New York Anfang der Neunziger. Ihren Master in englischer Literatur hat Joanna noch nicht lang in der Tasche, als sie einen Job in einer alten renommierten Literaturagentur bekommt, die Jerry Salinger vertritt.
Joanna wird Assistentin. Statt Manuskripte zu lesen, welches ihr Wunsch gewesen wäre, tippt sie nun die Briefe ihrer Chefin auf der Schreibmaschine. Der Verlag scheint in der Zeit seiner Autoren, die meisten sind bereits gestorben, stehengeblieben zu sein.
Bis vor einigen Jahren hielt man den Schriftverkehr zum Ausland noch mittels Fernschreiber aufrecht und kopierte mit Blaupapier. Diktafon, Schreibmaschine, Fax das ist die technische Ausstattung mit der Joanna klar kommen muss. Klar kommen muss sie auch mit im Brüllton gehaltenen Telefonaten ihrer Chefin, die an einer Aversion gegen geschlossene Türen zu leiden scheint. Die Chefin selbst, ein wenig exaltiert, verfügt nur über einen kleinen eigenen Kundenstamm. Der Kundenstamm den sie von ihrer Vorgängerin übernahm ist in täglicher Ausdünnung begriffen.
Neben dem Abtippen der Briefe gehört auch die Beantwortung der Fanpost zu Joannas Aufgabenbereich. Hierfür gibt es einen Standardbrief der vermittelt das Salinger keine Fanpost erhalten möchte. Joanna liest einen Großteil der Briefe und lässt sich berühren von den Geschichten die zumeist ebenso von Verlusten geprägt sind wie die der Protagonisten in Salingers Romanen. Trotz des strikten Verbotes antwortet sie auf einige Fanbriefe persönlich.
Ihr Privatleben gestaltet sich schwierig. Die Beziehung zu Don ihrem Freund ist unbefriedigend, trotzdem ziehen sie zusammen in eine marode Mietwohnung ohne Heizung und ohne Spüle.
Als das Haus in dem sie wohnen nur haarscharf einer Gasexplosion entgeht, weil die Vermieterin dann doch eine Heizung installierte – leider nicht fachkundig, fasst Joanna einen Entschluss.
Ihr wird bewusst das sie ihrem Leben in der Jetztform entwachsen ist. Sie gibt ihre Stelle im Literaturverlag auf und trennt sich von Don.
Joanne Rakoff´s Roman ist autobiografisch geprägt. Die Geschichte gibt einen Einblick in den Literaturbetrieb New York´s der neunziger Jahre. Die manchmal skurrilen Charaktere im Verlag sind wunderbar beschrieben und so sitzt man manches Mal fast selbst Salingers Fanpost lesend am Schreibtisch, allein schon dafür lohnt sich das Lesen dieses Buches.
Empfehlung: Sehr lesenswert!
Das Buch erschien 2015 im Knaus Verlag(Random House Verlagsgruppe).
Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.
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