Limes trifft ... Autorin Rebecca Gablé

Von Esdeh


Limes trifft ... Autorin Rebecca Gablé

Wenn man ein neugieriges und vorwitziges Blogschweinchen ist, dann sucht man natürlich jede Gelegenheit sich anderen aufzudrängen und wenn es dann noch was Schönes zu hören und zu erzählen gibt, ist für Limes die Welt in Ordnung.
Diesmal hatte Limes die Gelegenheit Autorin Rebecca Gablé zu treffen.
"Der Palast der Meere" ist das zuletzt erschienene Buch von Rebecca Gablé. 

Ein paar Fragen lagen Limes auf seiner Schweinchenseele und Rebecca Gablé hat sich gerne die Zeit genommen sie zu beantworten.

Interview

Limes (L.): Hallo Frau Gablé. Toll, dass Sie heute Zeit für mich haben.
Rebecca Gablé (R.G.): Freut mich Dich kennenzulernen, Limes.

L.: Wurden Sie schon einmal von einem Blogschweinchen interviewt und ist dies etwas mit dem Sie für heute gerechnet haben?
R.G.: Das ist für mich überraschend, eine Premiere und ich finde das total klasse. Ich bin ein absoluter Schweinefan und finde das wunderbar und sehr sympathisch.

L.: Haben Sie ein Lieblingsbuch oder ein Buch das sie seit ihrer Kindheit begleitet?
R.G.: Es gibt nicht das eine Lieblingsbuch für mich und das wechselt auch immer mal wieder. Je nach Lebenslage und je nach Stimmung sind es immer andere Bücher die man mal braucht. Es gibt Stimmungslagen, da muss ich "Sturmhöhe" von Emily Brontë lesen und mir das einfach mal geben. Aber das Buch das ich am aller häufigsten gelesen habe und das mich auf dem Weg zu meiner eigenen schriftstellerischen Identität am meisten inspiriert hat, war „Der Herr der Ringe“. Dieses Buch habe ich als junges Mädchen das erste Mal im Urlaub gelesen. Ich hatte nur die ersten beiden Bände dabei und mein damaliger Freund - heutiger Mann - und ich haben den Urlaub abgebrochen, das Zelt abgebaut und sind nach Hause gefahren, weil wir diesen dritten Band jetzt lesen wollten. In den Jahren danach habe ich es jährlich gelesen und zwar mindestens dreizehn Mal. Im Studium begegnete mir Tolkien dann wieder - denn ich habe ja mittelalterliche Sprachen und Literatur studiert und das war auch sein Fachgebiet - und es war immer so, als würde Tolkien mich an der Hand nehmen und irgendwohin führen. Ganz verrückt wie es eben manchmal geht im Leben.
L.: In "Der Palast der Meere" gibt es wieder viele neue Figuren. Fällt es Ihnen beim Schreiben selber schwer den Überblick zu behalten, oder was ist ihr Trick um nicht durcheinander zu geraten?  
R.G.: Ich habe das eigentlich ganz gut im Kopf, denn das ist ja nun mal mein täglich Brot mit dem ich mich immer beschäftige. Darum habe ich den Waringham-Stammbaum sozusagen als Fotodatei in meinem Gehirn gespeichert. Ich habe aber auch über jede Figur so eine Art Dossier, da stehen die Lebensdaten und die äußerlichen Merkmale drin. Das lege ich immer an, bevor ich mit einem Roman beginne. Wenn ich die Figuren plane schreibe ich also über jede Figur ein Dossier und die werden natürlich nie gelöscht. Das heißt, ich kann dann auch noch mal auf die von den vorherigen Romanen zurückgreifen und so kann ich die Waringhams immer ganz gut sortieren.
L.: Gerade bei so dicken Büchern wie sie sie schreiben frage ich mich, wie das Buch entstanden ist. Schreiben Sie in chronologischer Reihenfolge und wissen Sie bereits wenn Sie beginnen, wie das Buch enden soll?R.G.: Ich plane immer relativ genau die historische Zeit die ich erzählen will. Ich wusste ich wollte mehr oder weniger vom Anfang von Elisabeths Regentschaft bis zur Armadakrise schreiben. Also von 1560 – 1588. Das sind so Eckpunkte die ich festlege und dann lege ich fest welche historischen Ereignisse eine größere Rolle im Roman spielen sollen. Wenn ich dieses historische Gerüst habe, dann plane ich daran entlang und das ist wie eine Kletterhilfe und die fiktive Handlung ist wie die Klematis, die daran entlang wächst. Das plane ich auch vorher, aber nicht bis ins letzte Detail. Da lasse ich also immer Platz für Seitentriebe von denen ich vorher nichts wusste und für die berühmte Eigendynamik von der man immer spricht. Aber ich habe dann das historische Gerüst als Garant, dass mir die Handlung nicht weg läuft und die fängt mich dann unter Umständen auch wieder ein.Ich schreibe chronologisch, genau weil ich nicht alle Handlungselemente vorher genau festlege. Das heißt, ich erzähle mir die Geschichte beim Schreiben in gewisser Weise auch selbst, daher muss ich chronologisch schreiben. Aber wenn ich zwei Handlungsebenen habe wie jetzt hier mit Eleanor und Isaac, dann kann es schon mal sein, dass ich die Isaac-Handlung weiter schreibe und dann später ein Eleanor-Kapitel dazwischen setze.L.: Plant man von Anfang an, dass das z. B. 900 Seiten werden, oder entsteht das durch die Geschichte die erzählt werden will?R.G.: Absolut. Es gibt immer den Punkt an dem ich in Panik gerate und denke es läuft aus dem Ruder und es werden 3000 Seiten werden. Das ist bei jedem Buch so und obwohl ich jetzt inzwischen glaube ich zehn historische Romane geschrieben habe, kommt der Punkt immer wieder. Aber bisher ist es immer gut gegangen und irgendwann kriege ich dann doch noch die Kurve und es läuft immer so auf 1000 - 1200 Seiten hinaus. Was vielleicht auch daran liegt, dass die erzählenden Zeiträume immer ähnlich sind - so was zwischen 20 und 30 Jahren.L: Diesmal wurde glaube ich auch besonders dünnes Papier verwendet, denn das Buch sieht gar nicht so dick aus.
R.G. Richtig, bei den letzten beiden Büchern auch schon. Da hat sich auch die Mode geändert. Auch bei der Buchgestaltung/Covergestaltung gibt es ja Moden und früher waren historische Romane für das Zielpublikum attraktiv, wenn sie so ein richtiges Ziegelsteinformat hatten. Jetzt sind schlankere Bücher modern und da reagiert man eben entsprechend drauf. 

L: Sie hatten zunächst bekannt gegeben, dass die Reihe rund um die Familie Waringham voraussichtlich eine Trilogie werden soll. Nun sind wir bei Band fünf. Haben Sie noch weitere Ideen für die Waringhams? Oder was ist überhaupt als nächstes in Planung? 
R.G.: Ich habe noch weitere Ideen, aber jetzt geht es erst mal anders weiter. Ich arbeite derzeit an einer Fortsetzung von "Das Haupt der Welt", weil auch die Geschichte von Otto dem Großen mich gar nicht wieder losgelassen hat. Da gibt es ganz spannende Figuren, insbesondere seine zweite Frau Adelheid, die mich total gepackt hat und eine der Hauptfiguren im neuen Roman sein wird und das macht ganz großen Spaß. Aber danach, das ist alles noch völlig unentschieden, nagel mich nicht drauf fest. Das sind so ganz vage Gedanken die ich im Moment habe. Ich beschäftige mich eigentlich immer nur mit dem nächsten Buch und nicht mit dem übernächsten. Aber ich würde wahnsinnig gerne noch mal ins englische Mittelalter zurück. Ich habe nun zweimal die englische Renaissance beschrieben, das hat auch Spaß gemacht, aber meine größte Leidenschaft ist das Mittelalter. Ich vermisse die Ritter und dieses märchenhafte versponnene am Mittelalter, wo die Leute an Irrlichter und Feen genauso geglaubt haben wie an Jesus Christus. Dieses Skurrile vermisse ich so ein bisschen, aber ich weiß zufällig aus gut unterrichteter Quelle, dass es auch im 13. Jahrhundert schon Waringhams in England gegeben hat. Es könnte also sein, dass es eher in diese Richtung gehen wird - mal schauen.
L.: Gibt es ein Genre, eine historische Persönlichkeit oder ein Thema zu dem Sie bisher noch nicht geschrieben haben, es aber gerne würden?
R.G.: Ja, es gibt mehrere Persönlichkeiten über die ich gerne noch mehr forschen und schreiben würde. Wer da im Moment meine Nummer eins ist, ist King John, der kleine Bruder von Richard Löwenherz.
L.: Der "Ohneland".
R.G. Genau. Der war ja ein ziemlich schlimmer Finger und ist daher bestimmt eine spannende Romanfigur.

L.: Nachdem ich Ihnen nun einige Fragen gestellt habe möchte ich Ihnen Gelegenheit geben auch etwas mehr über mich zu erfahren. Gibt es etwas das Sie mich fragen wollen?
R.G.: Limes, erzähl mir doch mal, wie lange Du schon Blogschweinchen bist, wie viele Interviews Du schon gemacht hast und welches denn Dein Schönstes war.
L.: Ich habe den Job als Blogassistent jetzt seit Juni 2013 und habe glaube ich jetzt mein neuntes Interview geführt. Das schönste Interview herauszupicken ist wirklich schwierig, denn jede Begegnung für sich war schön. Der schrecklichste Moment ist da schon einfacher, denn ich habe immer noch Angst bei dem Gedanken an den Autor, der mich gefragt hat, wann ich denn als Frühstücksspeck serviert werde.
R.G.: *lacht* Das war bestimmt ein Krimiautor.
L.: Genau.
R.G. Wie gemein und taktlos dich so etwas zu fragen. Immer diese Krimikollegen, die kenne ich ja gut. Mit denen kann man nirgendwo hingehen.
L.: Vielen Dank für das Gespräch!
R.G.: Ich danke Dir! Hat Spaß gemacht.

Natürlich hat Limes auch noch ein kleines Erinnerungsfoto mit Rebecca Gablé gemacht.

Vielen Dank an den Lübbe Verlag, der diesen Termin ermöglicht hat!
Demnächst gibt es dann eine neue Episode der Rubrik "Limes trifft ...".