Little Big Planet 3

Sony hat mit der LittleBigPlanet-Reihe bzw. Protagonist Sackboy nun wohl endlich ein passendes Maskottchen gefunden, um der Vorherrschaft Nintendos auf dem Gebiet entgegen zu treten. Kein Wunder also, dass LittleBigPlanet 3 vergleichsweise schnell für die PS4 erschienen ist.

Die ursprünglichen Entwickler der ersten beiden Ableger für die Vorgängerkonsole, Media Molecule, treten im neuen Titel überraschend einen Schritt zurück und sind nur als Co-Entwickler angeführt. Die britische Indie-Schmiede Sumo Digital zeichnet nun für den mittlerweile achten Teil (Drei Haupttitel, je eine Version für PSP und PS Vita sowie der Mario Kart-Klon LittleBigPlanet Karting, die PS Move-Spielerei Sackboy’s Prehistoric Moves und der Endless-Runner Run Sackboy! Run!) verantwortlich und setzt sich dabei auch mit einigen Problemen des Gesamtkonzepts der Reihe auseinander.

Als erste und wohl dringlichste aller notwendig gewordenen Ausbesserungen fällt schon kurz nach Spielbeginn die nun nicht nur auf Zwischensequenzen beschränkte Vertonung der NPCs auf: Keine mit schrägen Soundeffekten unterlegten Textwüsten, die hastig weggedrückt werden müssen, stellen eine mehr als willkommene Abwechslung für LittleBigPlanet-Veteranen dar. Das sich neben dem mittlerweile schon gewohnten Stephen Fry-Einlagen nun auch andere namhafte Persönlichkeiten wie Hugh Laurie und (natürlich) Nolan North verbal überzeichnet austoben dürfen, hört man wortwörtlich gerne.

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Nicht minder interessant dürfte auch die sich nun tatsächlich als solche zu erkennende Story für manchen Spieler sein: Zwar bewegt man sich dabei nur auf den niedersten Ebenen kreativen Schaffens (Böses entkommen, muss mit einem Team eingefangen werden, Ende), jedoch stellt dies allemal eine Bereicherung gegenüber dem lose verknüpften Handlungsgerüst der diversen Vorgänger dar. Auch die Darstellung bzw. der Aufbau der Level-Abfolge orientiert sich nach einem über die Handlung vorangetriebenem Muster: Vier große, thematisch unterschiedliche Abschnitte mit jeweils einem zentralen Hub, in dem sich verschiedene Unterlevel finden lassen, ersetzen nun die etwas konfuse Globus-Navigation und bietet mehr Übersicht dabei.

Die größte Neuerung stellt allerdings die Integration von neuen Charakteren dar: Mit Oddsock, Toogle und Swoop finden sich nun teils an Tieren angelehnte Figuren in der Welt von LittleBigPlanet wieder, die dem Plattformer-Gameplay eine kleine Auffrischung verpassen. Der auf allen Vieren laufende Oddsock bietet höhere Laufgeschwindigkeit und die Möglichkeit eines Wall-Jumps bzw. Wall-Runs, während der Vogel-ähnliche Swoop fliegt und gleitet. Toogle verspricht seinem Namen nach eine “Umschalt-Funktion”, die sich in seiner per Knopfdruck veränderbaren physischen Gestalt äußert: Als Big-Toogle vermag der Spieler Glasflächen zu durchbrechen oder schwere Gegenstände zu schieben bzw. Schalter mit seinem Gewicht zu drücken, als Miniaturversion Little-Toogle erhöht sich die Sprungweite und neue Wege durch kleine Tunnel werden mit ihm erkundbar.

So nett die Gestaltung der Figuren und die sich mit ihnen ergebenden Möglichkeiten auch sind: Die überaus dürftige Anzahl an speziellen Levels, in der sich der Spieler mit ihnen auseinandersetzen kann, verwundert. Es bleibt also mit einigen Ausnahmen alles beim Alten – Sackboy ausstaffieren mit allerlei unterschiedlichen Kostümen, Utensilien und Verzierungen, dann in farbenfrohen und abwechslungsreichen Umgebungen munter dem gewohnten Jump’n’Run-Gameplay hingeben. Einige zusätzliche Gadgets gibt es obendrauf: So offenbart eine Taschenlampe versteckte Schätze, eine “Luft”-Pistole saugt oder stößt Objekte an bzw. setzt Mechanismen in Bewegung, Boost-Stiefel geben kurz einen kräftigen Schub in die gewünschte Richtung, eine Kugel kann als Teleporter zu entfernten Ebenen genutzt werden und ein Helm mit Greifarm dient zum flinken Gleiten an passenden Verstrebungen. Aber auch hier das gleiche Problem wie mit den neuen Charakteren: Nette Ideen, die kaum zum Einsatz kommen.

Nach dem Abschluss der etwa 4-6 Stunden langen Rahmenhandlung zeigt sich auch in LittleBigPlanet 3 dessen tatsächlicher Fokus, nämlich das Erstellen eigener Level bzw. das Spielen von Erzeugnissen der Community. Dank der Einbettung aller bisherigen Levels der Vorgängerteile finden sich nun mehr als 3 Millionen spielbare Schöpfungen – natürlich wie bisher auch mit klaren Qualitätsunterschieden. Eine eigene “Akademie” führt Neulinge und Interessierte an die Mechanik der Levelzusammenstellung heran, die Erweiterung der Möglichkeiten durch die neuen Charaktere und Gadgets lässt kreativen Geistern kaum Wünsche offen. Technische Limitationen wie längere Wartezeiten zwischen den einzelnen Spielabschnitten trüben den Gesamteindruck von LittleBigPlanet 3 kaum, audiovisuell liefert der Titel genau das, was er verspricht: Liebevolle Optik in einem charmanten Gesamtpaket, das seine Vorgänger dahingehend in den Schatten stellen kann. Mangels Konkurrenz ist LittleBigPlanet 3 sicherlich als Pflichtitel für die PS4 anzusehen, bei künftigen Releases wäre aber etwas mehr Umfang im Story-Modus sicherlich nicht die schlechteste Idee.

Plattform: PS4 (Version getestet), PS3, Spieler: 1-4 (online, koop), Altersfreigabe (PEGI): 7,
Release: 26.11.2014, Link zur Homepage


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