Live Below the Line – eine Woche in Armut

Live Below the Line – eine Woche in Armut

Und ich dachte schon, nichts wird mich an dem trüben Tag (letzten Montag um genau zu sein) zum dreckigen Lachen bringen. Irrtum. Es reicht das Autoradio lauter zu stellen, aufmerksam zuzuhören und schon bekommt man eine Meldung auf den Kopf geschmissen, die eine Bezeichnung Der Scheiß des Tages verdient. Zwei Moderatoren mit künstlich erzeugter Ernsthaftigkeit berichteten über eine neue Aktion, die die Menschen im Westen darauf aufmerksam machen sollte, wie dreckig es den Armen in der Entwicklungsländer geht. Toll oder? So sozial und trendy zugleich! Wenn ich allein die Begriffe wie Aktion oder Petition höre, drehen sich meine Innereien um! Die verschiedensten Medien sind letzter Zeit voll davon, die Massen unterstützen sie natürlich um bereits nach zwei Stunden zu vergessen worum es eigentlich ging. Eine Idee ist meistens schwachsinniger als die andere und deshalb halte ich von diesen ach so ehrenhaften Aufrufen genauso viel wie von Frauen mit künstlichen Titten…nichts. Und jetzt diese. Ein paar Tausend Menschen weltweit wollen eine Armuts-Initiative unterstützen und erklären sich bereit vom 1,50 Dollar täglich zu leben. Auch Hollywood-Größen wie Ben Affleck sind dabei, dessen Vermögen auf 100 Millionen Dollar geschätzt wird. Mutig oder? Die Solidarität ist natürlich auf paar Tage beschränkt, da will keiner vom Fleisch fallen, aber das Signal, das sie auszusenden versuchen soll Menschen im Westen wachrütteln und sie zum Nachdenken (Spenden) anregen. Zugegeben, es ist nicht viel Geld, das die Aktionisten jeden Tag zu Verfügung haben…reicht gerade für eine Zeitung und eine Packung Salzstangen aber es geht. Die paar Tage sind schnell um, dann wird der Kühlschrank leer gefegt, kurz der Atem geholt und eine neue Aktion ins Leben gerufen. Diesmal werden sich paar Menschen nackt an die Bäume anketten um auf das Leid der Pandabären in China aufmerksam zu machen. Jetzt mal im Ernst…was soll das bringen außer Aufmerksamkeit in den Medien für die Organisatoren? Jeder der nicht ganz debil ist weißt, dass es Länder gibt, in denen Menschen unter Armut leiden. Übrigens auch in der westlichen Welt leben Menschen im Pappkartons und ernähren sich von den, in dem Müll gefundenem Hundekonserven und bis auf paar Politiker, die auf dieser Welle um Stimmen kämpfen, stellte ich bis dato nur wenige spektakuläre Aktionen fest, die auf diese Missstände hinweisen würden! Jeden Tag eine neue Aktion ins Leben zu rufen wird die Armut nicht wundersam verschwinden lassen, denn dafür müsste die Weltordnung, die wir kennen umgekrempelt sein und das wird so gut wie keiner! Auch nicht diejenigen, die am lautesten nach Veränderungen schreien, denn sobald es ernst wird, wird um eine Idee, die eigenen Wohlstand kostet meistens ziemlich einsam. Wollt ihr Euch mit den armen Menschen in der dritten Welt solidarisieren? Bitte sehr. Spende die Hälfte von eurem Lohn zugunsten von Hilfsorganisationen, schmeißt Eure geliebten Smartphones, die für Hungerlöhne hergestellt werden gegen die Wand und zieht Euch komplett nackt aus, denn selbst eure Klamotten unterstützen die Armut der Arbeiter, die sie nähen. Halloooo, wo seid ihr denn alle? Auf einmal wurde es so leer! Also ich sage jetzt offen, ich werde nicht von gammeligen Kartoffeln und Wasser aus der Straßenpfütze leben nur weil es Menschen gibt, die es leider machen müssen um zu überleben und jeder der ehrlich ist wird das gleiche behaupten, denn ein Mensch denkt in erster Linie an sich selbst und es ist kein Verbrechen sich das Leben so bequem zu gestalten wie es nur geht. Oder läuft ihr aus Solidarität mit Menschen, die von Lebensgefährten geschlagen werden, mit eurem Gesicht gegen den Türrahmen? Das wage ich stark zu bezweifeln. Übrigens. Als die Diskussion der beiden Moderatoren ein Ende fand, lief direkt im Anschluss ein Song von Crow…Ein Mal um die Welt. Wer den Text kennt, weißt welche Ernsthaftigkeit die Regie des Senders dieser Aktion dadurch geschenkt hat!

Und wenn ihr jetzt meint, ich bin ein Arschloch, ein Egoist, Kapitalist und esse Kinder zum Frühstück auf…bitte schön. Aber zumindest mache ich mich nicht zu einer Lachnummer, die populistische Parolen verkündet, hinter denen sie aber überhaupt nicht steht!


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