In den ersten längeren Passagen ist "Lockende Versuchung" bestrebt, den Pazifismus zum Fundamentalismus zu überspitzen: Die Quäkerfamilie Birdwell ist fast putzig, ja so lebensecht und so religiös verpeilt darin, die Sünden des sich nicht schicklichen Miteinanders auf der einen Seite zu torpedieren (das Spielen von Musikinstrumenten), aber auf der anderen unter der Kasse still und heimlich zu tolerieren (wie, immerhin ein William-Wyler-Film, nachbarschaftliche Wagenrennen oder ebenso zuckersüß auf Stroh gebettete wie komödiantisch lüsterne Sexualpraktiken). Eine launig-ländliche Utopie, naturbereinigt, gewaltfrei, längst jedoch nicht spaßbefreit wie eine jegliche Laster auf die Spitze treibende Jahrmarktstollerei. Glücksspiel! Tanz! Prügel! Erst zunehmend, in Ankündigung eines Bürgerkrieges, der die friedliche Imagination und damit den zuvor behaglich ummantelten Film stört, stellt Wyler die Frage, ob der Pazifismus, die restriktive Verweigerung jeder Waffe, förderlich sein kann in Zeiten des aufgezwungenen Patriotismus und humanitären Selbstschutzes, Land und Leute zu verteidigen, während Dimitri Tiomkin unverblümte Sensibilitäten eines tiefverwurzelten menschlichen Kinos musikalisch stützt. Die Antworten indes laden zum anregenden Diskurs über den Film hinaus ein: Gerahmt und geklammert von einer sadistischen Henne (welch' burlesker Einfall), greift Eliza Birdwell (Dorothy McGuire) am Ende zum Besen, der das Leben frenetisch beschützt. Und ihr Mann (der gigantisch ruhende Gary Cooper) verschont einen wehrlosen Soldaten.
7 | 10