Lieber Thomas Schreiber von der ARD

Guggenmusiker

Lieber Thomas Schreiber,

Nach der Wahlschlappe für Deutschland beim Eurovision Song Contest (ESC), bei dem der unsrige Beitrag “Glorious” von Nathalie Horler nicht zu Unrecht in Grund und Boden gestampft wurde, hast du dich als verantwortlicher Unterhaltungskoordinator der ARD nicht entblödet, vor laufender Kamera folgendes von dir zu geben:

Es gibt sicher auch eine politische Lage. Ich will nicht sagen «18 Punkte für Angela Merkel«. Aber man muss eben auch sehen, da stand nicht nur Cascada, sondern da stand auch Deutschland auf der Bühne.“

Dazu habe ich einige Anmerkungen.

18 Punkte für Angela Merkel

Von mir würde Angela Merkel keine 18 Punkte erhalten. Ich finde, dass 18 Punkte für die gute Frau und ihre Arbeit hinsichtlich der Euro-Rettung, die in Wirklichkeit eher einer Rettung der Deutschen Bank und deren Kollegen gleichkommt, ziemlich überbewertet wären. Sie bekäme von 18 Punkte weder für ihre Personalpolitik oder für ihr Voranstreben in der Energiewende, die gar keine ist, noch für die Familienpolitik ihrer Regierung.

Es ist ja bekannt, dass die Kanzlerin nicht zu den europaweiten Sympathieträgern zählt. Aber wenn die ARD in einer Eurovisionssendung eine Mischung zwischen Hunnenkönigin und Wolfgang Petri in Ballermann-Manier von unserer angeblichen Gloriosität singen lässt, zeugt dies meines Erachtens von mangelndem Fingerspitzengefühl.  Einen besonderen Beigeschmack könnte man auch der 3. Zeile des Liedes: “The world is ours” beimessen.

Die 18 Punkte hat nicht Frau Merkel bekommen, die habt ihr von der ARD erhalten, weil ihr ganz allein dafür verantwortlich seid, dass dieses Lied den Vorentscheid gewonnen hat.
Apropos: die von euch so sehr geschmähten LaBrass Banda hätten mit der griechischen Ska Punk Band Koza Mostra ganz gut mithalten können und die machten immerhin den 8. Platz. Aber ihr habt ja beim Vorentscheid so lange die Stimmen ausgezählt, bis dieser Cascada-Mainstream-Scheiß gewonnen hat.

Stand in Malmö Deutschland auf der Bühne?

Also, ich stand nicht da und auch sonst niemand, den ich kenne.
Es ist vielleicht auch besser, wenn Deutschland im Moment nicht auf so großen Bühnen zu Hause wäre. Denn ansonsten könnten weltweit Bürger und Bürgerinnen auf die Idee kommen und mal laut nachfragen, was denn jetzt mit den NSU-Prozessen in München los ist.

Übrigens gewann 2010 Uns-Lena den ESC. Damals war Deutschland und Merkel auch nicht wesentlich beliebter, als heute.
Aber das Liedlein war netter.

Foto: Guggenmusiker @Sabienes
Text: Lieber Thomas Schreiber von ARD ©Sabienes


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