Als ich für meinen gestrigen Beitrag über die Farbe Rosa meine Fotosammlung durchsuchte, fiel mir auf, dass gemessen an den Fotos, die ich aus Wien habe, die Donaumetropole als meine Lieblingsstadt durchgehen könnte. Ich habe diese Stadt schon wirklich oft besucht, aber Lieblingsstadt?
Lieblingsstadt Wien?
In Österreich gefallen mir Salzburg, Innsbruck und Graz sehr gut; andere ‘Metropolen’ wie Linz oder Klagenfurt kenne ich leider nicht.
Aber Wien mag ich eigentlich nicht so gerne.
Dieses Gefühl rührt vielleicht in dem Umstand, dass wir unsere Abschlussfahrt nach Wien machen MUSSTEN. Da wir auf dieser Reise unseren Kunstlehrer mitgenommen haben, MUSSTEN wir etliche Kunstausstellungen in dieser ach so kunstfreudigen Stadt besuchen.
Vielleicht ist es auch der Tatsache geschuldet, dass mein Vater als Kind dort die Schrecken des Krieges hautnah erlebt hat. Denke ich an Wien, dann denke ich an seine Erzählungen und an die Angst eines kleinen 10jährigen Jungen.
Der Krieg ist lange vorbei und bei der Abschlussfahrt war ich noch ein junges Mädchen. Aber Wien und ich – wir beide haben es nicht leicht miteinander.
Das Klischee von Wien
Denkt man an Wien, dann denkt man automatisch an Sissi oder Maria Theresia – beides für sich gesehen 2 ganz fürchterliche Personen. Vielleicht gruselt es einem auch bei dem Gedanken an ein weinseeliges Heurigen-Idyll mit einem singenden Hans Moser als Kellner. Dabei hat Wien gerade im musikalischen Bereich außerordentlich viel zu bieten. Oder wo trifft man schon mal in der Fußgängerzone einen Musiker, der wie auf dem obigen Bild ein Musikinstrument namens Hang spielt? Egal, welche Musikrichtung man bevorzugt, es gibt tausende Konzerte in Wien, die man besuchen könnte. Aber denkt man an Wien, dann denkt man automatisch an Wolfgang Amadeus Mozart, der ungefähr der Michael Jackson des Barocks gewesen sein mag. Und das alles zählt zu diesem klebrigen Klischee von Wien, bei dem es nur darum geht, dass die Donau ja so blau wäre.
Und man kann ihm kaum entrinnen.
Das wahre Wien
Gibt es denn das wahre Wien? Und wenn ja, wer interessiert sich denn dafür?
Die Touristen aus Japan, USA und Deutschland wollen mit dem Klischee der guten alten Zeit des Barocks, Rokokos oder bestenfalls der K.u.K. Monarchie bedient werden und das schafft Wien ganz ausgezeichnet. Ein junges Wien, ein wahres Wien erschließt sich dem oberflächlichen oder eiligen Besucher kaum bis schwierig, weil neue, junge und frische Kulturstile nur dann im Vordergrund treten dürfen, wenn sie von Friedensreich Hundertwasser kreiert worden sind.
Und das mag ich dann an Wien nicht, auch wenn ich den Hundertwasser sehr schätze.
Foto: Musiker spielt ein Hang in der Kärtner Straße in Wien ©Sabienes
Text: Lieblingsstadt Wien ©Sabienes