Linna singt

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Linna singt

Bettina Belitz

Script5, 2012

978-3839001394

18,95 €

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“Linna singt” war erfolgreich, doch dann plötzlich steigt Linna, die Sängerin, einfach aus. Ohne ein Wort. Bis heute wissen die anderen Bandmitglieder nicht, warum sie das gemacht hat. Als sie sich alle wiedertreffen und eigentlich noch mal zusammen Musik machen wollen, kochen die Emotionen über. Feindseligkeit, Veränderung und verletzte Gefühle bilden zusammen ein abgrundtiefes Loch, in dem die Band droht zu verschwinden …

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Ach je, die Charaktere. Ich dachte, dass ich irgendwann mal einen mögen würde, aber Pustekuchen. Alle sind sehr ambivalent gestrickt, und immer wenn ich das Gefühl hatte, da steckt ein weicher Kern dahinter, bekam ich Seiten später die Rechnung für diesen Gedanken.

Linna ist ziemlich hart für meine Verhältnisse. Aber sie hat auch nette Gedanken in sich, die sie aber versteckt und ja nicht an sich und die anderen heranlässt. Im Verlauf der Geschichte sagt ihr jemand, dass sie abstossend wirkt und eitel. Das könnte ich so unterschreiben, denn erst denke ich immer: Mädchen, warum sollte gerade DIE Gruppe DICH wieder wollen?

Alle anderen Charaktere stehen entweder im krassen Gegenteil zu Linna oder sind so weich, dass sie mich nicht begeistern konnten. Was mich gepackt hat, war die Gruppenkonstellation an sich, die immer wieder für neue Reibungspunkte sorgte.

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Zuerst habe ich mir nichts dabei gedacht, dass sie die Band in einem Haus trifft. Als sie dann weiter fahren auf eine Berghütte, ist mit zuerst “Shining” eingefallen und ich dachte: “Frau Belitz, sie wollen doch keine Menschen umbringen?” Komisch eigentlich, denn ich kenne ihre Splitterherz-Trilogie und bin ihre fast schrägen Gedanken gewöhnt.

Tatsächlich ist es ein abgeschlossener Raum, in dem es zwangsläufig zu Problemen kommen muss, vor allem wenn es auch noch stürmt und schneit. Es ballt sich alles zusammen und dann knallt es plötzlich …

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Worum es geht? Ich kann es schwer zusammenfassen. Es ist eine Freundschaftsgeschichte, aber nur in Maßen. Es ist eine Geschichte über Liebe, aber auch nur am Rande. Es ist eine Geschichte über ein Mädchen, die ein Geheimnis hat und dabei nicht die Einzige ist. Stecke, egal wie viele Menschen in einen Raum und du wirst sehen, sie werden sich nicht mögen.

Ein bisschen hat mich die Situation auch an Saw erinnert, da waren auch mal viele Menschen in einem Raum und mussten herausfinden, warum sie dort sind. Hier ist es, so denke ich am Anfang ja nicht so heftig. Aber Bettina Belitz überrascht mich damit, dass die gesamte Situation ausartet, in: Gewalt, Verleumdung und Übergriffen. Ehrlich gesagt, hätte ich genau das nicht erwartet. Klar musste irgendwer ein Geheimnis haben, aber die Anfeindungen waren für mich schon manchmal sehr krass.

Ich kann jedoch nicht leugnen, dass die Autorin mich auf den letzten 100 Seiten, die mit der Auflösung der Geschichte zu tun haben, verzaubert hat. Sie wird weich, fast ein wenig melancholisch, wenn sie die Enden der Protagonisten erzählt. Und da wirkt es bei mir auch wieder: Der Zauber der Sprache, den Frau Belitz verwendet um einzigartig zu sein.

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Script 5 hat nicht an der Aufmachung gespart. Mir ist die Schneekugel etwas suspekt, aber ohne Buchumschlag gefällt mir das Buch noch viel besser. Die Verschnörkelungen sind einfach toll und passen so fast gar nicht zum Inhalt.

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Das Buch ist sehr, sehr dick und tja was soll ich sagen? Am Anfang habe ich mich sehr schwer getan mit all den bösen, gebrochenen Charakteren. Doch das Ende hat mich wieder überrascht und ich mochte es sehr. Trotzdem kann es mich für die Gewalt, die in diesem Buch vorherrschend ist, nicht entschädigen.

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