Denn bringen wir es auf den Punkt, dann polarisieren sich in den Reaktionen auf das Atomdesaster in Japan zwei grundlegend unterschiedliche Haltungen:
- Die Haltung des wissenschaftsgläubigen Rationalisten, der sich allein vom Verstand und der Ratio leiten lässt und dem alles Emotionale bedrohlich erscheint, insbesondere Gefühle wie Angst bekämpft er erfolgreich mit zwanghafter Rationalität. Deshalb ist er nach wie vor von den Heilsversprechen der Technologie überzeugt ist und auch die Ereignisse in Fukushima versteht er nur als Verkettung unglücklicher Umstände.
- Die Haltung des Gefühlsmenschen, der seine Angst wahrnimmt, die Angst um das eigene Leben und die eigenen Gesundheit ebenso wie die Angst um Leben und Gesundheit seiner Kinder oder der Menschheit als Gattung. Der Gefühlsmensch spaltet seine Ängste nicht ab und versucht sie wegzurationalisieren, sondern er versucht, die Angst als Motiv korrigierender Haltung und Handlung zu nutzen. Der Gefühlsmensch weiß, dass menschliches Handeln nie rein rational funktioniert (was übrigens die moderne Gehirnforschung auch weiß, nur die Entscheider nicht), und von daher der Faktor der menschlichen Fehlbarkeit immer ein reales Risiko bei derart gefährlichen Technologien wie der Atomenergie darstellt.