Dezember und Bücher, das gehört für mich untrennbar zusammen. Okay, das gilt natürlich auch für das restliche Jahr, aber Dezember ist immer ein besonderer Büchermonat. Weihnachten und damit verbunden natürlich die Suche nach möglichst tollen Weihnachtsgeschenken für die Liebsten stehen an und außerdem…es gibt nichts tolleres als in eine Decke eingemummelt auf dem Sofa zu liegen, eine dampfende schön ausgekühlte Tasse Tee zu trinken und die Nase ganz tief in ein Buch zu stecken. Es gibt nichts schöneres? Na gut, okay. Ein Nachmittag in einem netten kleinen Cafe unter lauter Büchermenschen ist auch nicht zu verachten. Heute hat es mich also zu einer Veranstaltung der hiesigen VHS verschlagen und ich bin leider mit vielen neuen Büchern auf der Wunschliste zurück.
Ein Buchhändler, die Leiterin der VHS-Geschäftsstelle, ein Künstler/Autor sowie eine Mitarbeiterin des örtlichen Kunstmuseums haben ihre Lieblingsbücher und aktuelle Neuerscheinungen vorgestellt. Das Publikum war nicht ganz so bunt durchmischt wie ich es mir gewünscht hätte, es waren vorwiegend ältere/sehr reife Semester dort. Irgendwie schade, dass sich meine Altersklasse eher selten zu solchen Veranstaltungen verirrt, aber es war dennoch ein toller Nachmittag. Einige der Lieblingsbücher – unter anderem “Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand” und “Die Bücherdiebin” waren mir schon bekannt, anderen werde ich bald die Chance geben, meine neuen Lieblingsbücher zu werden.
Ganz oben auf meiner Liste steht z.B. “Willkommen auf Skios” von Michael Frayn, ein Lieblingsbuch des Buchhändlers, das vom Stil her ähnlich wie “Der Hundertjährige…” sein soll. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein berühmter Gastredner, der auf einer Tagung einer amerikanischen Gesellschaft auf einer griechischen Ferieninsel eine Rede halten soll. Leider kommt es am Flughafen wohl zu einer Verwechslung…hört sich etwas nach Hallgrimur Helgasons “Zehn Tipps…” an, von dem ich ja hellauf begeistert war. Ich bin jedenfalls gespannt darauf, was auf Skios passiert…
Was 1913 – im Jahr vor Beginn des ersten Weltkriegs – passiert ist, ist dagegen zwar schon bekannt, aber dennoch reizt mich Florian Illies’ Aufarbeitung eines Jahres, dass ein ganzes Jahrhundert geprägt hat. Die “Generation Golf” habe ich zwar verpasst, Illies’ Debüt hat mir aber dennoch sehr gefallen, also werde ich mich vom Kunsthistoriker Illies gerne auch auf eine Zeitreise ins Jahr 1913 einlassen.
Von der Zeitgeschichte zurück auf das wesentliche, der Ursprung aller Geschichten: Gefühle! Goffredo Parises “Fibel der Gefühle” ist mittlerweile unter dem Titel “Alphabet der Gefühle” erhältlich und scheint mir eine schöne Geschenkidee für mich italienisch lernende Familienmitglieder zu sein. Parise erzählt, angefangen mit “Amore” für jeden Buchstaben des Alphabets eine Geschichte aus dem italienischen Leben. Noch ein italienischer Autor gefällig? In “Die Zeit altert schnell” erzählt Antonio Tabucchi von der Vergänglichkeit des Lebens.
Bis zum Frühling ist es zwar noch etwas hin, aber “Verzauberter April” von Elizabeth von Arnim reizt mich jetzt schon. England in den Zwanzigern: Vier Ladys wollen dem tristen Alltag entfliehen und mieten sich in ein italienisches Castello ein. “Verzauberter April” erschien bereits 1922 und ist Elizabeth von Arnims bekanntester Roman.
Aufgelockert wurden die Buchvorstellungen von einigen, teilweise von den Vortragenden selbst geschriebenen Weihnachtsgeschichten und Gitarrenklänge. So viel Lese-Inspiration, und natürlich gibt es keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Mir fehlten einige meiner liebsten Bücher aus der letzten Zeit, z.B. Juli Zehs Nullzeit, Tana Frenchs subtile Krimis (z.B. Schattenstill), oder auch Carlos Ruiz Zafón (aktuell ja mit “Der Gefangene des Himmels” auf den Bestsellerlisten vertreten). Andererseits ist ein Platz auf der Bestsellerliste nicht zwingend mit dem Prädikat “tolles Buch, unbedingt lesen!” verbunden. Natürlich freue ich mich, wenn eines meiner Lieblingsbücher die Bestsellerlisten stürmt und damit den verdienten Erfolg einfährt, aber gerade hinter Empfehlungen abseits des Mainstreams findet sich die eine oder andere Perle.
Welche Bücher ich dieses Jahr verschenke werde ich aus gegebenen Gründen natürlich (noch?) nicht verraten. Aber vielleicht habt ihr ja auch ein paar Anregungen für mich? Ansonsten wünsche ich euch eine schöne, erholsame und lesereiche Adventszeit!