Zwar mag die Qualität der einzelnen Insidious-Filme abnehmen, aber dem Franchise ist es überraschend gelungen, auch mit Insidious: The Last Key noch keinen kompletten Ausfall abzuliefern. Und wie könnte man auch eine Horrorfilm-Reihe übel finden, die inzwischen eine Hauptdarstellerin präsentiert, die aus dem Jahrgang 1943 stammt. Damit handelt es sich vermutlich nicht nur um einen seltenen Eintrag ins Horror-Genre, sondern in der Filmwelt allgemein, wenn wir mit Lin Shaye eine 74 Jahre alte Dame in Aktion erleben dürfen.
Jetzt wird es kurz etwas komplizierter. Insidious: The Last Key spielt nach Insidious 3 aus 2015, aber vor den ersten beiden Teilen aus 2010 und 2013. Es ist nun also ein Bindeglied zwischen der Prequel-Reihe um Lin Shayes übernatürlich begabter Elise Rainer und den Heimsuchungen der Lambert-Familie um Darsteller Patrick Wilson und Rose Byrne, in denen aber auch bereits das Darsteller-Trio um Shaye und ihren Geisterjäger-Freunden Specs (Leigh Whannell, Drehbuchautor aller vier Filme und Regisseur des dritten Teils) und Tucker (Angus Sampson) zu sehen war.
Insidious – The Last Key
" data-orig-size="1000,667" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Elise (Lin Shaye) wagt sich mit Tucker (Angus Sampson) in den Keller.
Dieses ungleiche Gespann führt es in das Haus zurück, in dem Elise aufgewachsen ist und wo sie eine schreckliche Kindheit mit einem brutalen Vater erleben musste, der ihre übernatürliche Begabung nicht akzeptieren und sie für jede Abnormalität mit einer harten Strafe zur Normalität zwingen wollte.
Dort öffnet die kleine Elise eine Tür im Keller, wodurch ein Wesen aus der Ewigwelt den Weg in ihr Haus findet und sogleich ihre Mutter tötet. Allein mit ihrem Vater und ihrem kleinen Bruder wird es Elise als Teenagerin zuviel und sie rennt von zu Hause davon. Doch nachdem der jetzige Bewohner des Hauses sich bei Elise meldet, entschließt sie sich, endlich ihre eigenen Dämonen zu bekämpfen.
Die Insidious-Filme haben ein ganz großes Plus, das sich in jedem Eintrag dieser Filmreihe als Hingucker und Wiedergutmacher zeigt: die Ewigwelt. Leider entführt uns jeder Film des Franchises erst gegen Ende in diese von Spuk und Grusel, von Horrorfiguren und Abartigkeiten bevölkerte Welt der Dämonen, die Erinnerungen an die beiden durchaus kreativ gestalteten Silent Hill-Filme hervorruft.
Und so verschlägt es Elise auch hier erst im letzten Akt von Insidious: The Last Key in die Ewigwelt, wo sie auf Key Face trifft, die Monstrosität dieser Geisterjagd. Key Face schaut grotesk aus, bewegt sich mal schleichend-kriechend am Boden, kann sich aber ebenso zu seiner vollen Größe aufrichten, die jeden Menschen überragt. Seine Finger sind kleine Schlüssel mit denen er seine Opfer stumm schließen kann, so dass ihre Schreie verpuffen.
Leider bleibt Elise in der Ewigwelt nicht allein. Mit der Abstinenz von Patrick Wilson und Rose Byrne versucht das Franchise verzweifelt weitere Nebenfiguren zu etablieren. Als würden Specs und Tucker nicht schon genügen – und sie sind mit jedem Auftritt für einen schlechten, komödiantischen Bruch in der Horror-Atmosphäre verantwortlich – leisten ihr hier nun ihre Nichten Melissa (Spencer Locke) und Imogen (Caitlin Gerard) Rainer Gesellschaft, als wollten die Macher hierdurch eine Sexy Teen-Spin Off-Serie zu Insidious in die Wege leiten.
Insidious – The Last Key
" data-orig-size="1000,588" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Eine Nichte von Elise sitzt in der Ewigwelt fest und will gerettet werden.
Ansonsten verlässt sich Regisseur Adam Robitel aber mehr darauf, die Atmosphäre des Hauses einzufangen, als übermäßig viele Schocker einzubauen. Wie es für die Insidious-Filme üblich ist, geht es um eine verkorkste Familiengeschichte, die in einer Art Horrorkrimi aufgelöst werden will. Natürlich gibt es Jumpscares, zumindest aber sind es immer Momente, die wirkliche Bedrohungen darstellen und keine an Fensterscheiben springende Katzen.
Ein Wunsch wäre es, einen Insidious-Film allein mit Lin Shaye zu bekommen. Auch wenn die Dame im ersten Film ihr Leben lassen durfte, werden sich auch weiterhin Möglichkeiten und Wege finden lassen, entweder Prequels oder ihr Nachleben in der Ewigwelt in eine Filmhandlung zu verpacken. Aber die Furcht wächst vor einem Specs & Tucker-Film oder einer Fortsetzung mit ihrer ebenfalls übernatürlich-fähigen Nichte Imogen und einer damit einhergehenden Verjüngungskur hin zum gleichen Einheitsbrei anderer Horror-Franchises.
Erst einmal bekommen wir aber Insidious: The Last Key, der trotz aller kleinen Fehltritte ein höchst unterhaltsamer Horrorfilm bleibt, der sogar einen kleinen, überraschenden Twist bereit hält.