Das es sich um den zweiten Band einer Trilogie handelt, können in dieser Rezension Spoiler zum ersten Band enthalten sein!
So wirklich haben es Sam und Grace nicht für möglich gehalten, aber Sam scheint tatsächlich geheilt zu sein. Die Kälte kann ihm nichts mehr anhaben und verwandelt ihn nicht länger in einen Wolf. Endlich können Sam und Grace ihre gemeinsame Zeit genießen und müssen sich keine Sorgen mehr machen! Doch zu den alltäglichen Schwierigkeiten einer jungen Liebe - wie Eltern, die nicht verstehen wollen, wie viel einem am jeweils anderen liegt -, kommt nun ein weiteres Problem auf Grace und Sam zu, mit dem sicher keiner der beiden gerechnet hat. Grace ist plötzlich krank und nichts scheint ihr Fieber zu senken. Ist sie nun an der Reihe sich in einen Wolf zu verwandeln? Zusätzlich dazu muss sich Sam um die neuen Wölfe kümmern, was ebenfalls einige Probleme mit sich bringt.
Bei Linger handelt es sich um den zweiten Teil der Wolves of Mercy Falls-Trilogie und ich hatte so sehr gehofft, dass mich hier, im Gegensatz zum ersten Band, die Handlung richtig mitreißen kann. Aber leider konnte ich hier noch weniger mit den Protagonisten anfangen.
Das Ende des ersten Teils hat mich ja schon überrascht: Plötzlich steht Sam wieder in menschlicher Gestalt vor Grace. Unbedingt musste ich wissen, wie es nun mit den Beiden weiter geht und habe direkt nach Beenden von Shiver zu Linger gegriffen. Mit den Schwierigkeiten, die sich nun vor Sam und Grace auftun, habe ich nicht wirklich gerechnet. Grace bekommt plötzlich hohes Fieber und eigentlich ist schon von vornherein klar, worauf es hinaus laufen wird. Grace steht scheinbar kurz davor, sich nun doch, Jahre nachdem sie gebissen wurde, in einen Wolf zu verwandeln. Dieser Umstand sollte die Geschichte eigentlich ungeheuer spannend machen, schließlich fragt man sich, wann passiert es, wie passiert, wie wird Sam damit umgehen. Ich war allerdings schon nach kurzer Zeit von dieser Problematik genervt. Ich konnte Grace' Art damit umzugehen überhaupt nicht verstehen. Warum redet sie nicht mit Sam darüber? Das war mir wirklich ein Rätsel. Wenn sie mit jemandem über die Verwandlung reden könnte, dann doch mit ihm! Eigentlich müsste er aus seiner Erfahrung doch sowieso schon wissen, was mit Grace los ist. Grace war mir, besonders an einer Stelle, viel zu melodramatisch, weshalb ich mit ihr in diesem Teil gar nicht zurecht kam. Im Gegensatz zum ersten Band wird die Geschichte aber mehr aus der Perspektive von Sam erzählt und nicht von Grace. Sam ging mir aber leider auch schon nach kurzer Zeit auf die Nerven, da er immer wieder von Zweifeln über seine Heilung geplagt ist. Jedes Mal, wenn er in die Kälte geht, hat er erneut Angst, sich doch in einen Wolf zu verwandeln und lässt sich über diese Ängste aus. Da zwischen Buch 1 und 2 einige Monate liegen und die kältesten Wintermonate auch schon vorbei sind, war ich der Meinung, dass Sam so langsam mal ein bisschen mehr Vertrauen in sich selbst haben sollte.
In Linger wird die Handlung aber nicht nur von Sam und Grace erzählt. Zwei weitere Charaktere kommen hinzu, die der Geschichte endlich mal etwas Schwung verpassen! Isabel kennt man schon aus Band 1, auch wenn sie da zunächst eine kleinere Rolle gespielt hat und erst gegen Ende zu einer für die Handlung wichtigen Person wird. Isabel war anfangs kein wirklicher Antagonist, aber trotzdem jemand, von dem man als Leser genervt war und der Grace zunächst behindert hat. In Linger ändert sich ihre Rolle komplett. Sie hilft Sam und Grace, behält immer einen kühlen Kopf, ist dabei aber rotzfrech. Durch die Perspektive Isabels wird der Geschichte endlich mal eine Ladung Humor verpasst, was ich bisher wirklich vermisst habe. Die vierte Erzählstimme ist die von Cole, einer der neuen Wölfe. Cole hat mit seinen ganz eigenen Dämonen zu kämpfen und gibt sich nach außen hin unnahbar und unsympathisch. Trotzdem wird schnell klar, dass er eigentlich ein ganz netter Typ ist und vor seiner Vergangenheit davon läuft.
Zum Schreibstil habe ich nur Ähnliches zu sagen wie zum ersten Band. Sehr ausgeschmückt, für mich wieder zu viel. Nur mit dem Hineinversetzen in die Charaktere hat es dieses Mal bei mir nicht so gut geklappt, da ich ab einem bestimmten Punkt sowohl von Grace als auch von Sam ziemlich genervt war. Gefallen haben mir aber die eingestreuten Songtexte von Sam, die nicht gerade selten vorkommen, die die Geschichte aber ein wenig beleben.
Insgesamt kam ich im zweiten Teil der Wolves of Mercy Falls-Trilogie mit den beiden Hauptcharakteren nicht wirklich zurecht. Die Handlungen von Sam und Grace konnte ich zum Teil nicht nachvollziehen, mit der Perspektive von Isabel und Cole wird der Geschichte aber eine Portion Frische und Humor verliehen. Die Handlung hat sich für meinen Geschmack sehr gezogen, aber trotzdem hat es Maggie Stiefvater wieder geschafft, mich mit dem Ende neugierig auf den dritten Band zu machen.