Zum Tod von Terry Pratchett
Lieber Terry Pratchett,
Du hast mir eine Welt gezeigt, die jenseits aller Mühsal einer Rundwelt existiert.
Eine Welt, die von 4 Elefanten getragen wird, die auf der Schildkröte Groß-A’Tuin stehen, welche durch den Weltraum wandelt. Du hast mir die Scheibenwelt gezeigt und dafür werde ich dir ewig dankbar sein.
Die Scheibenwelt
Wie oft bin ich durch die Gassen von Ankh Morpok gewandert. Mit Grausen habe ich in die trüben Gewässer des Ankh geblickt, der einzige Fluss, auf dessen Oberfläche man die Umrisse eines Toten nachzeichnen kann. Ich ging vorbei an dem Haus der Assasinengilde, der Clownsgilde und der Gilde der Näherinnen. Ich trank auf der Wache einen Kaffee mit Kommandeur Mumm, klopfte an die Pforte der Unsichtbaren Universität und löste Kreuzworträtsel mit Lord Vetinari. Ich ging mit Leutnant Grinsi zum Shoppen und versorgte Igor mit Nadel und Faden. Und hatte Respekt vor dem Entenmann.
Ich mochte die Küche von Quirm, obwohl die überall zuviel Avec reintun, ich kletterte über die Spitzhornberge und kochte Tee für Nanny Ogg und Oma Wetterwachs (erste sang mit mir das Igellied, zweite schmiss uns beide aus der Hütte). Ich fluchte mit den “Größten” um die Wette – Potzblitz, war das ein Spaß!
Und nun hat er dich abgeholt, der Tod, diese sensible Gestalt, die immer in GROßBUCHSTABEN SPRICHT.
Soweit ich weiß, hast du bereits mit 13 Jahren begonnen zu schreiben und insgesamt um die 70 Bücher geschrieben. Nicht alle handelten von der Scheibenwelt, einige Werke waren nur für deine Hardcore-Fans geeignet, aber alle steckten voller Humor und Intelligenz. Gerade in deinen späteren Werken namst du in irgendeiner Weise Bezug auf aktuelle Geschehnisse, sei es nun Bankenkrise, Misswirtschaft, Pressefreiheit oder Rassenhass. Du hattest ein Herz für die kleinen Leute und für die ehrlichen, mutigen Kämpfer (auch wenn du Cohen, dem Barbar Hämorrhoiden verpasst hast). Es gab immer eine starke, patente Frau in deinen Romanen, aber selten eine große Romanze.
Du hast uns Lesern mit einfachen Worten komplizierte Weisheiten gelehrt und sei es nur die Tatsache, dass sich das Raum-Zeit-Kontinium verändert kann, wenn man der Einfachheit halber das π (Pi) in eine gerade Zahl umwandelt.
Lieber Terry Pratchett,
Alzheimer ist eine wirklich blöde Krankheit, besonders wenn es einen quasi in der Blüte des Lebens damit erwischt. Dennoch hast du uns Leser bis zum Schluss immer wieder mit neuen Romanen überrascht, so unglaublich das klingen mag.
Danke!
Terry Pratchett starb am 12. März 2015 mit 66 Jahren. Die Rundwelt, die Scheibenwelt, die Inseln im Pelagischen Ozean und die Lange Erde trauern um den großen britischen Autor.
Foto: Collage mit einer Darstellung von Tod ©sabienes.de
Text: Lieber Terry Pratchett ©sabienes.de
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