Lieber scheitern, als nichts zu tun!

Von Oliver Alois Ernst John

Wer im Berufsleben sein eigener Herr sein will, darf nicht immer nur gewinnen wollen. Zu wertvoll sind die Erkenntnisse, die man aus gescheiterten Projekten, enttäuschenden Geschäftsbeziehungen und verlorenen Investments zieht. All das schärft die Sinne, das eigene Profil und die Erkenntnisse darüber, was man wirklich kann und was man wirklich will.

Verena Delius, 35, ist Unternehmerin im wahrsten Sinne des Wortes: Mit 20 die eigene Sushi-Bar, parallel dazu das Betriebswirtschafts-Studium in St. Gallen, anschließend das Trainee-Programm bei der Munich Re. Es folgen eine eigene Salatbar-Kette und eine Fondsgesellschaft. Mc Kinsey zeichnet sie als „CEO of the Future“ aus. Dabei lief gar nicht alles glatt: Die Sushi-Bar warf keine Gewinne ab, die Salate wollte niemand. Ego-Schaden? Keiner.

Lieber einfach weitermachen, und das aus bestem Antrieb: „Wer nur aufs Geld aus ist, sollte es besser gar nicht erst als Unternehmer versuchen. Man muss schon mit Herzblut dabei sein.“ Die Ostwestfälin versteht Scheitern als Teil des Lebens. „Das habe ich mit der Muttermilch mitbekommen: Lieber probierst Du es, und es klappt nicht, als Du probierst es erst gar nicht.“

Da draußen tobt ein ganz eigener Krieg – um Kunden, Aufmerksamkeit, Zeit und Geld. Wer das erkennt, dem ist Scheitern nicht unangenehm, sondern sehr nah. Es ist menschlich. Und nach einer gewissen Zeit ist es nicht mal mehr Scheitern. Bewundert werden im Nachhinein diejenigen, bei denen es nicht so aalglatt und letzten Endes gerade deshalb so erfolgreich lief. Sie sind kantig, ihre Vision passt nicht in eine Form.

Sie formen sich selbst und sind ihre eigenen Lebens-Unternehmer. Es lohnt sich, es ihnen gleich zu tun. Und dabei immer daran zu denken, dass man Erfahrungen nicht macht, sondern von ihnen gemacht wird.