LiteraTour Nord 2012-13: Gerhard Seyfried - Verdammte Deutsche
Gerhard Seyfried war der vierte der AutorInnen, der innerhalb der LiteraTour Nord 2012-2013 aus seinem Spionageroman "Verdammte Deutsche" gelesen hat - in Hannover am 10. Januar 2013. Da er in diesem Kulturblog noch gar keine Erwähnung gefunden hat, möchte ich ihn an dieser Stelle vorstellen.
Gerhard Seyfried hat mit "Verdammte Deutsche" einen Spionageroman geschrieben, der dokumentarisch ist, akribisch recherchiert, aber doch ein Roman.
Der Inhalt:
Als der deutsche Marineoffizier Adrian Seiler im Sommer 1911 nach London
geschickt wird, um an der Botschaft auszuhelfen, ahnt er nicht, was ihm
bevorsteht. Er weiß nicht, dass in England eine hysterische Angst vor
deutschen »Schläfern« und Spionen herrscht, eine Germanophobie,
die durch den Spionageroman „The invasion of 1910“ des
Boulevard-Autors William Le Queux ausgelöst wurde. Und er weiß nicht, dass er deshalb von einem
englischen Agenten überwacht wird. Dass er sich ernsthaft verlieben
wird, ausgerechnet in Vivian, die Tochter des deutschstämmigen
Buchhändlers Peterman. Dass er sich zu einem der ersten professionellen
Spione umfunktionieren lassen wird und somit Vivian, deren Vater und
sich selbst aufs Äußerste gefährdet. (Nach dem Verlagstext und dem Begleittext der LiteraTour Nord.)
Gerhard Seyfried, 1948 in München geboren, heute in Berlin lebend, ist seit Ende der 60er als Comiczeichner der linken und alternativen Szene berühmt – und schreibt nach über 30 Jahren auf einmal Romane, es begann mit "Herero" (2003) über den Aufstand der Herero und Nama 1904-1908 in Deutsch-Südwestafrika. Es folgen Romane über die Tupamaros (2004) und den sog. Boxeraufstand (2008).
"Verdammte Deutsche": Trotz der dokumentarischen Grundlage ist der Roman szenisch und spannend geschrieben. Mit James Bond habe das allerdings nichts zu tun, betont Seyfried. Aber Ironie sei das auch nicht, wie ein Student vermutet. Wirklichkeit eben sei es.
Mit den Recherchen, den Fakten nimmt es dieser Autor allerdings ausgesprochen genau. Selbst Wetterberichte und Mondphasen werden studiert. Die Recherchen seien für ihn der ganze Spaß, hinzu kämen normale fiktive Personen. Geschrieben wird aus der subjektiven Perspektive, ohne schlauer sein zu wollen. Was ihn an dem Stoff so fasziniere, wird Seyfried gefragt. Antwort sinngemäß: Das Kaiserreich, seine politische Situation - Grundlage für die ganze spätere "Katastrophe" ...
Der Roman über die "verdammten" Deutschen (in einem doppelten Sinne) ist lesenswert und dabei informativ und zum Nachdenken anregend.
Gerhard Seyfried: Verdammte Deutsche! Spionageroman. Knaus-Verlag: München 2012. 414 Seiten, Euro 22,99.
Text: Dr. Helge Mücke, Hannover; das Foto wurde vom Verlag für Pressezwecke zur Verfügung gestellt (nicht frei verfügbar) und trägt den Copyrightvermerk: (C) Meisterstein.