Lojong – Schulung von Herz und Geist

I Die vorbereitenden ÜbungenMani-Stein-Ladakh

1. Bereite dich durch vier Einsichten vor:

  • Ein Leben als Mensch ist kostbar.
  • Der Tod ist sicher und sein Zeitpunkt ungewiß.
  • Handeln hat Folgen.
  • Es gibt Leiden.

II Schulung in Bodhicitta

2. Betrachte alle Erscheinungen wie einen Traum.

3. Untersuche das Wesen des ungeborenen Gewahrseins.

4. Laß selbst Leerheit los.

5. Ruhe in Alaya, in der Natur des Geistes.

6. Nach der Meditation sei ein Kind der Illusion.

7. Nehmen und Geben sollten im Wechsel geübt werden.

  • Diese beiden sollten den Atem begleiten.

8. Drei Objekte, drei Gifte, drei Samen der Tugend:

  • Entdecke Gier, Abneigung und Gleichgültigkeit in dir und wünsche allen Wesen Freisein davon.

9. Übe mit Merksätzen bei allem, was du tust.

10. Beginne das Nehmen mit dir selbst.

III Die Verwandlung widriger Umstände in den Pfad des Erwachens

11. Wenn die Welt mit Bösem angefüllt ist, verwandle alle

  • Unglücksfälle in den Pfad des Erwachens.

12. Bringe alle Schuldzuweisungen auf einen Punkt:

  • Anhaften an ein Ich ist die Wurzel allen Leidens.

13. Sei allen dankbar.

14. Verwirrung als die vier Kayas sehen ist der unübertreffliche Schutz von Shunyata:

  • Die Leerheit der Erscheinungen erkennen ist der Dharmakaya.
  • Ihre klare Erscheinung ist der Nirmanakaya.
  • Klare Erscheinung in Leerheit ist der Sambhogakaya.
  • Ihre untrennbare Einheit ist der Svabhavikakaya.

15. Vier Übungen sind die beste aller Methoden.

  • Sammle Verdienste an mit Körper, Rede und Geist:
  • Nimm Zuflucht, bringe Gaben dar und entwickle Bodhicitta.
  • Bekenne unheilsame Handlungen und reinige sie mit den vier Kräften:
  • Bedauern ist die Kraft der Einsicht.
  • Zuflucht ist die Kraft des Vertrauens.
  • Der Entschluß ist die Kraft der Abkehr von Fehlern.
  • Heilsames Handeln ist die Kraft der weißen Saat.
  • Bringe Göttern und Dämonen Gaben dar.
  • Bringe Schützern und Dakinis Gaben dar.

16. Was immer dir unerwartet zustößt, verbinde es mit

  • Meditation: Einsicht in Leerheit und Austauschen [Tonglen].

IV Die Anwendung der Übung im ganzen Leben

17. Die Zusammenfassung der wesentlichen Unterweisungen:

  • Übe die fünf Kräfte: Nutze alle Umstände, um die zwei Arten von Bodhicitta zu erzeugen:
  • Energie, Antrieb: immer üben.
  • Achtsamkeit, Gewöhnung: aktiv üben.
  • Versenkung, Ausrichtung: mit Körper, Rede und Geist.
  • Weisheits-Bedauern, Zurückweisen von Negativem.
  • Hingabe, Wünschen: Verdienste widmen.

18. Die Mahayana-Unterweisungen für den Augenblick des Todes sind die Fünf Kräfte. Wichtig ist, wie du dich verhältst.

  • Heilsame Saat: Allen Besitz verschenken.
  • Wünschen: Nur an Erwachen denken.
  • Zurückweisung: Kein Ich.
  • Antrieb: Nie trennen von Bodhicitta.
  • Gewöhnung: Stets Bodhicitta erzeugen.

V Das Maß der Herzensschulung / die Fortschritte am Weg

19. Alle Unterweisungen des Buddha stimmen in einem Punkt überein: Anhaften an das Ich loslassen.

20. Halte dich an den wichtigeren Zeugen: Dich selbst.

21. Sei immer froh.

22. Wenn du üben kannst, auch wenn du abgelenkt bist, bist du gut geübt.

VI Die Übungen der Herzensschulung: Was wir nicht tun sollten

23. Halte dich immer an die drei Grundprinzipien

  • Gelübde beachten,
  • bescheiden sein,
  • beständig üben.

24. Ändere deine Haltung, doch bleibe natürlich.

25. Sprich nicht über verletzte Gliedmaßen:

26. Denk nicht über andere nach.

27. Arbeite am größten der störenden Gefühle zuerst.

28. Gib jede Hoffnung auf Resultate auf.

29. Verzichte auf giftige Nahrung:

  • Handeln mit Anhaftung an das Ich.

30. Sei nicht nachtragend.

31. Rede nicht schlecht über andere.

32. Lauere nicht im Hinterhalt: Nichts heimzahlen.

33. Treibe die Dinge nicht schmerzhaft auf die Spitze.

34. Belade ein Pony nicht mit der Last eines Pferdes:

  • Gib Schuld und Anklage nicht weiter.

35. Versuche nicht der/die Schnellste zu sein:

  • Vergleiche dich nicht mit anderen.

36. Handle nicht mit Hintergedanken – hüte dich vor drei falschen Dingen:

  • falscher Sicht: Ewigkeitsdenken oder Nihilismus,
  • falscher Meditation: das Streben nach erhabenen Zuständen,
  • falschem Dharma, das Ethik oder rechte Sicht vernachlässigt.

37. Mache Götter nicht zu Dämonen – missbrauche die

  • Lehren nicht zur Selbstbestätigung.

38. Bau dein Glück nicht auf dem Leid anderer auf.

VII Die Richtlinien der Herzensschulung

39. Unternimm jede Handlung mit nur einer Absicht:

  • Bodhicitta, zum Wohl aller Wesen.

40. Alles Falsche wird durch eines berichtigt – Mitgefühl.

41. Am Anfang und Ende sind zwei Dinge zu tun:

  • Am Morgen Bodhicitta.
  • Am Abend reinigen und widmen.

42. Was auch immer geschieht,

  • Angenehmes oder
  • Unangenehmes, sei geduldig.

43. Achte auf zwei Dinge, auch bei Lebensgefahr:

  • Die allgemeinen Gebote des Dharma und die
  • Verpflichtungen der Herzensschulung.

44. Übe die drei schwierigen Dinge:

  • Erkenne störende Gefühle,
  • überwinde sie zeitweilig und
  • beseitige sie für immer.

45. Gewinne die drei wesentlichen Hilfsquellen:

  • Einen Lehrer,
  • eine Praxis und
  • gute Umstände.

46. Laß drei Dinge nie schwächer werden.

  • Vertrauen und Hingabe an die Lehrerin.
  • Die Freude an der Meditation der Herzensschulung.
  • Das gewissenhafte Einhalten der Gelübde.

47. Verbinde drei Dinge untrennbar:

  • Trenne Körper, Rede und Geist nie von heilsamen Handlungen.

48. Übe dich ohne Vorurteile in allen Bereichen.

  • Übe immer mit Nachdruck und von ganzem Herzen.

49. Meditiere immer über das, was Abwehr erzeugt.

  • Übe auch mit schwierigen Menschen und Umständen.

50. Laß dich nicht von äußeren Bedingungen beeinflussen.

51. Übe dich jetzt in den sieben wichtigen Dingen:

  • Die Ziele des nächsten Lebens, Befreiung, das Wohlergehen anderer, Dharma üben, Bodhicitta üben, Meditation nach Anweisung der Lama und Sitzmeditation.

52. Vermeide sechs Fehler:

  • Falsche Geduld, falsche
  • Neigung, falsche Freude über Besitz, falsches Mitgefühl, falsche Fürsorge, falsche Freude über das Leid anderer.

53. Sei nicht wankelmütig.

54. Übe von ganzem Herzen.

55. Befreie dich selbst durch Untersuchen und Prüfen:

  • Löse Emotionen auf durch Meditation.

56. Schwelge nicht in Selbstmitleid.

57. Mache kein Aufhebens: Sei nicht neidisch.

58. Sei nicht launisch.

59. Erwarte keinen Beifall.

Diese Unterweisungen sind die Essenz eines Elixiers, das die fünf Arten des Verfalls in den Weg des Erwachens verwandelt, überliefert von Serlingpa. Mit dem Karrma früherer Schulung bin ich erfüllt von Inspiration und Kraft und weder Leid noch Verachtung sind von Bedeutung. So suche ich nach den Lehren, die mir helfen, die Anhaftung an das Ich zu überwinden, und wenn ich sterbe, gibt es kein Bedauern.


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