Seit 2001 (Oh Gott, ist das wirklich schon 13 Jahre her??) haben wir in der Schweiz die LOA – die Leistungs-Orientierte-Abgabe. Was eigentlich bedeutet, dass unsere Arbeit in der Apotheke nicht mehr über Medikamentenmargen abgerechnet wird, sondern über separate Checks (früher auch Taxen oder Pauschalen genannt). Die LOA ist ein Vertrag zwischen den Krankenkassen und den Apotheken – und hat ihnen Einsparungen im 3 stelligen Millionenbereich gebracht.
Seit Einführung der LOA gab das Diskussionen mit Patienten, weil die nicht begreifen konnten, wieso sie auf einmal neben dem Medikamentenpreis auch noch etwas drauf zahlen sollten. Dabei war das eigentlich gar nicht ein “drauf zahlen” – es war einfach nicht mehr im Medikamentenpreis drin enthalten. Es ist auch keine “Beratungstaxe”, wie von manchen suggeriert wird – meist noch mit dem Anhang, dass sie das nicht bereit wären zu zahlen, da sie ja gar keine Beratung in der Apotheke bräuchten, sie wüssten schon alles.
Jedenfalls: Diskussionen noch und noch. Sie haben in den letzten Jahren etwas abgenommen, aber von “aufgehört” kann man nicht reden – wie auch dies hier zeugt:
Eine andere Apotheke ruft an, der Lehrling gibt das Telefon an mich weiter.
Apothekerin: “Ich hatte gerade eine … eher unangenehme Begegnung mit einem Patienten, der mit mir wegen der Checks diskutiert hat. Jetzt … wollte ich fragen, ob ihr die verrechnet?”
Pharmama: “Ja, tun wir.”
Apothekerin: “Es ist nur … er hat steif und fest behauptet, dass er bei Euch noch nie irgendwelche Checks hat zahlen müssen.”
Pharmama: “Hmpf. Vielleicht ist ihm das noch nie aufgefallen, oder er hatte bisher immer Sachen, wo keine Checks draufkommen…” (also: alles eigentlich nicht rezeptpflichtige oder nichts, das über die Grundversicherung abgerechnet wird).
Apothekerin: “Habe ich auch gedacht, aber er behauptet, dass er das (Medikament, das unter den LOA Vertrag fällt) ... letztens von Euch hatte. Ohne Checks.”
Pharmama: “Nicht möglich. Ich hatte auch schon Diskussionen wegen dem und ich bestehe darauf: Das ist unser Einkommen, das ist der Lohn für unsere Arbeit. Nur weil das nicht mehr im Preis eingeschlossen ist, gibt es ewig Diskussionen.”
Apothekerin: “Sehe ich auch so. Jedenfalls, wollte ich Euch auch vorwarnen: er hat damit gedroht deshalb von jetzt an alles nur noch bei Euch zu holen.”
Da kann ich mich auf weitere Diskussionen freuen, wenn er merkt, dass das bei uns genau gleich ist.
…
Es gab tatsächlich hauptsächlich Ketten, die auf die Checks verzichtet haben. Ich habe mich immer gefragt, wie die das finanziell machen. Inzwischen brauche ich mich nicht mehr zu fragen. Die Sun-Store Apotheken, diese Discount-Apotheken, eben die, die so gross damit geworben haben, dass sie die “Taxen” nicht verlangen (Nerv: das hat nichts mit Steuern zu tun, also sollte man das auch nicht Taxen nennen!) … werden das per Januar 2015 wieder. (Quelle 3min).
Leider liessen und lassen sich Ketten und auch einzelne Apotheker dazu hinreissen, freiwillig auf die LOA zu verzichten. Dies in der Hoffnung, Kunden zu gewinnen. Doch da inzwischen etliche Medikamente auf Geheiss des Bundes nur noch ein paar Franken kosten dürfen, lässt sich ohne LOA nicht einmal mehr kostendeckend arbeiten, geschweige denn, dass genügend finanzielle Mittel übrig bleiben, um der Apotheke langfristig das Überleben zu sichern.
Die Einsicht von Sun Store kommt spät, aber sie kommt.
Ganz offensichtlich kann auch dieser Discounter und Grosseinkäufer und Teil des Riesen-moguls Galenica sich das nicht mehr leisten. Interessant.