“Lieber nicht” heißt der Titel eines Spiegel-Online-Essays über die Verweichlichung einer Generation junger Männer. Die Klage ist ja nicht neu und überrascht nicht wirklich. Vor allem auch, wenn die Süffisanz wahrgenommen wird, mit der der Artikel geschieben ist. Männer-Bashing ist ja auch zu so was wie ein neuer Sport geworden – vor allem in den Medien. Ich würde hier eher von Verhaltensunsicherheit sprechen und Rollenunsicherheit. Jahrelang war das Motto in der Erziehung von Jungen, dass sie leiser, weniger aggressiv und aufmerksamer werden sollen – Muttis Lieblinge also. Und das, was sich Erziehung nennt, wurde genau dazu benutzt. Nur durch den Einsatz dieser Fähigkeiten kamen sie ein bißchen besser durch ihre Jugend, ohne immer wieder anzuecken. Elternkonform und eher inwändig orientiert.
Männer bleiben lieber in sich
Männer bleiben lieber in sich. Lassen wenig raus – und wer wenig rauslässt kann auch dafür nicht in die Ecke gestellt und beschämt werden. Noch dazu, weil er es verlernt hat, seine eigenen Kriterien zu bilden und nach diesen auch zu leben. Es gab meistens immer jemanden in seiner Umgebung, der es besser wusste, als er selbst und – der stärker und beherrschender war. Aufstand zwecklos. Und – Männer haben die Tendenz, sich schnell in Hierarchien einzuordnen und darin zu verharren. Gelernt ist gelernt.
Der Lernweg? Meine Erfahrung ist die, dass es darum geht, sich ganz ungewohnte Verhaltensweisen wieder zueigen zu machen:
- Nicht permanent tun/leisten und zur Verfügung stehen
- Nein sagen lernen und auch dabei zu bleiben – vor allem im zwischenmenschlichen Bereich
- Sich auf die Forschungsreise zu den eigenen Lebens-Kriterien aufmachen und sich darauf einzulassen
Und achtsam zu schauen, was sich ändert, wenn diese drei Punkte langsam im eigenen Leben und Er-Leben ausbreiten und auch Platz bekommen. Nicht schnell, nicht zwanghaft, sondern langsam – mit allen Rückschlägen und Erfolgen, die das Leben so bietet. Und dann wird ein “lieber nicht” zu einem kräftigen “Nein”, weil Mann irgendwann ganz genau spürt und weiss, was ihm gut tut und was nicht…..