Liebesträume

Eine junge Frau namens Melissa fährt auf ein Festival und lernt dort eine Gruppe Jugendlicher aus ihrer Stadt kennen. Sie befreundet sich mit Meggie, die sich wiederum in Tom verliebt, der ebenfalls dieser Gruppe angehört. Meggie erzählt Melissa von ihrem Schwarm und bittet sie, die beiden zu verkuppeln. Allerdings glaubt Melissa nicht daran, dass man ernsthaft Menschen verkuppeln kann, hält dies eher für einen Teenagertraum, der nicht zu langfristigen Ergebnissen führen kann.

Da sie aber Meggie mag und nicht enttäuschen will, verspricht sie es zu versuchen. Meggie ist begeistert und möchte für Melissa gern dasselbe tun: Nur mit wem soll sie sie verkuppeln. Melissa ist nicht so recht auf der Suche, glaubt aber ohnehin nicht an den Erfolg einer Verkupplungsaktion und nennt wahllos zwei junge Männer im neuen Freundschaftskreis, die gut aussehen.

Nach Festivalende und zurück in der Heimat schreiten Meggie und Melissa zur Tat. Sie organisieren Spieleabende, zu denen sie stets nur Tom und einen der zwei von Melissa benannten Herren einladen. Während die Männer Krimi- und Aktionsspiele vorziehen, setzen sich Melissa und Meggie mit Personality durch, um das Kennenlernen zu fördern. Wichtige Themen, die angesprochen werden sollen, sprechen sie zuvor ab um dann vor den Begehrten inszenierte Gespräche darüber führen zu können.

Tatsächlich zeigen sich schnell erste Erfolge, allerdings in falscher Richtung: Da Meggie sich nicht traut, Tom selbst anzurufen und einzuladen, scheint es zunächst, als ob sich dieser in Melissa verliebe, die davon allerdings wenig begeistert ist. Doch der Irrtum lässt sich beheben und tatsächlich kommen Meggie und Tom bald zusammen.

Auch bei Melissas Partnersuche tut sich einiges, denn Jonas – einer der zwei Auserwählten – beginnt Interesse zu zeigen und trifft sich unter einem Vorwand allein mit Melissa. Diese sieht das Ganze noch immer als ein großes Spiel und flirtet unbedacht. Als ihr bewusst wird, dass Jonas mehr möchte, erschrickt sie und macht ihm sehr deutlich klar, dass sie kein Interesse hat.

Doch wieder allein macht sie sich Vorwürfe, dass sie so hart zu ihm war und versucht ihn anzurufen, um sich zu entschuldigen. Doch Jonas geht einfach nicht an sein Handy, was ihr schlechtes Gewissen zusätzlich verschlimmert. Erst viel später erfährt sie, dass sein Handy zu diesem Zeitpunkt schlicht außer Reichweite war.

Um sich zu entschuldigen trifft sie sich am nächsten Tag mit ihm und schlendert dann mit ihm versöhnlich durch die Innenstadt. Dabei berühren sich wie zufällig ihre Hände und plötzlich laufen sie Hand in Hand. Melissa ist verwirrt, doch Jonas’ Werben in den kommenden Tagen ist erfolgreich.

Als er sie bei einem Spaziergang am Fluss bittet, ihn zu heiraten, ist sie absolut überwältigt und stimmt zu. Sie setzen sich ans Ufer und küssen sich.

Liebesgeschichten sind wunderbar, nicht wahr?

Natürlich fehlt bei der hier beschriebenen die kreative Wortwahl und Ausschmückung eines guten Buches, die Musik und Lichteffekte eines romantischen Films.

Ein bisschen Spannung, ein bisschen Verwirrung, vielleicht ein paar Tränen, Witz und vor allem ganz viel Herz gehören zu Büchern wie „Ps. Ich liebe dich“ und Filmen wie „Notting Hill“ oder „Briefe an Julia“.

Sie sind vorallem deshalb so beliebt, weil man sich selbst in Gedanken an die Stelle der Protagonistin oder des Protagonisten setzt, mitleidet und erleichtert aufatmet, die Romantik in vollen Zügen inhalierend. Und wenn dann am nächsten Tag jemand „Hoppla!“ sagt oder man in den Briefkasten schaut, dann kehrt noch ein kleiner wohliger Schauer zurück und zaubert auch jetzt noch ein kurzes verschämtes Lächeln auf die Lippen – naja, man ist doch kein Teenager mehr… aber schön war’s schon!

Ich möchte an dieser Stelle das Vorurteil aus dem Weg räumen, dass nur Singles von Hollywoodromantik träumen. Auch glücklich Vergebene werden gern an die ganz große Liebe erinnert, die zwar irgendwie noch da ist, aber dem Alltag recht viel Platz einräumt.

Aber wer tief in sich hineinhorcht wird sehen: So richtig will man dann doch nicht mehr der ewige Protagonist im Liebesfilm sein, stets zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt und der vertraute Umgang miteinander im Alltag, unterbrochen auch jetzt noch von einigen Hochs und Tiefs, ist eben deshalb so angenehm.

Nach richtig guten Liebesgeschichten denke ich hinterher: Ach, wäre es doch bei mir auch so romantisch-spannend-humorvoll zugegangen. Aber eines Tages erzählten wir uns im Freundeskreis von den Geschichten, wie wir unsere Partner/innen kennengelernt hätten. Es machte unglaublich Spaß und ich war überrascht, wie spannend ich unsere Geschichte erzählen konnte. Und dann fiel mir auf: Nun, sie war ja auch spannend und romantisch.

An manchen Stellen so sehr, dass man es gar nicht filmen könnte, weil sie für den Zuschauer viel zu vorhersehbar oder irgendwie unrealistisch wäre. Was würde z.B. geschehen, wenn man die Geschichte oben um eine Szene ergänzen würde, in der Melissa ihrer besten Freundin eine Sms schreibt „Lass uns mal telefonieren, ich muss dich was fragen“ und diese das Gespräch beginnt mit: „Du willst heiraten und willst mich fragen, ob ich deine Trauzeugin werde?“, wenn genau dies der Fall ist. So was von unrealistisch und kitschig, nicht wahr? Wäre allerdings genauso wahr wie der Rest der Geschichte (etwas eingekürzt, aber nichts dazu erfunden).

Und nun, liebe Vergebene: Was ist eure Geschichte? Gibt es unter euch auch nur eine/n, dessen Geschichte ohne Romantik, Dramatik und Humor verlaufen ist? Nein, ich glaube, das Leben ist immer ein bisschen hollywoodreif – und manchmal sogar zu kitschig dafür :-)



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