sowie im Heranwachsen in der DDR ein unvergleichbares Gut war. Auch wenn ihr stets alle Instrumente auf kuriose Art genommen wurden, das System der Staatssicherheit (genannt Stasi) alles versuchte, um sie auszulöschen, blieb die Musik in ihrem Herzen und führte sie hinaus in eine Welt, in der der Alltag ohne Musik in seiner Härte Klein und Groß erdrücken könnte …
Somit möchte “Lola, das kleine Cello” jedem Lebensraum, jeder Altersgruppe, jedem Fachgebiet und jeglicher sozialen Herkunft jene Botschaft bringen, der Musik die Herzen zu öffnen und sich somit in neue ungeahnte Welten hinein zu wagen.
Die Autorin stellt ihre Bücher so vor:
…wovon erzählt nun “Lola, das kleine Cello”…und was ist dieses eigentlich…? Ja, da gibt es ein kleines Cello, was sich nichts sehnlicher wünscht, als einfach einmal in den Arm genommen zu werden. Es träumt vor sich her, hat also Träume und Wünsche…erlebt aber auch viele Situationen, die auch – uns – im normalen Alltag begegnen oder begegnen könnten…
Halten wir an unseren Träumen oder gar Wünschen fest ? Oder resignieren wir bei den ersten Schwierigkeiten? Es erzählt von einer Freundschaft, die Unglaubliches möglich macht. Der Alltag ist so manches Mal ziemlich hart … ist egal, in welch einem Bereich und in welch einer Altersstufe … Aber genau das ist unsere Herausforderung, in diesen Situationen zu wachsen und nicht zu resignieren. Wie kann man sich selbst akzeptieren, wenn man nur – Blödmann, Versager, Nichtsnutz, unbegabt – zu hören bekommt oder gar beim einfachen Anschauen durch Missachtung, Ausgrenzung, Isolation, Ausnutzung, erfährt…?
“Lola, das kleine Cello” möchte all diesen Fragen ganz persönlich und individuell begegnen.
Das l .Buch zeigt, wie es heute noch möglich ist auf die eigene innere Stimme zu hören, ohne ungehorsam und widerspenstig zu werden. Der Alltag der Eltern – gerade in der heutigen Zeit - ist sehr anspruchsvoll. Auch sie würden gern einmal auf ihre eigene innere Stimme hören wollen … Aber so manch Lebenssituationen zeigen etwas anderes … Und hier beginnt die verständnisvolle Kooperation zwischen zwei Generationen (oder mehr). Hier wird gezeigt, dass man treu an seinen eigenen Wünschen festhalten darf, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um den nächsten Schritt gehen zu können. Wie wichtig ist in solch Situationen ein lieber Freund zur Seite… Aber was wird heute als Freund bezeichnet? … Facebook, oder gibst du mir – geb ich dir, oder Funktionsfreunde … ? Wenn es wirklich darauf ankommt, miteinander einen Weg zu gehen, wird es schwierig … Oftmals sind Freunde weggezogen oder man ist verkracht mit ihnen oder sie haben einen derart schmerzlich verletzt … sodass man Angst hat, neue Beziehungen einzugehen. Hier kommt die Musik ins Spiel. Ein Freund/Freundin, die bedingungslos zu einem stehen möchte, um alle Situationen mit einem ganz persönlich zu durchgehen. Aber es bedarf einer ganz eigenen, persönlichen Entscheidung – und das bedingungslos …Dieses JA kennt man vielleicht auch durch dieses legendäre Hochzeits-Ja:)… Heute halten Ehen eher selten lange … es ist schade und traurig. Dieses Ja zur Freundin Musik ist ein noch tieferes Ja. Diese verletzt einen Menschen nie, verrät einen auch nicht, stellt einen nicht bloß und droht einem auch nicht mit den schlimmsten Dingen … sie ist sogar fähig zu vergeben! Im l .Buch wird von dieser wundervollen Tatsache einer Freundschaftsbegegnung gesprochen und erzählt, dessen große Freude und deren Aufbruchstimmung zu neuen Ufern.
Das 2. Buch ist nun das eigentliche Sprungbrett in eine neue Welt. ABER … hier beginnt auch die konsequente Freundschaft. Wie läuft das so bei uns im Alltag …? Sobald wir uns oftmals für etwas ganz konsequent entschieden haben, kommen doch da oftmals irgendwelche Neunmalkluge und meinen es besser zu wissen, sie wollen uns überreden, dass unsere Entscheidung blöd und hohl sei … sehr viel Nachteile haben würde und zum krönenden Abschluss uns auch noch vor vollendete Tatsache stellen, wenn – dann … Und so ist es hier im 2. Buch eben auch. Die Geschichte ist sehr kurz gehalten, aber mit tiefen und individuell nachvollziehbaren Situationen geschildert. Halten wir die Herausforderungen aus, die uns schlussendlich unsere neue Entscheidung – unsere neue Freundschaft – so mit sich bringt…? Oder resignieren wir gleich einmal, um weiterhin zur Gruppe dazu gehören zu wollen…oder bloss nicht aufzufallen…? Wird man aggressiv oder ein Mitläufer? Hier in dieser 2. Geschichte zeigt uns dieses kleine Kind, wie man mit einer tiefen Liebe zur Musik seinen Mitmenschen begegnen kann, ihnen für das negative Verhalten ihm gegenüber vergeben kann – und diesen dennoch mit Respekt und Würde begegnet… Hier wird auch gezeigt, wie unnötige Worte, oftmals auch unnötige Gespräche, Sitzungen, Vorladungen und Vorwürfe, Ablehnungen und Rechtfertigungen nichts bringen, sondern die Stille und dem Hören auf den eigenen Klang – dem Klang des Instrumentes – die Antwort geben. Eine klare eigene Entscheidung, die Beziehung zum eigenen Instrument, zur eigenen Musik kann hart auf die Probe gestellt werden. Aber den Mut zu haben, diese Herausforderung anzunehmen – quasi gegen den Strom des alltäglichen Lebens zu schwimmen, dem wird auch im eigenen Leben DER Klang vermittelt, den man nirgends wo finden kann…
Fazit dieser Geschichte: Der Weg ist das Abenteuer – das Abenteuerliche in dieser Geschichte ist das ständige Hören auf die eigene innere Stimme und das Gehen auf dem EIGENEN Weg…
Das 3. Buch erzählt von Situationen, die das Kind in eine neue Welt führt, die mentale Welt. Fragen, wie verhalte ich mich in einer solchen Situation? Wie reagiere ich jetzt…? Was antworte ich jetzt…? Gehe ich kompromisslos meinen Weg oder na ja…? Alles mag ich jetzt nicht verraten Alles kann man auch nicht erzählen, da jeder Leser und jeder Hörer alle jene Situationen unserer Buchheldin anders wahr nimmt … Was ich mir wünsche ist, dass die Fülle an sozial- und sonderpädagogischen Inputs dieser Buchreihe jeden etwas zu verändern vermag. Noch besser wäre es, diese Geschichten derart zu verinnerlichen, dass man sofort – immer und überall – diese Geschichten – für alle möglichen Situationen bereit hat. Hier zum Beispiel ein ganz banales Erlebnis aus der Schule oder aus dem Kindergarten, aus der S-Bahn oder aus der Gärtnerei … Jeder kann überall die Botschaft von “Lola, das kleine Cello” weitergeben und sich persönlich schlussendlich selbst damit bereichern Eigentlich sind alle unsere Lebensbereiche voll von Musik; aber entdecken wir sie oder nehmen wir diese überhaupt wahr…? Musik – das Tor, um unsere Seele klingen zu lassen.