Lobe, wenn Kritik angesagt ist, und kritisiere, wenn Lob angesagt ist!

Von Wernerbremen

Quelle: Helmut Mühlbacher

Ihr Lieben,
meine Geschichte und meine Gedanken zur Kritiksucht haben ein großes Echo ausgelöst. Das veranlasst mich, heute noch einmal auf die Kritik und den rechten Umgang mit ihr einzugehen.

Ich möchte aus diesem Anlass heute zwei Geschichten zum Umgang mit Kritik erzählen:
Die erste stammt von Anthony de Mello:

www.wikipedia.org.

„Dank für jede Kritik“
„Von einem Baum warf ein Affe eine Kokosnuss einem Mann an den Kopf.
Der Mann hob die Kokosnuss auf, trank die Milch, aß das Fruchtfleisch und
machte sich eine Schüssel aus der Schale.“

www.lebensmittelfotos.com


Ihr Lieben,
das fast Geniale an den Geschichten von Anthony de Mello ist, dass es ihm gelingt, mit wenigen Worten eine ganze Geschichte zu erzählen und die Dinge auf den Punkt zu bringen.
Das normale Verhalten des Mannes wäre doch gewesen, wenn er sich über das Verhalten des Affen geärgert hätte, dass er sich selbst bemitleidet hätte wegen des Schmerzes, der durch den Wurf der Kokosnuss verursacht wurde.
Aber der Mann handelt ganz anders! Er begreift die Kokosnuss als eine große Chance, etwas Wertvolles darauf zu machen. 

Quelle: Astrid Müller


Die Geschichte ist vor allem ein Gleichnis, wie wir mit Kritik umgehen sollten.

Viele Menschen leider schwer darunter, wenn sie kritisiert werden, sei es in der Familie, sei es im Freundes- und Bekanntenkreis, sei es im Beruf.

Wenn diese Menschen von einer Kritik wie von einer Kokosnuss getroffen werden, dann geben sie sich ihrem Schmerz hin, fühlen sie sich schlecht und minderwertig und sind sauer auf den, der sie kritisiert hat.

www.wikipedia.org

Ihr Lieben,
ich möchte Euch heute den Rat geben, macht es doch wie der Mann mit der Kokosnuss:

Handelt anders, handelt zu Euren Gunsten:

Nehmt Euch vor, die Kritik an Euch anzuhören, aber dann nicht das Schlechte darin zu sehen, sondern aus jeder Kritik das zu entnehmen, dass Euch helfen kann, Euch zu verbessern.

Kritik soll nichts sein, dass uns niederdrückt, sondern jede Kritik sollte eine Stufe nach oben sein, um sich zu verbessern und die eigenen Fähigkeiten und Talente noch besser zur Geltung zu bringen.

Quelle: Karin Heringshausen


Und nun noch eine Geschichte, wie wir Kritik üben sollten, denn es wurde zu meiner Geschichte zur Kritiksucht ein Kommentar geschrieben, in der der liebe Leser fragt, ob berechtigte, gute Kritik denn erlaubt sei. Ich möchte diese Nachfrage mit einem Zitat und einer eigenen Geschichte beantworten:

„Kritisieren, wenn die Zeit für Kritik ist,
und Loben, wenn die Zeit für Lob ist –
das kann doch jeder!
Versuche doch einmal das Gegenteil:
Kritisiere, wenn die Zeit für Lob ist,
und lobe, wenn die Zeit für Kritik ist –
und Du wirst ein kleines Wunder erleben.“

Alexander Rykow


Ihr Lieben,
 
Ich möchte Euch eine Geschichte erzählen, die ich selbst erlebt habe:
„Zoran Zivkovic und das Messer im Bauch“
Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre war ich Dozent in Göttingen an der Universität Göttingen und in meiner Freizeit trainierte ich Jugendmannschaften im Handball.
Um mich fortzubilden, besuchte ich jedes Jahr die sogenannte
„Freiburger Handballschule“.
Bei der Freiburger Handballschule handelte es sich um ein einwöchiges Seminar, das jedes Jahr in Freiburg stattfand. Das Besondere an dieser Handballschule war, dass dort Seminare für Jugendtrainer wie mich angeboten wurden, aber auch Seminare für Herren- und Damentrainer und Seminare für Bundesligatrainer Damen und Herren und Nationaltrainer Damen und Herren aus den verschiedenen Ländern.
Ich habe dann immer das Jugendtrainerseminar besucht.

Abends, wenn alle Seminare beendet waren, zogen die Bundesliga- und Nationaltrainer noch in die Restaurants und Kneipen, um den Tag gemütlich ausklingen zu lassen. 

www.wikipedia.org


Ich habe mich dann immer ganz frech mit an die Tische dieser Trainer gesetzt und meinen Mund gehalten, denn jeder dieser Trainer hatte ja unendlich viel mehr Ahnung von Handball als ich.

Wenn dann die richtigen Trainer beisammensaßen, die im Alltagsgeschäft keine Konkurrenten waren, - z.B. ein Bundesligatrainer Damen, ein Bundesligatrainer Herren und ein Nationaltrainer irgendeines Landes -, dann haben die sich in den Nächten, wenn der Alkohol schon etwas die Zunge gelockert hatte, gegenseitig häufig ihre Tricks verraten und da konnte ich oft in einer Nacht mehr lernen als in 10 Jahren in der Sporthalle!

Bei einer solchen Gelegenheit lernte ich Zoran Zivkovic kennen, den Trainer des damaligen jugoslawischen Handballweltmeisters.
Eines Abends fragte er mich, was für eine Mannschaft ich trainieren würde und ich erzählte begeistert von meinen Jugendmannschaften und besonders von meiner sehr guten B-Jugend, die in der höchsten Jugendspielklasse, der Oberliga, spielte.

Zoran Zivkovic fragte mich dann in einem gebrochenen Deutsch:
„Was Du machen, wenn es läuft mit Mannschaft schlecht?“
Ich antwortete:
"Dann kann ich sauer werden und kritisiere die Mannschaft und dann scheuche ich die Mannschaft durch die Halle und lasse sie besonders hart trainieren.“
Zivkovic fragte weiter: „Und was Du machen, wenn es läuft mit Mannschaft gut?
Ich antwortete:
Dann freue ich mich und lobe die Mannschaft und lade sie z.B. zum Pizzaessen ein.“

Ich höre noch heute die Antwort von Zoran Zivkovic, weil sie sich mir so unauslöschlich eingebrannt hat:
„VÖLLIG FALSCH!
 
Wenn es läuft mit Mannschaft schlecht, du musst sein ganz lieb zu Mannschaft und sie streicheln und ihre gute Anlagen und Fähigkeiten loben.
Aber wenn es läuft mit Mannschaft gut, Du musst nehmen Messer und stoßen in Bauch!“ 

Quelle: Astrid Müller

Ihr Lieben,
in dem Augenblick habe ich begriffen, wie man Weltmeister macht und wie man Menschen, auch gerade junge Menschen motivieren kann.
Ihr wisst, dass ich ein ganz großer Freund davon bin, Kinder und Jugendliche durch ein Lob zu ermutigen, aber sicher muss auch ab und zu berechtigte Kritik sein.

Ich habe aber festgestellt, dass Lob und Kritik viel wirkungsvoller sind, wenn man den Zeitpunkt, zu dem man lobt und kritisiert, anders wählt.

Loben, wenn Lob angebracht ist, und Kritisieren,
wenn Kritik angebracht ist – das kann doch jeder!

www.dksb.de


Versucht es doch bei Euren Kindern und Enkelkindern einmal umgekehrt:

Wenn es mit Euren Kindern und Enkelkindern schlecht läuft, dann steht fest zu ihnen, dann vertraut ihnen, dann schützt sie, haltet Euch mit Kritik zurück und lobt dagegen ihre ansonsten guten Fähigkeiten!
Wenn es aber mit Euren Kindern und Jugendlichen gut läuft, dann ist es die Zeit, auch einmal eine sachliche Kritik anzubringen an Dingen, die Euch nicht gefallen.

Probiert es aus, einmal umgekehrt zu handeln, und Ihr werdet ein kleines Wunder erleben!

Ich wünsche Euch heute einen fröhlichen Abend und grüße Euch herzlich aus Bremen direkt aus meinem Strandkorb

Euer heiterer Werner vom Weserstrand

Quelle: Karin Heringshausen