Fabrikant Ernst Ramlinger wird erstochen aufgefunden. Seine Frau sitzt neben ihm. Ein Messer in der Hand. Und sie gesteht den Mord. Selten hatte es die Kripo Göppingen mit so einem klaren Fall zu tun! Doch der zuständige Kommissar Wolfgang Roeder bezweifelt, dass Sonja Ramlinger die Tat begangen hat und bittet ausgerechnet seinen „Lieblingsfeind“ Stefan Lindner vom LKA um Hilfe. Nicht die einzige Überraschung in Jürgen Seibolds neuem Filstal-Krimi!
Klar, dass Lindner keine große Lust darauf hat, sich in die Ermittlungen einzuklinken! Lieber will er mit Freundin Maria im neuen Gourmetrestaurant in Gammelshausen seinen Geburtstag feiern. Doch so elend wie Roeder ausgesehen hat, lässt sich Lindner erweichen und sitzt an seinem Geburtstag doch mit Roeder auf ein Bier im Hirschen, wo der ihm gesteht, dass er mit Sonja Ramlinger eine Affäre hatte.
Mehr als sein Bauchgefühl hat Roeder nicht als „Beweis“ für seine Vermutung, dass es einen anderen Täter geben muss. Auch dass Sonja Ramlinger ihren Mann erstochen hat, nachdem sie gerade erst die Spül- und dann die Waschmaschine eingeschaltet hat, kommt ihm doch recht komisch vor. Und dann hat die Spurensicherung noch verwischte Fingerabdrücke unter denen von Sonja Ramlinger gefunden.
Die Verdächtige sitzt derweil in Haft und wartet auf ihre Verhandlung. Dass sie von ihrem Mann ständig bevormundet und nicht gerade freundlich behandelt wurde, ist entgegen Roeders Bauchgefühl allerdings ein handfestes Motiv. Trotz Streit und Demütigungen wollte die junge Witwe ihrem Mann ein Wellnesswochenende schenken. Das beweist ein Gutschein, der im Schlafzimmer gefunden wurde.
Und während Lindner sich auf Spurensuche macht, wird Sonja Ramlinger im Gefängnis von Karin Kelpp beschützt. Aus unerfindlichen Gründen hegt die hünenhafte Karin Sympathien für Sonja und hält ihr angrifflustige Mitgefangene vom Leib.
Dass sogar Lindners Vorgesetzer Theodor Kollack mit dem Ehepaar Ramlinger befreundet war, macht den Fall noch komplexer und ist der Grund, dass Lindner ohne Weiteres von seinen aktuellen Aufgaben freigestellt wird. Die Spurensuche kann beginnen!
Entlud sich vielleicht bei Sonjas Eltern lang aufgestauter Hass in einer Affekt-Tat? Sie waren alles andere als begeistert vom Verhalten ihres Schwiegersohnes. Bei der Befragung von Sonjas Eltern, erfährt der LKA-Beamte, dass der Tote in zahlreichen Vereinen engagiert und als Sponsor gern gesehen war.
„Überall hatte er seine Finger drin und einen Fuß in der Tür – beste Kontakte in die Rathäuser der Gegend, ins Landratsamt, in die Landesministerien…“ erzählt Sonjas Mutter Dorothea Kurz. Und dass ihr Mann den „ziemlichen Spießer“ nach einer Unverschämtheit rausgeschmissen habe. Seither gab es keinen Kontakt mehr. Auch nicht zu ihrer Tochter. Warum, fragt sich Lindner, gesteht die einen Mord, obwohl sie es laut Roeder nicht getan hat?
Und was ihn noch mehr mehr beschäftigt, ist die Frage, warum sein früherer Freund Roeder sich nicht als befangen outet und dadurch im schlimmsten Fall eine Suspendierung riskiert? Am liebsten hätte Lindner seine Zusage zurück genommen! Zumal Maria eh sauer auf ihn ist, weil er vor lauter Ermittlung keine Zeit für sie hat.
Doch Lindner will heraus finden, was wirklich passiert ist und er ist nicht der Einzige, der sich für Ramlingers Vergangenheit interessiert! Die offenbart jede Motive für einen Mord: uneheliche Kinder, sexuelle Belästigung und mehr. Und plötzlich findet das Drama direkt in Lindners Küche statt! Ein amüsanter und spannender Krimi für sommerliche Urlaubstage!
Jürgen Seibold „Lindner und der klare Fall“, 256 Seiten, broschiert, 12 Euro 99, Silberburg-Verlag