Literaturfest Niedersachsen 2019 zum Thema "Mut", 5. bis 22. Sept. 2019

Von Helge

"Mut" heißt das Motto des diesjährigen Literaturfestes Niedersachsen (ebenso wie das Thema der Niedersächsischen Musiktage, auf die ich hier schon kurz vorausgeblickt habe). "Der Mut ist wie ein Regenschirm", soll Fernandel gesagt haben. "Wenn man ihn am dringendsten braucht, fehlt er einem." Das klingt mir zu pessimistisch, und es verlegt den Mut nach außen wie einen Gegenstand. Da gefällt mir der Ausspruch von Ovid schon besser, der der Programmbroschüre vorangestellt ist: "Glücklich ist, wer das, was er liebt, auch wagt, mit Mut zu beschützen." An anderer Stelle im Programmheft findet sich ein Ausspruch von Seneca, der noch mehr den Mut ins Innere des Individuums legt: "Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer." - Wie auch immer, mit "Mut" ist wieder ein Thema gefunden, das die vielseitigsten Deutungen zulässt.


Titelmotiv 2019, (C) iStock, princigalli

Zum 14. Mal werden ideenreiche Veranstaltungen an außergewöhnlichen Orten in ganz Niedersachsen geboten. "Mut ist ein Thema, das bewegt, zu Diskussionen anregt und vielerlei Anknüpfungspunkte bietet", sagt Festivalintendantin Susanne Mamzed."Beim Literaturfest können unsere Besucher verschiedenste Aspekte von Mut unter die literarische Lupe nehmen: Es wird um ermutigende Worte gehen, um eigene und mutige Wege junger Künstler, um neue Perspektiven auf couragierte historische Figuren und bekannte Heldensagen, um gesellschaftspolitische Themen, um deutsche Geschichte und Emanzipation, sowie um neue Formen der Sprach- und Tonkunst".

Ich greife ein paar Beispiele heraus: Zum Auftakt hält Raoul Schrott eine aufrüttelnde Ermutigungsrede im Neubau der VGH in Hannover. Im Anschluss spricht er mit Alexander Solloch vom NDR über sein neuestes Buch "Eine Geschichte des Windes" - es handelt von Hannes aus Aachen, der all seinen Mut zusammennimmt, um einmal um die ganze Welt zu reisen; das war vor 500 Jahren! (5.9.19 Hannover)
Auf dem Hermannshof in Springe-Völksen wird auch diesmal eine Wandellesung geboten: an drei Stationen im weitläufigen Park lesen sechs junge Autorinnen und Autoren jeweils 20 Minuten aus ihrem Werk.
frau@bauhaus ist eine Veranstaltung überschrieben, die sich der unterschätzten Rolle von Frauen in der Bauhausbewegung widmet. Jana Revedin ist dabei, die ein Buch über die Journalistin Ise Frank geschrieben hat, die "Seele des Bauhauses", die mit dem Begründer Walter Gropius verheiratet war (Osnabrück, 11.9.). Außerdem Tom Saller, dessen Roman "Wenn Martha tanzt" von Martha Wetzlaff erzählt, die am Bauhaus in Weimar das Tanzen als Kunstform entdeckt hat.
"leise, laut, verboten - Literaten in der DDR" ist ein Leseabend überschrieben, den Florian Lukas und Annett Renneberg zusammen mit dem Jazz-Schlagzeuger Günter Baby Sommer in Konau, Amt Neuhaus, und in Teistungen (Grenzlandmuseum Eichfeld) gestalten.
"Tu was!" fordern Hilal Sezgin und Nicol Ljubić; ihr (Hilals) neuestes Buch hat den viel-sagenden Titel "Nichtstun ist keine Lösung" - es enthält einen Gegenentwurf zum passiven Beobachter der Probleme unserer Zeit; sein (Nicols) neuer Roman heißt "Ein Mensch brennt". Die beiden werden im Weser-Stadion des SV Werder Bremen zu Gast sein, der sich mit seinen Fans deutlich gegen Rassismus und Gewalt positioniert, und mit Werder-Präsident Dr. Hubertus Hess-Grunewald in den Dialog treten (16.9., Bremen). 
"Starke Frauen und was sie bewegt" sind das Thema Feridun Zaimoglus in seinem neuen Buch "Die Geschichte der Frau", veranschaulicht an zehn Beispielen von der biblischen bis in die Jetztzeit, indem er die Frauen selbst "sprechen lässt". Wer oder wo sind die couragierten Frauen von heute? Eine Antwort darauf versucht der Elisabeth-Sandmann-Verlag mit seinem Projekt "200 Frauen - Was uns bewegt". Eine der darin porträtierten Frauen ist die Kriegsfotografin Julia Leeb. Sie und Zaimoglu werden in moderierten Gesprächen der Frage auf den Grund gehen, was es heißt, eine mutige Frau zu sein - damals wie heute. Die Veranstaltung findet in mehreren Orten statt: in Melle (17.9.), Meppen (18.9.), Einbeck (19.9.) und Worpswede (20.9.). Es sind dieselben Orte, die sich an der Aktion "Unsere Stadt liest ein Buch" beteiligen - "das Buch" ist in diesem Jahr Feridun Zaimoglus "Die Geschichte der Frau" (11. bis 14.9.). Einzelheiten unter dieser Adresse. 

 Wie gesagt - eine kleine (persönliche) Auswahl aus dem großen Angebot.
Weitere Informationen auf der Netzseite des Literaturfestes Niedersachsen.
Ich empfehle: rasch informieren und ebenso rasch Karten bestellen!

Text Dr. Helge Mücke nach den zur Verfügung gestellten Unterlagen, für die ich danke.