Logorrhoe

“Nun sagt schon hallo”, musste ich die drei Grossen jeweils ermahnen. “Die Leute machen euch nichts, ihr dürft ihnen getrost ins Gesicht schauen, wenn ihr sie grüsst. Ihr könnt ihnen auch mal was erzählen, die glauben sonst noch, ihr wäret stumm. Keine Angst, ihr dürft zeigen, was ihr draufhabt. Nun kommt schon, ich muss doch nicht immer für euch antworten. Wenn wir alleine sind, seid ihr doch auch nicht so schüchtern…” So ging das Jahr um Jahr um Jahr, beim Elterngespräch hiess es regelmässig, es wäre nett, etwas mehr von den Kindern zu hören und noch heute kommt es immer mal wieder vor, dass Karlsson, Luise und der FeuerwehrRitterRömerPirat erst dann auftauen, wenn die Gäste zum Aufbruch bereit sind.

Auf das, was nun der Zoowärter und das Prinzchen bieten, war ich absolut nicht vorbereitet. Untersuchungen bei der Kinderärztin dauern dreimal so lange wie früher, weil die zwei alles erzählen müssen, was seit dem letzten Arztbesuch alles passiert ist. Fragen wollen sie selbstverständlich selber beantworten und so bestrafen sie mich immer mal wieder mit bösen Blicken, weil ich aus lauter Gewohnheit für die Kinder geantwortet habe. Neulich musste die Ärztin dem Zoowärter gar ins Wort fallen, damit sie mir endlich sagen konnte, was ich unbedingt noch wissen musste.

Vorbei sind auch die Zeiten, als erwachsene Gäste meine Gäste waren. Während Karlsson, Luise und der FeuerwehrRitterRömerPirat sich noch immer ziemlich unhöflich zurückhalten, bedenken Zoowärter und Prinzchen die Leute mit einem nicht enden wollenden Redeschwall. Alles, was nur halbwegs neu ist, muss gezeigt werden, jeder Film, der in den vergangenen sechs Monaten über den Bildschirm geflimmert ist, muss zusammengefasst und rezensiert werden und dann hat man ja auch noch ein paar Familienmitglieder, die man so schön durch den Kakao ziehen kann. Nett, wie unsere Gäste nun mal sind – etwas anderes kommt uns nicht ins Haus -, hören sie geduldig zu, fragen nach und lachen mit.

Ich bin natürlich stolz, dass es kleine Vendittis auch in einer weniger schüchternen Version gibt. Trotzdem suche ich inzwischen nach dem Pausenknopf, mit dem man den Zoowärter und das Prinzchen gelegentlich für fünf oder zehn Minuten zum Schweigen bringen kann, denn im Gegensatz zu unseren grösseren Kindern bin ich grundsätzlich gesprächsbereit. Vor allem dann, wenn ich Gäste eingeladen habe. 

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