1.Du hast zusammen mit Caro ein Buch geschrieben und ihr schreibt beide fast täglich frische Beiträge in euren Blog „Stadt Land Mama“. Wenn es um Mütter und Karriere geht, seid ihr nicht immer einer Meinung und erhitzt durchaus die Gemüter eurer Leser. Warum, glaubst du, gibt es beim Thema berufstätige Mütter so heftige Diskussionen?
Diskutiert wird, weil heutzutage so viele Wege möglich sind. Und weil jede Frau sich selbst für einen von diesen Wegen entscheiden muss. Das hat sie natürlich im besten Falle mit vielen Überlegungen verbunden und ist für sich zu einem Ergebnis gekommen, das sie lebt. Um das aber guten Gewissens leben zu können, versuchen viele, ihr eigenes Modell zu verteidigen. Dabei gibt es so viele verschiedene Varianten, die für Frauen richtig sein können. Für die eine Frau ist es eben die Vollzeit-Tätigkeit, für die andere die Selbständigkeit, für wieder eine andere die Elternzeit. Es gibt nicht mehr die eine wahre Lösung, sondern unheimlich viele und das macht die Sache interessant und diskussionswürdig.
2. Es gibt geteilte Meinungen darüber, ob und wie man die Zeiten der Kindererziehung in eine Bewerbung schreibt. Angenommen, du würdest über die Qualifikationen berichten wollen, die du durch dein Leben mit Kind erlangt hast. Welche wären das?
Krisenmanagement, in stressigen oder gefährlichen Situationen ruhig zu bleiben, Multitasking, Konzentration trotz enormer Lärmbelästigung, Flexibilität einschließlich Nachtarbeit, Zuverlässigkeit, Konsequenz, Fleiß, Überstundentoleranz, Empathie, Diskussionskraft und Geduld. Zudem: In Belastungssituationen das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Gerade jetzt muss ich eine Abgabe für die Uni fertig machen (ich studiere nochmal), meine Tochter muss zur Schule, mein Sohn hat eine Angina, der andere ein Loch im Kopf und der Papa liegt mit Magen Darm Grippe flach… In solchen Situationen weiter zu funktionieren und zu koordinieren, das sind Skills, die Mütter in der Regel drauf haben.
3. Kommen solche Themen wie Wiedereinstieg und Berufsleben mit Kind auch in euren Buch „Ich glaub, mich tritt ein Kind“ vor und wenn ja, welche Tipps bzw. welchen Rat konntest du Caro geben?
Oh ja, dem Thema haben wir ein ganzes Kapitel gewidmet, weil so ein Kind ein Frau ja auch ordentlich in eine jobtechnische Identitätskrise schubsen kann. Aber ich möchte nicht zu viel vorweggreifen, lest das Buch gern selbst. Nur so viel: Ich beantworte Caros panische Frage sehr ehrlich und sage auch, dass ein Kind das Leben schon ordentlich durcheinanderwirbelt erst einmal. Trotzdem mache ich Mut. Wer Veränderungen annimmt, der bekommt neue Chancen und kann die auch nutzen. Überhaupt sage ich, dass Kinder kriegen äußerst kreativ machen kann…
4. Da wir gerade bei Ratschlägen sind: Welche klassischen Karrieretipps für Frauen und speziell für Mütter sind dir persönlich schon untergekommen, über die du nur herzlich lachen konntest?
Hm. Klassische Karrieretipps, über die ich lachen konnte? Ich bin glaub ich eher ein Typ, der sich über (gut gemeinte) Ratschläge nicht lustig macht, sondern tatsächlich mal drüber nachdenkt und sich dann ein Urteil bildet. Aber ich kann mich jetzt gerade an keinen wirklichen Tipp erinnern. Vielleicht liegt es daran, dass ich als freie Schreiberin eh nie der 9 to 5-Typ war und sich deswegen auch weniger Bekannte in meinen Job hineinversetzen können?!
Vielleicht sehen sie aber auch einfach, dass ich mit dem, was ich tue, sehr zufrieden bin und sehen daher gar keinen Handlungsbedarf. Womöglich ist meine erste Schwangerschaft aber auch einfach schon zu lange her, als dass ich mich noch an diese Tipps alle zurückerinnern könnte. Seitdem sind immerhin schon sieben Jahre vergangen. Und da ich sehr jung Kinder bekommen habe und eigentlich keiner meiner Bekannten mitreden konnte, blieben mir die meisten Tipps auch wahrscheinlich einfach aus Unwissenheit heraus erspart.
5. Bei familienfreundlichen Arbeitsbedingungen für Mütter wird in Unternehmen schnell die Teilzeitlösung präsentiert, vielleicht noch ab und zu Homeoffice. Was braucht es aus deiner Sicht als Mutter vor allem, um wirklich familienfreundliche Bedingungen zu bieten?
F-L-E-X-I-B-I-L-I-T-Ä-T und Vertrauen. Und zwar beidseitiges Vertrauen. Wenn eine Firma HomeOffice anbietet, dann muss sie sicher sein können, dass die Arbeit von dort aus auch wirklich erledigt wird. Starre Arbeitszeiten lassen sich heute kaum noch rechtfertigen, für mich ist es klar, dass ich Termine und Abgaben einhalte, es kann aber vorkommen, dass ich dafür eben in der Nacht arbeite oder am Wochenende, weil ich die Arbeit rund um meinen Familienalltag herumstricken muss. Sobald das möglich ist, käme auch ich als Angestellte wieder in Frage. Bis dahin werde ich aber weiter Selbständig arbeiten, denn da klappt das mit der Zeiteinteilung in der Regel prima.
Zu guter Letzt: Wo kann man dich im Netz überall finden, wenn man mehr von dir lesen möchte und gibt es etwas, das du unbedingt noch loswerden möchtest?
Ich finde es toll, dass wir Blogger uns so toll vernetzen können und dass wir aus unserem Erlebten kreativen Mehrwert schaffen können.
Man kann mich auf meiner Website finden: www.lisaharmann.de
Man kann das Blog lesen, das ich mit meinem Mann schreibe und das mir sehr am Herzen liegt, weil es mir einige Türen geöffnet hat: www.nusenblaten.de
Man kann meine tägliche Kolumne auf der Startseite von LetsFamily lesen: www.letsfamily.de
Man kann mich auch im Blog Stadt Land Mama finden, das ich mit Caro schreibe: www.stadt-land-mama.de
Man kann mich bei dtv finden: http://www.dtv.de/autoren/lisa_harmann_14421.html
Und unser Buch möchte gern bei Amazon von Euch abgeholt werden.
Vielen Dank, liebe Lisa für deine Antworten!
Zum Weiterlesen: Da Lisa und Caro zusammen bloggen, habe ich die Fragen natürlich auch an Caroline Rosales gestellt.