Little Sun: Tragbare Solarenergie für Licht und Telefon

Viele kennen schon die ikonische, gelbe Solarlampe, die von dem isländische Künstler Olafur Eliasson entwickelt wurden. Seit kurzem gibt es von Little Sun auch ein Charger, womit du kleine Geräte wie dein Smartphone vollständig mit Solarenergie aufladen kannst. Im Rahmen der Elektronikausstellung IFA Berlin 2016 sprach Lilli Green mit Felix Hallwachs, Geschäftsführer von Little Sun.

Was ist Little Sun?

Little Sun ist gleichermaßen eine Solarlampen-Herstellungsfirma wie auch ein globales Kunstprojekt. Wir haben angefangen mit der kleinen gelben Solarlampe „Little Sun Original,“ die seit 2012 mit Hilfe von vielen Freunden in die Welt gebracht wurde. Wir sind ein Projekt bei dem letztendlich alles von Mitstreitern getragen wird. Wir sind ein kleines Team in Berlin, wir arbeiten global, und wir arbeiten vor allem mit euch. In Subsahara Afrika sind wir dabei, die Benutzung von Kerosin oder anderen brennstoffbasierten Lichtquellen zu bekämpfen. Und hier in Europa geht es darum, schon Kindern beizubringen, die regenerative Energie der Sonne in die Hand zu nehmen und zu lernen, darauf zu vertrauen.

little-sun_nachtwanderung_photo-franziska-russo-little-sun_72dpi Little Sun: Tragbare Solarenergie für Licht und Telefon

Ihr macht ein Programm, damit ihr die Little Suns auch in Regionen ohne Strom verbreitet. Wie läuft das?

Wir haben bis jetzt ungefähr gleich viele Einheiten in Regionen mit Strom und in Regionen ohne Strom vertrieben, in zehn Ländern in Sub-Sahara Afrika. Das Modell ist relativ simpel: wir wollten von Anfang an ein soziales und inklusives Unternehmen sein, und keine Charity. Für jede hier in Europa gekaufte Lampe, die für einen etwas höheren Preis gehandelt wird, machen wir eine Lampe für einen nachhaltigen, lokal bezahlbaren Preis in Regionen ohne Strom verfügbar. Damit stärken wir gemeinsam mit lokalen Akteuren lokale Vertriebsstrukturen. Wir arbeiten mit vielen Kleinunternehmern in Afrika und wir schaffen über den Verkauf hier in Europa die Ressourcen um das dann dort zu machen.

Wir haben beispielsweise in Zimbabwe mit einem Team seit 2012 zusammengearbeitet. Da wurden einmal viertausend Lampen als Startkapital in das Projekt eingegeben. Die haben inzwischen schon fünfzigtausend Lampen in Zimbabwe verkauft. Die Idee ist natürlich, dass das auch weitergehen kann, und dass das weiter laufen kann, unabhängig davon, ob weitere Unterstützung kommt.

Gemessen an der Kaufkraft ist der Preis in Afrika immer noch höher als hier. Auf der anderen Seite werden in Sub-Sahara Afrika in vielen Bereichen, wo wir arbeiten, 1 Dollar pro Woche für Kerosin zur Beleuchtung ausgegeben. Bereits nach 12 Wochen amortisiert sich also die Little Sun.

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Wie schaut es bei euch mit der Produktion aus – wie achtet ihr da auf eine sozial und ökologisch nachhaltige Produktion?

Wir sind so klein, dass wir uns keine eigene Fabrik leisten können. Das heißt wir sind darauf angewiesen, mit guten, qualifizierten und auch gut kontrollierten Partnern zusammen zu arbeiten. Wir fertigen in China, in der Region um Shenzhen, vor allem weil fast alle Komponenten da produziert werden. Wir sind relativ viel selbst vor Ort. Wir haben früh gemerkt: wenn wir effizient sein wollen, hohe Qualität liefern wollen, gleichbleibend und in großer Menge, dann müssen wir uns die besten Partner suchen. Die sind nach diversen Kriterienkatalogen zertifiziert, es gibt die Iso-Norm, und den BSCI-Standard für Arbeitsbedingungen. Für uns gibt es aber vor allem auch das Persönliche, das zählt, und deswegen verbringen wir auch relativ viel Zeit in der Fabrik.

Und wie ist es mit dem Material?

Fangen wir schon mal damit an, dass wir brennstoffbasierte Lichtquellen ersetzen, Kerosin oder auch Öl, das in Afrika zur Lichtgewinnung angewendet wird. Wir haben aus dieser Perspektive schon relativ schnell eine positive energetische und finanzielle Bilanz für die Nutzer.

Und dann ist die nächste Frage: wie steht es mit die Komponenten bei uns? Es gibt ein Kunststoffgehäuse, das muss unglaublich widerstandsfähig sein, weil es konstant in der Sonne liegt. Wir haben uns bei der Little Sun Original für ABS, für den Charger für ein Polykarbonat entschieden. Die sind gut recycelbar. Wir sprechen ziemlich viel mit Universitäten und Instituten in der Welt, um zu gucken, wann jemand endlich ein für uns nutzbares Material entwickelt, dass vielleicht bereits recycelt ist, oder noch viel besser, dass relativ kontrollierbar biologisch abbaubar ist.

Dann gibt es natürlich auch noch die Batterie. Wir haben bei der Original Lampe gerade einen Wechsel vollzogen auf Lithiumeisenphosphat-Batterie, weil sie leistungsfähiger ist. Damit hat unsere Batterie-Ökologie-Bilanz sich um etwa 300% verbessert. Außerdem ist die Lebensdauer dieser Batterie fast doppelt so lang, das heißt wir haben eine sechsfach effizientere Verhältnismäßigkeit von Abfall zu Nutzung.

Geschäftsführer Felix Hallwachs Gründer Olafur Eliasson

Wie ist das Design entstanden?

Das Design hat sich als Entwicklungsprozess ergeben. Wir sind ursprünglich losgezogen mit einem Prototypen für die Solarlampe, das war einfach eine kleine schwarze Kiste. Wir haben gedacht: tolle Smartphones sehen so aus, wir wollen das auch. Rückseite Solarzelle, Vorderseite Lampe. Das hat aber unsere erste Rücksprachegruppe in Äthiopien nicht so wahnsinnig interessiert. Doch wir hatten da ein buntes Band dran gemacht und das fanden alle toll. Wir haben dann darüber gesprochen, was am Bunten so schön ist? Es ist fröhlich, es ist positiv. In Äthiopien ist gelb die Farbe der Hoffnung, es gibt in Äthiopien eine gelbe Blume, die ein bisschen aussieht wie eine Gänseblume, die sehr viel im Land gesehen wird und sehr bekannt ist. Und außerdem wurde ganz klar, durch die Sonne im Design ist die Vermittlung von Solarenergie einfacher. Man merkt, wenn das Gerät aussieht wie eine Sonne, ist es sehr viel einfacher einem Kind zu erklären, dass es wie eine kleine Sonne ist. Man kann damit einem Kind in 20 Sekunden die Grundnutzung von Solarenergie erklären: du tust eine große Sonne hinten in die Solarzelle rein und hast eine kleine Sonne für den Abend. Wir haben gemerkt, dass viele von unseren Partnern unsere Lampen nutzen, weil sie Solarnutzung ganz simpel und einfach erklären.

Das haben wir dann versucht mit dem Charger weiter zu führen. Der ist an die Größe einer größeren Solarzelle gebunden, damit er auch ein Telefon aufladen kann. Er ist schon eher auf die quadratische Form fixiert. Wir haben uns bemüht etwas energetisches rein zu bringen. Der Künstler Olafur Eliasson, der hinter dem Projekt steht und das Design gemacht hat, wollte eine Explosion zeigen.

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Den Charger habt ihr jetzt nagelneu rausgebracht..

Das Aufregende ist: wir wechseln dahin, dass wir nur Licht anbieten können, dahin das wir Energie liefern können. Der Charger ist von der Technik her ähnlich aufgebaut wie der Little Sun, es gibt eine Solarzelle, es gibt eine Batterie, es gibt ein LED, es gibt aber einen elementaren Unterschied: die Solarzelle ist vier Mal so groß wie bei der Little Sun und hat fast fünf mal soviel Output. Auch die Batterien sind größer, man kriegt mehr Licht, man kann aber auch über ein USB –Anschluss tatsächlich sein Telefon oder andere kleinere elektronische Geräte damit aufladen.

Wir haben der Charger entwickelt, weil unsere Partner in Afrika gesagt haben: hey, Licht ist super und wichtig, aber wir möchten gerne auch unsere Telefone aufladen. Da wir die mit Kerosin gar nicht aufladen können, laufen wir teilweise ein Tag um irgendwohin zu kommen, wo wir mit einem Dieselgenerator das Ding aufladen können. Das kostet jedes Mal zehn bis dreißig Cent. So ein Gerät würde unser Leben wirklich ganz stark verändern.

Wir haben geschaut, was es schon auf dem Markt gibt. Es gibt viele kleine Power-Stationen mit Solarzusatz-Funktion, aber sie laden das Telefon nicht wirklich vollständig auf. Wir haben gesagt: wenn wir das machen, machen wir das richtig. Was dabei heraus gekommen ist, ist der Charger. Der ist ungefähr so groß wie eine Doppel-CD-Hülle, falls man sich an so was noch erinnern kann. Das ist die Mindestgröße, die man braucht, um eine Solarzelle zu haben, die groß genug ist, dass ein Tag Sonne auch wirklich für dieses Smartphone ausreicht. Wir sind sehr aufgeregt, weil es wirklich funktioniert!

Es kann jedem Menschen das Gefühl geben, dass man ernsthaft mit der Sonne seine Kommunikationsgewohnheiten mit Elektrizität versorgen kann. Das sollte jeder mal ausprobieren. Kann ich eine Woche, einen Monat, ein Jahr mit meinem Telefon agieren, ohne es an den Strom zu stecken?

Man kann tatsächlich seine Gewohnheiten mit so einem Gerät ändern und auch noch Spaß daran haben. Es ist doch wunderbar zu erleben, dass jedes Mal, wenn du deine Freunde anrufst, oder auch diesen Blog liest, du das alles mit der nachhaltigen Kraft der Sonne tun kannst.

Der Little Sun Original und der Little Sun Charger findest du im Lilli Green Shop.

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Das Interview führte Frans Prins für Lilli Green.


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