Live: The Boxer Rebellion & The Age Of Sound


Live: The Boxer Rebellion & The Age Of Sound
Am gestrigen Abend sollte mal wieder Livemusik des Bänkelsängers' Ohr erfreuen, dieses Mal in Form von The Boxer Rebellion, die das münstersche Gleis 22 wohl schon zum wiederholten Male aufsuchten.Mit gar nicht ganz so großen Erwartungen hingegangen, sollte das Konzert jedoch vor allem aufgrund der wirklich fabelhaften Soundästhetik und der tolln Vorgruppe ein echter Höhepunkt werden.
Doch nun von Anfang an: den Startschuß setzten The Age Of Sound aus Hamburg, die sowohl klangtechnisch als auch optisch zumindest im gehobenen Mittelfeld eines Oasis-Lookalike-Contest landen würden. Eigentlich sind das gar nicht ganz so gute Voraussetzungen, um den Bänkelsänger in Verzückung zu bringen, doch deren hauptsächlich vom neuen Album "And Then Came The Age Of Sound" stammenden Stücke machten vor allem eines: Spaß. Stimmlich bewegt sich Leadsänger Oliver Grandt dabei arg in Liam Gallaghers Gefilden, was sich schon bei den ersten Stücken bemerkbar machte. Ein gar vorzügliches Hin und Her zwischen zeitlosem Jangle- und Britpop, von denen vor allem der Albumopener "Anyone", die Single "On A Sunday" und die leidlich an "Wonderwall" erinnernde Ballade "Man In The Farme" im Ohr blieben. Zudem konnten die Musiker auch an den Instrumenten überzeugen und hatten auch genügend 60s-Blut im Köcher, um zeitweilig gar an frühe Beatles oder Byrds zu erinnern.
Selten hat mir eine Vorband schon so viel Vergnügen bereitet, da mussten sich die in London beheimateten The Boxer Rebellion schon gehörig anstengen. Gleich der Opener "Step Out Of The Car" hatte aber mehr als das Zeug dazu, denn Sänger Nathan Nicholson hatte wahrhaft Strahlkraft in der Stimme. Kristallklar und trotzdem wunderbar elegisch im Sound wurde die geneigte Hörerschaft von den nächsten Stücken gefesselt, von denen "Cowboys & Engines" und "Flashing Red Light Means Go" ungezwungen zwischen Tanzbarkeit und Schwelgerei schwankten. Selbst das Gleis 22-Publikum, welches schon bei vielen vergangenen Konzerten eher durch erhöhtes Mitteilungsbedürfnis untereinander und den Zwang, das beste Handybandfoto zu fabrizieren, aufgefallen war, hielt sich vornehem zurück, man mag es glauben oder nicht: es wurde gar getanzt! Die vier Musiker schienen das zu honorieren und tauten sichtlich auf, vor allem der riesenhafte Gitarrist und sein halber Zwilling am Schlagzeug lösten die angezogene Handbremse und ergaben sich den mit ausreichend Pathos gezuckerten Songs. In den ruhigeren Momenten, wie bei "Both Sides Are Even" oder vor allem bei "Doubt" wurde mit großer Geste operiert, eine Art und Weise die Mr. Nicholson ebenso gut zu Gesicht stand, wie die kraftvollen Momente im heimlichen Hit "Evacuate" oder dem rabiaten "Watermelon", dass den regulären Teil inklusive Ausflug ins Publikum beendete. "No Harm" eröffnete dieses drei Stücke umfassende letzte Aufbäumen, erst vorsichtig, ehe das düstere "Gospel Of Goro Adachi" in einen wahren Mahlstrom aus Feedback und Delay mündete, bei denen vor allem der Bassist noch mal sprichwörtlich kräftigt in die Pedale trat.Es war ein feiner Konzertabend, den es hoffentlich bald zu wiederholen gilt, bis dahin dürfen die beiden Hauptdarsteller noch mal zu Wort kommen.


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