lieber stipendium statt studi-gebühr?!

Stiftungen und Stipendien boomen – Unterstützung gibt’s häufiger als man denkt

Wenn Studis stiften gehen

Nicht erst sei Einführung der Studiengebühren kann Studieren eine ziemlich kostspielige Sache sein, wenn Daddy oder Erbtante nicht reich oder spendabel sind. Bücher und Blöcke, Sprit oder Bahnfahren und fast immer auch Kost und Logis stehen monatlich auf’m Studi-Zettel, kein Wunder jobbt Lisa nebenher im Café und begleitet Jan am Abend kultursüchtige einsame Damen ins Theater. Anders war’s bei Judith Schweizer. Sie war nicht nur eine der wenigen Maschinenbau-Studentinnen an der Fachhochschule Esslingen, sondern auch Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. „Mir war das zu Anfang meines Studiums gar nicht bekannt, dass es diese Möglichkeit gibt, aber an der FH gibt es einige Professoren, die ehrenamtlich zwei Semester lang die Leistungen der Studenten prüfen und dann geeignete Kandidaten ansprechen, ob sie sich für ein Stipendium bewerben wollen“, erzählt Judith Schweizer. Begabung und besonders gute Leistungen allein reichen allerdings meistens nicht, damit die Gelder fließen: Fast immer verlangen Stiftungen von künftigen Stipendiaten auch soziales, gesellschaftliches oder auch politisches Engagement, je nachdem ob sich die Stiftung einer Partei oder Kirche verbunden fühlt oder ungebunden ist. „Was schlussendlich bei den Juroren zählt, ist das Gesamtbild eines Studenten“, weiß Judith Schweizer, die bei insgesamt vier Auswahl-Prüfungen überzeugen konnte. Bewerbungs-, Auswahl- und Vergabemodi sind bei jeder der etwa 1300 in Frage kommenden Stiftungen unterschiedlich. Am Anfang steht fast immer der Vorschlag oder das Gutachten eines oder mehrerer Dozenten, dann kommt die schriftliche Bewerbung auf die weitere Auswahlverfahren folgen: Einzel- oder Gruppengespräche, Tagungen und Präsentationen. „Bei mir saßen in der Jury hauptsächlich ehemalige Stipendiaten, die ihre Nachfolger anhand vergebener Punkte bestimmen. Alle Bewerber, die ein bestimmtes Minimum an Punkten erreichten, waren schließlich förderungswürdig“, weiß Judith Schweizer. Für ihr Studium bekam sie von der Stiftung sowohl monetäre Leistungen – die sich wie üblich am BAföG orientierten– als auch fachliche Unterstützung in Form von Seminaren und Fortbildungen sowie ein monatliches Büchergeld. Ein Stipendium kann außerdem auch exklusive Praktika, gute Beziehungen und sogar Zuschüsse zu Krankenversicherungen oder zinslose Darlehen für bedürftige Stipendiaten beinhalten. Im Gegenzug verpflichten sich Stipendiaten oft zu Jahresberichten und besuchen Stiftungs-Seminare.

Lange Zeit war eine Bewerbung grundsätzlich nur nach Beginn des Studiums möglich. Wer von Anfang an auf finanzielle Förderung angewiesen war, musste erst mal BAföG beantragen oder jobben. Mittlerweile bieten fast alle Stiftungen die Förderung auch ab Studien-Beginn, vorausgesetzt, die Bewerbung geht mindestens ein halbes Jahr vorher ein.

Auch wer ein oder mehrere Semester im Ausland studieren will, kann sich um Fördergelder bewerben. So wie Jennifer Schmidt. Die 24-Jährige studiert Deutsch, Politikwissenschaft und Englisch an der Uni Tübingen. „Dass ich ein Auslands-Semester einlegen werde, war klar, der Hauptgrund dafür, dass ich dann von Januar bis Mai nach Limerick in Irland bin, waren natürlich bessere Englisch-Kenntnisse“ erzählt Jennifer Schmidt. „Ich musste zwar einiges selbst schultern – das Stipendium der Erasmus-Stiftung deckte bei Weitem nicht die ganzen Kosten für Reise und Unterkunft – kann eine Bewerbung aber trotzdem jedem empfehlen, der plant, im Ausland zu studieren – je früher desto besser.“ Tatsächlich nehmen sich diese Empfehlung immer mehr Studenten zu Herzen: kürzlich erhielten zum ersten Mal nicht alle Bewerber in Tübingen ein Stipendium der Erasmus-Stiftung, die den Unis jeweils ein bestimmtes Stiftungs-Kontingent zur Verfügung stellt, das dann unter den Bewerbern aufgeteilt wird. Dagegen kommen – man glaubt es kaum – viele andere, vor allem kleinere Stiftungen, gar nicht dazu, ihre gesamten Gaben auszuschütten: Ihnen fehlen schlicht die Werbemittel, entsprechend oft wissen Studenten gar nicht, dass sie sich dort bewerben können. Es lohnt sich auf jeden Fall immer, an der Hochschule nachzufragen, auch nach fachspezifischen Angeboten, Teilstipendien oder Mentorenprogrammen, die oft nur lokal angeboten werden. Auch der Bundesverband Deutscher Stiftungen ist eine gute Adresse um sich zu informieren, beispielsweise auf der Verbands-Homepage, wo eine formidable Suchfunktion die Stiftungs- und Stipendiensuche durchs ganze Web ermöglicht. Ausländische Studenten, die ein Stipendium fürs Studium in Deutschland ergattern möchten, sind beim DAAD – Deutscher Akademischer Austauschdienst – oder mit seiner umfassenden Online-Datenbank gut beraten. www.stiftungsdatenbank.de, www.daad.de, www.e-fellows.net, www.stipendiumplus.de

Unabhängige bundesweite Stiftungen

Hans-Böckler-Stiftung
Hans-Böckler-Str. 39
40476 Düsseldorf
Tel. 0211/77 78-0
www.boeckler.de
Sonderprogramm zur Förderung bei Studienbeginn, vorausgesetzt der familiäre wirtschaftliche Hintergrund berechtigt zum BaföG-Höchstsatz

Stiftung der Deutschen Wirtschaft sdw
Haus der Deutschen Wirtschaft
Breite Str. 29
10178 Berlin
Tel. 030/27 89 06 30
www.sdw.org
Initiativbewerbungen von Studierenden und Promovierenden über Vertrauensdozenten sind ausdrücklich erwünscht, erste Studienleistungen müssen allerdings vorliegen. Ausnahme: Schüler, die parallel Hochschulveranstaltungen besuchen und mind. drei Hochschul-Leistungsnachweise vorlegen können.

Studienstiftung des deutschen volkes
Ahrstr. 41
53175 bonn
Tel. 0228/820 96-0
www.studienstiftung.de
Bewerbung nur mit Empfehlung des Rektors – bei Promovierenden eines Professors – möglich. Für Sonderprogramme, z.B. für Auslandsaufenthalte und Aufbaustudien, ist Selbstbewerbung möglich.

Auslandsstipendien
Fast alle o.g. Stiftungen bieten auch Auslands-Stipendien, analog den BaföG-Regelungen an. Für’s Auslands-Studium gibt’s BaföG übrigens trotzdem oft auch dann, wenn es für’s Studium im Inland abgelehnt wurde.

Deutscher Akademischer Austauschdienst e.V. (DAAD)
Kennedyallee 50
D-53175 Bonn
Tel. 0228/882-0
www.daad.de
Bietet ausführliche Infos zu Auslandsstipendien und für Studenten aus dem Ausland sowie eine große Stipendiendatenbank im Internet

Aufstiegsstipendium
Stiftung Begabtenförderungswerk berufliche Bildung (SBB)
Lievelingsweg 102-104
53119 Bonn
Tel. 0228/629 31-0
www.begabtenfoerderung.de/Aufstiegsstipendium.194.0.html

Wer bereits eine Berufsausbildung absolviert, mindestens zwei Jahre gearbeitet und besondere Leistungen nachzuweisen hat, kann ein “Aufstiegsstipendium” für’s Studium beantragen. Für’s Vollzeitstudium gibt es 650 Euro im Monat und 80 Euro Büchergeld, für’s berufsbegleitende Studium 1700 Euro jährlich. Dabei gibt es keine Altersgrenze.

Konfessionelle Stiftungen

(fördern teilweise auch Konfessionslose, einfach nachfragen)
Evangelisches Studienwerk e.V. Villigst
Iserlohner Str. 25
58239 Schwerte
Tel. 02304/75 51 96
www.evstudienwerk.de
Förderung bereits zu Studienbeginn möglich

Cusanuswerk (kath.)
Baumschulallee 5
53115 Bonn
Tel. 0228/983 84-0
www.cusanuswerk.de
Bewerbung erst mit Leistungsnachweisen aus dem ersten Semester möglich



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