Das Trampen ist eigentlich eine uralte Form des Mitfahrens und es wird schon seit der Erfindung des Rads praktiziert. Obwohl von vielen Klischees besetzt, kann das Trampen auch eine ganz normale Art sein, sich mit anderen Menschen für eine Fahrt zusammenzuschließen. Vor allem für junge Menschen ohne viel Geld kann das Reisen per Anhalter eine wunderbare Gelegenheit bieten, die Welt zu erkunden und andere Kulturen und Menschen kennenzulernen.
Die Lilli Green-Redaktion hat aus eigener, langjähriger Erfahrung Tramptipps und Knowhow für das Reisen per Anhalter gesammelt und teilt hier die besten Geheimtipps im Rahmen des Specials für nachhaltiges Reisen. Wer lieber vorab plant, kann alternativ auch über Portale eine Mitfahrt organisieren. Auch dafür haben wir einen kleinen Guide für Mitfahrgelegenheiten erstellt.
Vorbereitung – Packliste für das Reisen per Anhalter
1. Zelt und Schlafsack
Am besten sollte man beim Trampen immer, und sei es nur für Notfälle, etwas zum Schlafen mitnehmen. Wer kein Zelt mitschleppen möchte, kann alternativ auch eine Reisehängematte mitnehmen.
2. Essen und Trinken
Auch wenn es an vielen Tankstellen Notlösungen gibt: Gesund und nachhaltig ist es nicht, sich wochenlang an Tankstellen und auf Raststätten zu ernähren. Nehmt lieber gute, plastikfreie Essensbehälter und Brotboxen und gesunde Nahrungsmittel mit. Natürlich auch genug Wasser in wiederverwendbaren Trinkflaschen. Auch etwas frisches Obst, Nüsse und vegane Powersnacks können während des Trampens Gold wert sein. Denkt auch an ein gutes Taschenmesser und eventuell Kochutensilien und nachhaltiges Geschirr für unterwegs.
3. DIY Trampschild: Stifte, Marker, Pappe
Für ein Schild zum Trampen sind gute Stifte unentbehrlich. Pappe findet sich zur Not meistens auch an Tankstellen. Das Schild sollte klar und lesbar beschriftet sein, die Buchstaben so groß wie möglich. Ein Smiley dabei kann auch nicht schaden!
4. Regenschutz
Gut vorbereitete Tramper sind auf alle Wetterlagen vorbereitet und nehmen Regenkleidung sowie eine Schutzplane für alle Fälle mit. Auch hier gibt es nachhaltige Alternativen zum Regencape aus Plastik – zum Beispiel kompostierbare Regencapes aus Biokunststoff.
5. Sonnenschutz
Manchmal steht man sehr lange in der Sonne – also unbedingt einen Sonnenhut oder eine Kappe mitnehmen! Mehr Tipps zum Thema Nachhaltiger Sonnenschutz haben wir im Beitrag „Nachhaltige Sonnencreme: besser Sonnenschutz oder Meeresschutz?“ gesammelt.
6. Handy, Powerbank, Solarlampe und Solarladegerät
Für moderne Tramper kann das Handy sehr wichtig sein, da man damit während der Reise wichtige Infos ermitteln kann. Eine Powerbank kann helfen, unterwegs etwas mehr Strom zu haben, eine nachhaltigere Lösung ist allerdings, ein Solarladegerät mitzunehmen und somit wirklich autark und unabhängig vom Stromnetz das Handy aufladen zu können. Auch eine Solarlampe ist eine gute Alternative zur Taschenlampe. Eine Lampe ist für das Reisen per Anhalter unentbehrlich.
7. Karte
Ein Überblick über die Strecken kann sehr hilfreich sein. Am besten sollte die Karte schon vorher studiert werden – vor allem im Ausland kann es ansonsten schwierig sein, die richtigen Ortsnamen zu kennen und zu verstehen, wohin (potentielle) Fahrten führen können. Wer nur das Handy als Karte nutzt, sollte vorher die Karte downloaden, um nicht vom Empfang unterwegs abhängig zu sein.
Die Location ist oft der Schlüssel zum erfolgreichen Trampen
Der genaue Ort für das Trampen ist absolut entscheidend für alles. Wichtig ist, dass dort die Autos nicht zu schnell fahren, dass man gut gesehen wird, und dass Autos zudem legal und sicher anhalten können. Man sollte dabei immer bedenken, dass die Autos auch Zeit brauchen, um zu überlegen, ob sie anhalten.
Für längere Strecken empfiehlt sich das Fahren auf Autobahnen. Am besten geeignet sind dafür große Raststätten. Hier kann man sich entweder vor den Zufartsweg zur Autobahn stellen oder auch an der Tankstelle oder am Parkplatz Fahrer ansprechen. Man sollte niemals auf der Autobahn trampen (illegal, gefährlich und fast unmöglich) und beim Einsteigen schon klären, wo der Fahrer einen wieder rauslässt. Vermeidet Autohöfe, da sie oft weit von der Autobahn entfernt liegen und manchmal kaum besucht werden. Direkt an der Autobahnauffahrt zu trampen ist verboten. Wenn es nicht anders geht, sucht euch am besten einen Platz, der noch davor liegt und wo die Autos legal halten können.
Wer in einer großen Stadt anfängt zu trampen, sollte sich genau überlegen, wo es eine gute Stelle gibt zum Lostrampen. Manchmal lohnt es sich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis an den Stadtrand oder sogar zu einer Autobahn-Raststätte zu fahren, da Autos aus dem Stadtverkehr oft in der Stadt oder in der Nähe der Stadt bleiben.
Meditieren per Anhalter – auf die innere Haltung kommt es an
Zeit und Geduld mitbringen
Trampen ist eine Kunst der inneren Haltung und sollte nicht an äußere Bedingungen gekoppelt sein. Wer unbedingt innerhalb einer bestimmten Zeit von A nach B muss, wählt am besten andere Transportmittel. Ein Ziel zu haben ist schön, aber als Tramper sollte man darauf nicht bestehen und offen sein für das, was kommt. Manchmal dauert es eben auch mal ein paar Stunden, bis man mitgenommen wird. Aber viel öfter wird man erstaunlich schnell mitgenommen, und Trampen kann unter Umständen sogar schneller sein als selbst Auto zu fahren, weil man als Mitfahrer keine Pausen einzubauen braucht.
(Selbst-)Vertrauen: Es braucht immer nur ein Auto
Trampen ist eine Übung des Vertrauens. Seid einfach zuversichtlich, dass irgendwann eine Mitfahrt kommt. Es braucht eben immer nur ein Auto, das einen mitnimmt. Dabei helfen ein gesundes Selbstvertrauen und eine positive Grundhaltung: Wo immer ich bin, kann ich glücklich und zufrieden sein.
Immer die Ruhe bewahren
Manche Autofahrer sind nicht so nett wie andere – ein blöder Witz oder dumme Sprüche können schon mal kommen. Hier gilt es, bei allem die Ruhe zu bewahren und sich von solchen Erfahrungen nicht aus der Spur bringen zu lassen. Wer keine Lust mehr hat oder doch innerlich unzufrieden wird, sollte sich am besten kurz rausnehmen, die Augen schließen und durchatmen. Auch eine Chill- und Picknick-Pause zwischendurch sollte auf jeden Fall auch mal sein.
Frischer Look, gute Laune und sympathisches Auftreten
Wichtig ist, dass die Fahrer auch Lust bekommen, einen mitzunehmen. Ein guter Tramper hat ein gepflegtes Äußeres, ist frisch und munter und kleidet sich locker und interessant, aber auch anständig. Ein von innen heraus freundliches Auftreten kann sicher dazu beitragen, mitgenommen zu werden. Auch wichtig: Den Fahrern, wenn möglich, in die Augen schauen, sie anlächeln, deutlich und non-verbal kommunizieren – das alles hilft für eine schnelle Mitfahrt.
Smalltalk ohne Aufdrängen
Seid offen, mit dem Fahrer ein Gespräch zu führen, und vor allem dem Fahrer zuzuhören. Stellt interessierte Fragen, aber wenn der Fahrer kein Interesse am Gespräch zeigt oder eine Sprachbarriere da ist, dann ist Schweigen auch in Ordnung.
Sexy sells, aber Vorsicht!
Natürlich kann ein attraktives Aussehen, vor allem bei Frauen, dabei helfen, mitgenommen zu werden. Aber genau dabei sollte man aufpassen. Gerade als Frau alleine sollte man diese Karte beim Trampen nicht spielen und sich eher etwas defensiver und korrekter anziehen. Den Klassiker “Junge Frau trampt, ihr Freund versteckt sich im Gebüsch” sollte man auch vermeiden, da es eigentlich eine Art von Betrug ist. Setzt besser auf freundliche Mitfahrten mit Menschen, die ein normales und nicht sexuelles Interesse an ihren Mitfahrern haben.
Sicherheit und Vertrauen beim Trampen
Ein Risiko gibt es immer beim Reisen, egal mit welchem Transportmittel. Wer auf Reisen ist, achtet am besten immer auf sein Gepäck und seine Wertsachen. Beim Trampen gilt es, die Wertsachen immer direkt bei sich zu behalten. Ansonsten sollte man auch hier auf sich hören und auf die eigene Intuition vertrauen. Sind Fahrer komisch drauf, stinken nach Alkohol oder hat man sonst ein schlechtes Gefühl, dann sollte man am besten auf die Mitfahrt verzichten. Bleibt ruhig und freundlich, auch wenn der Fahrer sich komisch benimmt, und bittet zur Not um eine Möglichkeit, aussteigen zu können. Andere über die Aufenthaltsorte zu informieren oder eventuell ein Fahrtenbuch mit Nummernschildern und Orten per App zu führen, kann auch dabei helfen, sich abzusichern. Am wichtigsten ist es jedoch, eine gesunde Portion (Selbst-)Vertrauen mitzubringen und in allen Reisesituationen achtsam zu bleiben.