Jesus ist zu seiner Zeit immer wieder mit provozierenden Sätzen aufgefallen.
In seiner Bergpredigt sagte er zum Beispiel: Liebt eure Feinde!” Dieser kurze Satz liegt schwer auf – vor allem wenn ich ihn auf meine Mitmenschen übertrage. Stell dir vor, wen Jesus mit diesem Satz gemeint haben könnte: Die Person, die dir gerade den Sitzplatz vor der Nase weggeschnappt hat? Oder dein politischer Gegner? Er könnte auch deinen Chef gemeint haben, der dich dauernd herumkommandiert? Oder den Arbeitskollegen, der allen auf die Nerven geht?
In der Theorie ist es für mich nicht schwierig diese Menschen zu lieben, aber wie sieht es in der Praxis aus?
Wenn ich so einem “Feind” begegne, brauche ich einen guten Grund, warum ich diesem Typen überhaupt so etwas wie Liebe zeigen soll. Mir hilft es jeweils, wenn ich an eine Geschichte denke, die Jesus erzählt hat. Es ist das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Dieser Sohn hat sein ganzes Geld verpulvert. Geld, das er notabene nicht mal selber erwirtschaftet, sondern vom Vater als Erbvorbezug erhalten hat. Darauf ist er im Elend gelandet und musste für einen mickrigen Lohn als Schweinehirte arbeiten. Dreckig und heruntergewirtschaftet, wie er war, kehrte er zum Vater zurück. Der Vater hat schon auf ihn gewartet und hat in voller Freude in seine Arme genommen.
Im Gleichnis steht der Vater für Gott und der schmutzige Sohn für uns Menschen. Für Gott bleiben wir Menschen seine geliebten Söhne und Töchter, egal wie verschmutzt wir sind. Er erwartet seine verlorenen Kinder mit offenen Armen!
Das gilt genau gleich auch für die Menschen, die ich als meine Feinde anschaue. Egal wie viel Dreck ich an ihnen sehe – in Gottes Augen sehen sie auch als verlorene Söhne und Töchter so liebenswert aus, dass er sie jederzeit mit offenen Armen empfangen würde.
“Liebt eure Feinde!”, heisst für mich, dass ich versuche, alle Menschen so zu sehen, wie Gott sie sieht – die Symphatischen und eben gerade auch die Unsymphatischen.
Mit diesem Blick versuche ich dann das Zweite: Den Menschen mit derselben Liebe begegnen, die Gott für sie hat. Das ist eine echte Herausforderung! Dieses “Liebt eure Feinde!” von Jesus hats also in sich. Ein provozierender Satz – aber einer mit dem Potential unsere Welt auf den Kopf zu stellen!
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