Logbuch der Wollweltprise

Von Wollwelt
Es ist Samstagmorgen, 7 Uhr. Ich liege noch schön kuschelig im Bett, draußen sind es 9,2 °, Katerchen liegt neben mir und schnurrt was das Zeug hält und der Lieblingsgatte schnorchelt auch noch so vor sich hin. Neben mir steht ein heißer Pott frisch gebrühter Kaffee und......ich hab frei und kann noch etwas liegen bleiben. Ein warmes zufriedenes Gefühl strömt durch meinen Körper, ein Lächeln entsteht und die Gewissheit, dass zur Zeit alles richtig ist.
Ich denke darüber nach, wie sehr sich seit nun schon 9 Monaten mein Alltag durch das Arbeiten verändert hat, auf was ich verzichten musste und was ich bekommen habe. Und wieder dieses Gefühl: Alles ist richtig.
Es bleibt weniger Zeit zum bloggen, blogs lesen und kommentieren. 1x Monat ein großer Artikel, nicht mehr jeden Mittwoch eine Kolumne. Aber das Schreiben ohne Druck des pünktlichen Erscheines ist entspannend und interessant, mein Anspruch an mich hoch und meine Freude riesig, wenn ich euch Informatives schreiben kann.
Es bleibt auch weniger Zeit zum Lesen, aber dafür gibt es wunderbar spannende Hörbücher, die mich während des Strickens am Feierabend mitnehmen in die Welt von Kommissar Hole oder Wallander und wir gemeinsam alle Psychopathen dieser Welt zur Strecke bringen.
Es bleibt weniger Zeit zum Stricken und Filzen, aber immer noch genug, um meine Kreativität voll auszuleben. Ich kaufe weniger Wolle, aber monatlich reisen hier die schönsten Qualitäten zum Testen an. Und ich verarbeite meinen stash, es ist ja genug da.
Ich habe weniger Zeit für die Hausarbeit. Was nötig ist, wird gemacht, aber der Glastisch kann nun auch mal staubig bleiben, ist ja eh auch mit 3x täglich Wischen ein hoffnungsloses Unterfangen. Und manchmal bekommen wir hier auch urplötzlich Besuch von kleinen dunklen Wollmäusen, denn unsere neue Konstellation von Herr Wollwelt,kurzhaarig, Frau Wollwelt, aber strickend und filzend mit ganz schön langen Haaren, Kater Kürten und jeder mit eigener Kuscheldecke ist wahrlich die beste Voraussetzung für Szenarien, die einen manchmal an einen Western erinnern, in dem gerade vor der Tür zum Salon in Santa Fe einsam und bei Todesstille zwei ganz in schwarz gekleidete Cowboys, die Hände nervös am Pistolengürtel zuckend, darauf warten, sich gegenseitig abzuknallen, während im Hintergrund der Wind eine von diesen Trockenzeugkugeln durchs Bild pustet. Spätestes dann wird aber schnell geswiffert und endlich dann am Samstag wird alles gründlich gesaugt, geputzt und abgeledert. Aber trotzdem: Wer nicht viel daheim ist, kann auch nicht viel  dreckig machen. Dafür sind jetzt aber immer die Trommelladungen der Waschmaschine optimal gefüllt und ein kleiner Geheimtipp aus der Wollwelt: Wer unter der Woche nicht wäscht, muss auch am Wochenende nicht bügeln.

Und ich hab dieses Jahr wunderbare Balkonpflanzen, den mir fehlt Tasache die Zeit, sie zu versaufen!! Sonst fummel ich jedes Jahr ununterbrochen an ihnen rum, da wird gezupft und dort wird gegossen. Die mangelnde Aufmerksamkeit meinerseits scheint ihnen gut zu tun...was soll ich davon nur halten...lach.Ich habe wenig Zeit mit mir! Das fehlt mir, denn Ich und Ich kommen gut miteinander klar, wir kennen uns gut und wissen genau, wie es dem anderen geht. Die gemeinsame Zeit, die wir mit viel Ruhe verbringen, ist wichtig für unser Zusammenleben und auch für das mit den anderen Mitmenschen. Darum genießen wir die wenigen Stunden, die uns allein gehören und gehen noch nicht einmal ans Telefon oder an die Tür, falls es klingelt. Und ehrlich gesagt, diese Zeit könnte etwas öfter sein......

Ich bin zufrieden......alles ist richtig!

In der letzten Woche hab ich Reste verarbeitet. Ich hab da ja so eine Angewohnheit: schöne Wolle kann ich nicht wegschmeißen, nicht einen einzigen Meter. Und so entsteht ab und an immer mal ein Strickstück alá "Rudis Resterampe", diesmal ein cowl. Restestricken hat für mich so etwas von Malen, es gibt keinen Plan, es wird einfach los gelegt. Ich mach mir dann immer einen Korb voll Material, diesmal in blau, türkis und Lilatönen. Der fertige cowl erinnert mich an die Farbzusammensetzung von Norogarnen, gefällt mir richtig gut zur Jeansjacke im kommenden Herbst. Ich hab einfach aufgeschlagen und Ende kann der Schal 3x um den Hals gewickelt werden. Beim Fotoshooting waren es über 30°...lach...und ich ganz schön albern, weil man ja schon ein wenig panne sein muss, bei den Temperaturen einen dicken cowl zu präsentieren. Also bitte, Spaß muss sein, hier isser:


Das Material sieht gar nicht so interessant aus, aber........

  das Ergebnis ist eine echte Überraschung....
....denn jede Reihe ist ein anderes Garn, das war ein ganz schönes Gewurschtel und nichts zum Mitnehmen, aber........

.... der fertige Cowl eine wahre Schönheit....


....und ganz schön mollig....und heiß *Augenverdreh*
Ach, und ein Paar Socken sind ja auch noch fertig, ich vergeß sie manchmal, denn Socken laufen hier immer nebenbei. Momentchen, wo is denn das Foto....ah, hier isset ja



Das Muster sind 2 links und 4 rechts, immer 2 Reihen hoch und dann um 2 versetzt, ganz einfach also, aber sehr schön. Das Ganze aus einem handgefärbten Baumwollsockengarn von Suza.

So, jetzt ist es 9 Uhr, also 2 Stunden wie nix verflogen. Mittlerweile ist der Kater auf seiner eigenen Decke im Tiefschlaf, der Lieblingsgatte aber gerade aufgewacht und schreit nach Nahrung...lach. Ok, ich mach jetzt Eier mit Speck und freu mich schon  auf 2 weitere Morgen, die ich so beginnen darf wie den heutigen: ganz entspannt im Bett.Schöne fröhliche freie Pfingsttage für euch allewünscht euch 

eure Andrea